Guerilla-Yoga mitten in der Stadt, Sonnengruss auf dem SUP, Yoga in der In-Beiz: Der Sommer lockt die Yogis ins Freie. Was steckt dahinter? Eine Expertin erklärt's.
«Meditation und Achtsamkeit haben sich zu einem grossen, globalen Trend entwickelt», stellt das Global Wellness Institute im Trendbericht 2018 fest. Beides fördere Fähigkeiten, die Menschen brauchen, um der Informationsflut aufgrund der Digitalisierung entgegenzuwirken. Studien zeigen: Wer dauernd abgelenkt wird, fühlt sich unglücklicher als andere.
Susanne Mattmann bestätigt den «Achtsamkeits-Boom». Sie ist verantwortlich für die Entspannungskurse der Klubschule Migros Zürich. Der Umsatz im jungen Bereich «Meditation und Achtsamkeit» hat sich von 2016 auf 2017 verdoppelt. Die steigende Tendenz setzt sich auch im laufenden Jahr fort. Yoga ist ein sicherer Wert: «Indien und östliche Philosophien sind seit langem beliebt. Weil man etwa mit Yoga neben Ruhe, Achtsamkeit und Ausgeglichenheit auch Fitness und Gesundheit fördert, ist es zu einem Megatrend geworden.»
Östliche Tradition und westlicher Lebensstil beeinflussen sich gegenseitig. Auf dem Megatrend fussen zahlreiche meist kurzlebige Varianten. Heute praktizieren die Yogis den Flow auf Stand-up Paddles, Terrassen oder im öffentlichen Park als Guerillaaktion. Wo man Krieger, Happy Baby oder den Sonnengruss vollführt, spielt jedoch keine Rolle: Yoga wirkt überall positiv auf die Gesundheit – einzig der Zugang dazu ist individuell. Grundlagen für alle Formen von Yoga sind Hatha und Vinyasa mit dem Ziel, Körper und Geist im Jetzt zu verbinden. (Fortsetzung weiter unten…)
Zwar setzt Susanne Mattmann für die Kurse der Klubschule Migros auf nachhaltige Trends, die sich auch für die breite Masse eignen. Trotzdem ist sie mit den hippen Yogatrends der Stunde bestens vertraut. «Seit kurzem lädt ein Pop-up-Studio im Zürcher Hauptbahnhof dazu ein, die Matten auszurollen.» Auch das Zürcher In-Restaurant Frau Gerolds Garten öffnet um 9:00 Uhr seine Terrasse fürs Rooftop Morning Surf Yoga. Und im Garten eines Hotels mit Blick über die ganze Stadt gibt’s bei schönem Wetter den sonntäglichen Sunset Flow. «Trends wie diese sind saisonal und eher kurzfristig», so Mattmann. Das trifft auch auf die Guerilla-Yogis zu, die via Facebook über den nächsten Ort informiert werden, an dem man sich zum Vinyasa trifft – sei es am Fluss, im Park oder auf einem öffentlichen Platz. Die Kollekte am Ende des Kurses wird einer gemeinnützigen Organisation gespendet.
Wochenend-Retreats mit Yogaklassen und guter ayurvedischer Küche in schöner Landschaft, sind eine Alternative zum Eventyoga in der City. «Wochenendentspannung mit Ferienflair lässt sich gut in unseren Alltag einbauen», begründet Susanne Mattmann. «Ein Aufenthalt in Sri Lanka oder Indien ist aufwendiger.»
Ein nicht-saisonaler Trend ist Aerial Yoga. Dabei bewegen sich die Übenden federleicht im Tuch von Pose zu Pose. Auch Lachyoga hat seine Anhänger – ohne Grund einfach mal zu lachen, soll ansteckend wirken und zu echtem Lachen führen. Daneben gibt es absurd anmutende Formen wie Bieryoga, Goatyoga, Yogaclubbing – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Wer Lust hat, die übers Jahr gelernten Posen im Freien auszuüben, findet stets ein saisonales Angebot. Nach fünfminütiger Recherche landete die Autorin auf «Yoga im Freien – begleitet von zwei Alphornbläserinnen». Praktiziert wird aber auch hier das ursprüngliche Hatha-Yoga. Das Setting hingegen entspricht einer Zeitgeist-Strömung.