Was ist der Sinn meines Lebens? Diese Frage stellt sich früher oder später fast jeder Mensch. In Japan gibt es einen Begriff, der diese Suche auf den Punkt bringt: Ikigai. Erfahre, wie du dein persönliches Ikigai finden und im Alltag leben kannst.
«Ikigai» setzt sich aus den japanischen Worten iki (Leben) und gai (Wert, Sinn) zusammen. Frei übersetzt bedeutet es: der Sinn des Lebens – oder das, was dem Leben Wert verleiht. Für viele Japaner ist Ikigai nicht ein grosses Ziel, sondern etwas, das sich im Alltag zeigt: in kleinen Freuden, erfüllenden Aufgaben oder in menschlichen Beziehungen.
Auf der japanischen Insel Okinawa leben besonders viele Hundertjährige: Pro 100'000 Einwohner sind es 71 Menschen, die das Alter von 100 Jahren überschreiten. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt dieser Wert bei 21 pro 100'000 (Stand 2024).
Das Konzept stammt ursprünglich von der japanischen Insel Okinawa, einer der sogenannten Blue Zones, in denen Menschen besonders gesund leben und überdurchschnittlich häufig 100 Jahre alt werden. Wissenschaftler haben festgestellt: Viele dieser hochbetagten Menschen pflegen ihren Lebenssinn – ihr Ikigai – aktiv. Sei es durch Gartenarbeit, zwischenmenschliche Kontakten, soziales Engagement oder spirituelle Praktiken.
Ikigai entsteht, wenn vier zentrale Lebensbereiche in Einklang stehen:
Ikigai bedeutet so viel wie «Das, wofür es sich zu leben lohnt» und wird in Japan als Schlüssel zu einem langen und erfüllten Leben angesehen.
Es gibt keinen schnellen Weg, aber klare Schritte, die dich deinem Ikigai näher bringen:
Ein wichtiger Beleg für die gesundheitliche Bedeutung von Ikigai stammt aus der Ohsaki-Studie (2008), einer der bekanntesten Langzeitstudien in Japan. Über 43.000 Erwachsene wurden dabei begleitet.
Das Ergebnis: Menschen, die ein starkes Gefühl von Ikigai angaben, hatten ein signifikant geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine niedrigere Sterblichkeitsrate – selbst unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Einkommen oder Lebensstil.
Auch für die psychische Gesundheit ist Ikigai von großer Bedeutung: Eine Studie der Universität Tokio (2017) zeigte, dass ältere Menschen mit einem ausgeprägten Ikigai deutlich seltener depressive Symptome entwickelten. Ikigai wirkte bei ihnen wie ein innerer Anker, der Resilienz stärkt und das seelische Wohlbefinden langfristig verbessert.
Ikigai ist kein Ziel, sondern ein Weg. Es geht nicht in erster Linie darum, das eine grosse Lebensziel zu finden. Vielmehr ist Ikigai eine Haltung, die sich vor allem in kleinen Momenten des Alltags zeigt.
Die Autoren Héctor García und Francesc Miralles haben nach der intensiven Beobachtung und vielen Gesprächen mit Hundertjährigen in Okinawa die folgenden zehn Regeln für ein langes und erfülltes Leben zusammengestellt:
Die Ikigai-Methode hilft dir dabei, deinen Lebenssinn zu finden, indem du 4 zentrale Fragen ehrlich beantwortest:
In der Schnittmenge deiner Antworten liegt dein Ikigai.
Nein – Ikigai ist kein starres Modell, sondern eine Orientierungshilfe für ein erfülltes Leben. Dein Ikigai kann auch in kleinen Dingen liegen oder in einer Tätigkeit, die kein Geld einbringt.
Laut dem japanischen Neurowissenschaftler und Autor Ken Mogi basiert Ikigai auf eine innere Haltung, die er in den folgenden 5 Säulen zusammengefasst hat:
Die 80 %-Regel („Hara Hachi Bu“) ist ein wichtiges Prinzip der japanischen Esskultur. Sie besagt, dass man nur so viel essen soll, bis man zu etwa 80 % satt ist – also nie bis zum Völlegefühl.
In Japan ist man davon überzeugt, dass diese Haltung zu einem langen und gesunden Leben beiträgt, indem sie Übergewicht vorbeugt und Achtsamkeit im Umgang mit dem eigenen Körper fördert.