Grosser Zeh an Kopf, bitte Kopfweh weg … Unsere Füsse haben einen direkten Draht zu allen Organen, sagen Anhänger der Fussreflexzonenmassage. So geht es.
Der amerikanische Arzt William Fitzgerald und später die deutsche Heilpraktikerin Hanne Marquardt haben die Fussreflexzonenmassage zur heutigen komplementärmedizinischen Massagemethode weiterentwickelt. Ihren Ursprung hat die Therapie in der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Das Prinzip der Therapie: Werden bestimmte Druckpunkte am Fuss getriggert, hat das einen Effekt auf den Körper. «Durch die Druckmassage werden Blockaden der Energiebahnen gelöst. Das entsprechende Organ wird besser durchblutet, so können die Selbstheilungskräfte in Gang gesetzt werden», so die Therapeutin. Eine gute Durchblutung ist wichtig, weil Blut Sauerstoff, Aufbaustoffe, Hormone sowie Antikörper transportiert und den Abtransport von Abfallprodukten übernimmt.
Wer sich schon mal für die Fussreflexzonenmassage interessiert hat, kennt das Rasterbild von Fitzgerald: Die Fusssohlen sind darauf wie eine Landkarte des ganzen Körpers dargestellt. Die Zehen gelten als Reflexzone von Kopf und Gehirn. Am Fussballen liegt die Zone von Lunge und Brust. Ein Punkt an der äusseren Fersenunterseite wiederum wird dem Knie zugeordnet. – Die Fussreflexzonentherapie kennt Dutzende solcher Reflexzonen und -punkte, die eine nachgewiesene Beziehung zu Organen und Gewebe im ganzen Körper haben.
Geeignet ist die Druckmassage als unterstützende Massnahme etwa zur Schmerzbehandlung, bei Erkrankungen des Skeletts oder der Muskulatur, Magen-Darm-Beschwerden, Menstruationsbeschwerden, Erkältungen und Schnupfen. Die Methode kann auch hilfreich sein bei emotionalen Schwankungen und Schlafstörungen, Verstimmungen und Stresszuständen.Nicht massieren sollte man hingegen bei infektiösen und fieberhaften Erkrankungen, Entzündungen im Lymph- und Venensystem, Risikoschwangerschaften und auch schwerwiegenden psychischen Erkrankungen.
«Viele Menschen gönnen sich auch eine präventive Massage, um sich generell besser zu fühlen», sagt Svea Meerholz. In ihrer Gesundheitspraxis in Basel untersucht sie die Füsse jeweils nach verhärteten Stellen. «Manchmal spüre ich Blockaden an bestimmten Zonen in Form von Verhärtungen wie kleine Kristalle oder Knötchen.» Je nach Befund kann sie dann zum Beispiel die Ausscheidungsorgane wie Haut, Niere, Darm, Blase und Atemwege aktivieren, Herz-Kreislauf unterstützen oder auch das Nervensystem mit dem Solarplexuspunkt zur Ruhe bringen.
Die Massagegriffe werden an die jeweiligen Beschwerden angepasst. Man unterscheidet zwischen anregenden und beruhigenden Griffen. Stimulierend wirken schnelle, meist kreisende Bewegungen mit stärkerem Druck. Beruhigend – wie etwa zur Schmerzbehandlung – wirkt ein feiner Druck auf einem Punkt, der meist konstant bleibt oder allenfalls sehr langsam kreisend ausgeübt wird. Übrigens, keine Sorge, wer an den Füssen kitzlig ist – der Massagedruck ist dafür zu fest.
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Dass sich während der Massage etwas tut, das kann Svea Meerholz manchmal umgehend wahrnehmen: Etwa wenn Magen und Darm zu gluckern beginnen, wenn sie am Darm arbeitet, oder wenn sich Fuss- oder Handschweiss zeigt: «Als Therapeutin bleibt man aber immer in Kontakt mit der Kundin oder dem Kunden und bestimmt so die Dosierung.»
Interessant ist, dass beim Druck gewisser Reflexpunkte sehr viele Menschen reagieren: Einerseits beim Dickdarm, also beim Thema Verdauung. Andererseits bei der Hirnanhangsdrüse, welche das Hormonsystem reguliert. Gibt es denn auch so etwas wie den beliebtesten Massagepunkt? «Als sehr angenehm und entspannend empfinden viele die sanfte Massage der Zwerchfell-Zone. Das Zwerchfell kann als zentraler Motor der Atmung gesehen werden», so Svea Meerholz.
Wissenschaftliche Nachweise zur Wirkung der Fussreflexzonenmassage gibt es wenige. Sie geben aber positive Hinweise: So untersuchte etwa eine Komplementärmedizin-Forschung in der Schweiz 2001 die Auswirkungen der Fussreflexzonenmassage auf den Darm bei 32 gesunden Erwachsenen mit Hilfe von Ultraschall. Das Ergebnis: Während und nach der Massage der Darmzone am Fuss konnte eine Zunahme der Durchblutung der darmversorgenden Arterie gemessen werden, während sich in der Placebo-Gruppe keine signifikante Veränderung zeigte.
Die Fussreflexzonenmassage ist von Krankenkassen anerkannt und wird in der Regel von ausgebildeten Therapeuten angewendet. Man kann sie grundsätzlich aber auch selber anwenden und sich so Gutes tun. Grundsätzlich werden immer beide Füsse massiert, um den Körper ausgeglichen anzuregen. An den Füssen sind alle Organe analog wie im Körper abgebildet: So ist beispielsweise die Leber auf der einen Seite grösser als auf der anderen und die Herzzone liegt im linken Fuss.