Antriebslosigkeit, brüchige Nägel, Haarausfall: Eisenmangel kann unserem Körper stark zusetzen. Eine abwechslungsreiche, eisenhaltige Ernährung hilft.
Neben Makro-Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Fetten und Eiweissen benötigt der menschliche Körper vielerlei Mineralstoffe. Dazu gehört Eisen, das bei der Bildung von Blut, Muskeln, Haut und Haaren eine wichtige Rolle spielt, und überdies zur Funktionsfähigkeit unseres Immunsystems beiträgt.
Bei einem Eisenmangel fehlt es dem Körper – wie der Name schon sagt – an Eisen. Die Ursache dafür liegt darin begründet, dass dem Körper nicht genügend Eisen zur Verfügung steht, um alle Funktionen normal erfüllen zu können. Das heisst, der Körper bekommt nicht genügend zu diesem Zweck verfügbares (bioverfügbar) Eisen oder nimmt dies über den Verdauungstrakt ungenügend auf. Auch Speicherstörungen oder ein chronischer Verlust von Eisen, der die Aufnahme übersteigt, können Gründe sein.
Die Symptome eines solchen «Eisenmangels» sind unspezifisch und vielfältig. Sie reichen von Müdigkeit, Gereiztheit und Konzentrationsstörungen über Schwindel und Kältegefühl bis zu brüchigen Nägeln, Wundheilungsstörungen und Haarausfall.
Wer unter mehreren dieser Symptome leidet und gleichzeitig tiefe Eisenwerte aufweist, bekommt heute nicht selten ein Eisenersatzpräparat verschrieben. Das ist bei Patientinnen, bei denen der Eisenmangel zu einer Anämie (Blutarmut) führt, unbestritten notwendig.
Weniger eindeutig ist die Sachlage aber bei Menschen mit tiefen Eisenwerten, die keine Anämie aufweisen. Hier gehen auch die Meinungen der Fachleute auseinander. Es gibt Ärzte, die eine Substitution schon ab einem Ferritinwert von 50 Mikrogramm pro Liter Blut unterstützen, obwohl erst ein Wert von 15 μg/l auf leere Eisenspeicher schliessen lässt. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt zwischen 30 und 50 μg/l eine Grauzone, in der es am Arzt liegt, nach typischen Symptomen eines Eisenmangels zu suchen. Wichtig ist bei tiefen Werten in jedem Fall, dass nach der Ursache für den Eisenmangel geforscht wird.
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Eisenmangel bei Männern ist zwar seltener als bei Frauen, kann aber dennoch auftreten. Auch bei ihnen sind die Symptome unspezifisch, wodurch Eisenmangel nicht immer direkt als Ursache erkannt wird. Meist trifft es Männer im Pensionsalter. Im Alter nimmt der Energieverbrauch ab und damit auch der Appetit. Zudem nimmt mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern der Fleischkonsum ab. Schliesslich können auch Medikamente wie Magensäureblocker (PPI) die Eisenresorption stören. Und im Alter nehmen auch mögliche Blutungsquellen zu, zum Beispiel aus dem Magendarm- oder Urogenitaltrakt.
Da nicht jeder Mensch gleich viel Eisen verbraucht, und beispielsweise Hochleistungssportler oder schwangere Frauen einen erhöhten Eisenbedarf aufweisen, kann es vorkommen, dass der Körper mit Eisen unterversorgt ist. Ein recht häufiges Problem. In der Schweiz hat schätzungsweise ein Viertel der Frauen im gebärfähigen Alter niedrige Eisenwerte. Hauptsächlich verursacht durch die monatliche Menstruationsblutung. Frauen mit einer starken oder langen Blutung sind besonders betroffen von einem Eisenmangel.
Frauen essen aber auch anders als Männer. Weil sie weniger Energie verbrauchen, essen sie insgesamt weniger. Dadurch nehmen sie weniger eisenhaltige Lebensmittel zu sich und somit weniger Eisen auf. Männer greifen ausserdem häufiger zu eisenreichen Quellen, die eine hohe Bioverfügbarkeit haben, wie Frisch- und Trockenfleisch, Wurstwaren oder Schinken.
