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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Den Frühlingsgefühlen auf der Spur: Die Wirkung der Hormone

Die Frühlingssonne scheint und wir lächeln und flirten wieder. Was die Hormone damit zu tun haben und ob wir uns im Frühjahr wirklich häufiger verlieben.

Sobald die Tage wieder länger werden und die Temperaturen steigen, lassen viele die Hüllen fallen. Endlich kann man wieder ohne einengende Mäntel und Schals aus dem Haus. Und wie gut fühlen sich die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut an! Dass wir im Frühling emotional aufblühen und häufig auch erotisch erwachen hat also einen psychologischen Effekt – aber nicht nur. Das intensivere Licht stimuliert auch die Hormone.

Was passiert mit dem Melatoninspiegel im Frühling?

Die helle Frühlingssonne sorgt dafür, dass wir tagsüber weniger Melatonin ausschütten. Dieses Hormon reguliert den Schlaf. Es wird bei Dunkelheit in der Zirbeldrüse (Epiphyse) gebildet, einer erbsengrossen Struktur auf der Rückseite des Mittelhirns. In der Regel erreicht der Melatoninspiegel zwischen ein und drei Uhr nachts seinen Höhepunkt und fällt dann gegen Morgen wieder ab. An düsteren Wintertagen kann er aber auch tagsüber leicht erhöht sein, was zu Müdigkeit oder gar depressiven Verstimmungen führen kann.

Verlieben wir uns im Frühling häufiger?

Wir können uns zwar in jeder Jahreszeit verlieben. Sinkt der Melatoninspiegel im Frühling ab, verändert sich jedoch auch die Balance der Geschlechtshormone. Vor allem männliche Hormone wie Testosteron, das auch bei Frauen vorhanden ist, steigern das sexuelle Verlangen.

Und wenn wir Dinge tun, die sich gut anfühlen, schüttet unser Körper vermehrt Dopamin aus. Zum Beispiel wenn wir Zeit mit geliebten Menschen verbringen oder Sex haben. Bei grosser gegenseitiger Anziehung werden auch hohe Mengen des verwandten Hormons Noradrenalin ausgeschüttet. Das alles kann uns schwindlig, energiegeladen und euphorisch machen — oder zu Schlaflosigkeit oder Appetitlosigkeit führen. Wir können also tatsächlich so verliebt sein, dass wir weder essen noch schlafen können. 

Bilden wir im Frühling mehr Glückshormone wie Endorphin?

Krokusse, Primeli und Tulpen, Vogelgezwitscher und warmes Sonnenlicht auf der Haut – das alles führt dazu, dass unser Gehirn mehr Endorphine bildet. Diese köpereigenen Hormone gleichen den Opioiden, welche als starke Schmerzmittel eingesetzt werden und bekanntlich auch für berauschende und euphorisierende Zwecke missbraucht werden. Auch die körpereigenen Endorphine können in schwächerer Form eine ähnliche Wirkung hervorrufen. Zudem stehen sie mit der Produktion von Sexualhormonen in Verbindung.

(Fortsetzung weiter unten...)

Werden im Frühling mehr Kinder gezeugt?

Obwohl der Frühling die erotischen Gefühle anregt, werden in dieser Zeit nicht mehr Frauen schwanger als sonst. In der heutigen Zeit verteilen sich die Geburten einigermassen gleichmässig über das Jahr, mit einer leichten Zunahme von Juli bis September. Die Gründe dafür sind nicht ausreichend geklärt. Die meisten Tiere dagegen timen ihre Nachkommen auf den Frühling, um die Überlebenschancen zu steigern. Grosse Tiere paaren sich wegen der langen Tragezeit bereits im Herbst oder Winter. Kleinere wie etwa Vögel dagegen balzen mit Vorliebe im Frühling.

Noch mehr Muntermacher dank Serotonin

Ein weiterer Stimmungsaufheller unter den Hormonen ist das Serotonin – ein Botenstoff zwischen den Nervensynapsen. Es bewirkt, dass wir gelassener, ausgeglichener, zufriedener und auch aktiver werden. Helles Licht stimuliert die Ausschüttung von Serotonin. Im Winter kann man den Organismus mit hellen Lampen überlisten. Wirksamer ist aber natürliches Licht, am besten kombiniert mit Bewegung an der frischen Luft. Damit kann man den Frühlingsgefühlen etwas nachhelfen.

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von Andrea Söldi,

veröffentlicht am 18.03.2021, angepasst am 29.02.2024


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