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Prokrastination – wieso wir Dinge vor uns herschieben

Nie ist es reizvoller, den Tiefkühler endlich mal abzutauen, als wenn die Steuererklärung ansteht. Warum nur schieben wir wichtige Aufgaben so oft vor uns her? Und vor allem: Was lässt sich dagegen tun?

Ich kann nur unter Druck gut arbeiten. Morgen mache ich dafür doppelt so viel. Zum Schreiben muss man in der richtigen Stimmung sein. Wenn ich erst einmal an der Arbeit sitze, geht es ganz schnell.

Gehören diese Sätze zum Repertoire, mit dem Sie Ihr Gewissen beruhigen? Dann, wenn Sie eigentlich an Ihrer Abschlussarbeit schreiben oder den Spülkasten flicken sollten, aber stattdessen auf Netflix die neuste Staffel Ihrer Lieblingsserie schauen? Sie sind nicht allein. Es gibt kaum jemanden, der sich nicht manchmal vor wichtigen, aber anstrengenden Aufgaben drückt und dafür etwas tut, das bequemer ist und, zumindest in diesem Moment, angenehmer scheint. Aufschieben ist menschlich.

Was wir besonders gern aufschieben

Zu den Tätigkeiten, die wir besonders häufig aufschieben, gehört das Schreiben. Das sagt die Psychotherapeutin Margarita Engberding und sie muss es wissen. Die deutsche Wissenschaftlerin hat vor rund fünfzehn Jahren die Münsteraner Prokrastinationsambulanz mit ins Leben gerufen, die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland, vielleicht sogar europaweit.

Warum also gerade das Schreiben? Egal, ob Seminararbeit oder Zeitungsartikel, Gutachten oder Projektbericht: Texte brauchen viel Zeit, langanhaltende Konzentration und Selbstkontrolle. Es müssen die unterschiedlichsten Materialien zusammengetragen und geordnet werden. Die Arbeit ist oftmals umfangreich und komplex, und vieles ist, besonders zu Beginn, vage und mit Unsicherheiten behaftet.

Doch es gibt natürlich auch andere Aufgaben, die den Drang auslösen, erst noch zur Glassammelstelle zu gehen oder rasch zu googeln, wie dieser Schauspieler schon wieder hiess, der doch gerade in diesem Film ... Die Top 2 dabei: Steuererklärung und Prüfungsvorbereitung. Das dürfte für die wenigsten eine Überraschung sein. (Lesen Sie unten weiter...)

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Von der Hausfrau bis zum Hochschulprofessor

Obwohl sich die Forschung zur Prokrastination bisher fast ausschliesslich auf Akademiker konzentriert hat – es sind längst nicht nur Hochschulabsolventen, die Wichtiges oft zu spät angehen. Aufschieben ist weit verbreitet und betrifft Handwerker wie Hausfrauen, Künstler wie Unternehmer, wie Engberding sagt, die kürzlich gemeinsam mit den Kollegen Anna Höcker und Fred Rist einen Ratgeber zum Thema herausgegeben hat. Prokrastinierer seien häufig Menschen, die in der Schule früher wenig Probleme hatten und ohne grossen Aufwand durchkamen. Sie hätten nicht gelernt, wie man Prüfungsstoff organisiert, Arbeiten schreibt und mit Frustrationen umgeht, wenn etwas nicht klappt. Doch glücklicherweise ist es nie zu spät, auch das zu lernen.

Fünf Tipps gegen das Aufschieben

  1. Konzentrieren Sie sich für den Anfang auf eine einzige Aufgabe. Das kann die Steuererklärung sein, aber auch das Aufräumen des Estrichs oder ein längst fälliges Gehaltsgespräch.
  2. Definieren Sie möglichst kleine und konkrete Schritte, die Sie angehen können – zum Beispiel, schon einmal alle Belege für die Steuererklärung zusammenzutragen.
  3. Legen Sie einen genauen Zeitpunkt, eine klare Zeitspanne und einen konkreten Ort fest, an dem Sie diesen Schritt ausführen wollen. Planen Sie auch Pausen und halten Sie diese ein. Pflegen Sie ein kleines Ritual, um sich auf die Tätigkeit einzustellen: eine Tasse Tee, ein kurzer Spaziergang um den Block.
  4. Nehmen Sie sich nicht mehr vor, als Sie schaffen können. Das Ziel ist nicht, die Aufgabe möglichst schnell zu erledigen, sondern zu üben, die eigenen Vorsätze ernst zu nehmen und Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen.
  5. Beobachten Sie, unter welchen Bedingungen es Ihnen relativ leichtgefallen ist, die Aufgabe anzugehen und unter welchen schwer. Belohnen Sie sich, auch für kleine Erfolge.

von Ümit Yoker,

veröffentlicht am 14.03.2019, angepasst am 15.10.2019


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