Die oberste Regel lautet stets: Wer abwechslungsreich isst, optimiert seine Nährstoffversorgung. Eisen aus Fleisch wird konstant zu einem hohen Anteil vom Körper aufgenommen. Eisen aus Pflanzen wird schlechter aufgenommen, es ist aber auch mit einer vegetarischen oder gar veganen Ernährung möglich, den Körper mit ausreichend Eisen zu versorgen. Gute pflanzliche Eisenquellen sind dunkelgrünes Blattgemüse, Broccoli, Nüsse, Samen, Kerne und Hülsenfrüchte.
Um einem Eisenmangel vorzubeugen, spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Gemäss der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) sollten erwachsene Menschen täglich zwischen 10 (Männer) und 15 Milligramm Eisen (Frauen) über die Nahrung aufnehmen. Etwas höher liegen die Richtwerte bei Knaben (12 mg), Mädchen (15 mg), stillenden (20 mg) und schwangeren Frauen (30 mg).
Es gibt Lebensmittel, die die Aufnahme von Eisen (aus pflanzlicher Quelle) ins Blut begünstigen. So etwa Lebensmittel die Vitamin C enthalten, wie zum Beispiel Zitrusfrüchte, Broccoli oder Pepperoni. Andere Lebensmittel können die Aufnahme hemmen, etwa kalzium- und koffeinhaltige Getränke oder Tannine im Rotwein. Trinke am besten keinen Cappuccino vor, während oder direkt nach einer eisenreichen Mahlzeit. Auch Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte enthalten Stoffe, die die Eisenaufnahme hemmen. Hier kann das Einweichen und Keimen lassen helfen.
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Tierische Lebensmittel | Eisen (mg/100 g) |
---|---|
Rindfleisch, Keule | 2,6 |
Kalbsleber | 7,5 |
Schweineleber | 18 |
Leberwurst | 5,3 |
Getreide und Pseudo-Cerealien | Eisen (mg/100 g) |
Amaranth | 9,0 |
Hirse | 6,9 |
Haferflocken (Vollkorn) | 5,1 |
Vollkornnudeln (roh) | 3,8 |
Naturreis | 3,2 |
Gemüse und Salate | Eisen (mg/100 g) |
Spinat (roh, verzehrbarer Anteil) | 4,1 |
Schwarzwurzel (roh, verzehrbarer Anteil) | 3,3 |
Fenchel (roh, verzehrbarer Anteil) | 2,7 |
Hülsenfrüchte und Produkte | Eisen (mg/100 g) |
Bohnen, weiß (Trockenprodukt) | 6,1 |
Linsen (Trockenprodukt) | 8,0 |
Kichererbsen (Trockenprodukt) | 6,1 |
Tofu | 5,4 |
Nüsse, Samen, Kerne | Eisen (mg/100 g) |
Kürbiskerne | 12,5 |
Sesamsamen | 10,0 |
Pistazien | 7,3 |
Sonnenblumenkerne | 6,3 |
Quelle: I. Elmadfa u.a.: Die große GU Nährwert-Kalorientabelle 2016/17, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2015
Die Eisenzufuhr von Veganern ist häufig genauso hoch oder höher als bei Personen, die Fleisch essen. Das Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln wird jedoch schlechter verwertet, als das aus tierischen Lebensmitteln. Veganer weisen nicht zwingend häufiger einen Eisenmangel auf, haben aber oft geringere Eisen-Werte. Ein möglicher Pluspunkt: einige Veganer essen mehr Vitamin C (Früchte und Gemüse) und weniger Eisenaufnahme-Hemmer (Milchprodukte). Ausserdem nimmt der Körper mehr Eisen aus pflanzlichen Quellen auf, wenn die tägliche Zufuhr gering ist und die Eisenspeicher im Körper niedrig sind. Das macht auch Sinn, denn zu viel Eisen, kann schädlich sein.
Vor allem für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende macht ein normal dosiertes Eisenpräparat oft Sinn, insbesondere, wenn die Eisenreserven niedrig sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Veganerinnen handelt oder nicht.
Übersteigt die Dosis des Präparats 40–60 mg elementares Eisen, kann eine Einnahme jeden zweiten Tag effektiver sein. Bei niedrigeren Dosen (<20 mg elementares Eisen) ist eine tägliche Einnahme sinnvoll. Das liegt daran, dass die Leber bei höheren Dosierungen beginnt Stoffe zu bilden (Hepcidin), welche die Eisenaufnahme und -verfügbarkeit hemmen. Das macht Sinn, denn zu viel Eisen im Körper kann Radikale (ROS) freisetzen und damit toxisch wirken.