Arthrose ist ein natürlicher Prozess, bei dem der Knorpel in den Gelenken langsam abgebaut wird – oft verbunden mit starken Schmerzen. Welche Gelenke sind besonders häufig betroffen, was hilft gegen die Beschwerden und wie lässt sich der Verlauf positiv beeinflussen?
Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung bei Erwachsenen. Da sie häufig aufgrund altersbedingter Abnutzungserscheinungen auftritt, sind vor allem ältere Menschen betroffen – Frauen häufiger als Männer. «Der Abbau von Knorpel ist im Alter ein natürlicher und genetisch vorgegebener Prozess, kann jedoch durch Übergewicht, Fehlbelastungen oder Bewegungsmangel beschleunigt werden», ergänzt Christoph Haller, Facharzt für Rheumatologie.
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Bei der Arthrose ist der Knorpel an der Gelenkfläche teilweise oder komplett zerstört. Er wird dünner, rissig oder es können sogar ganze Stücke herausbrechen, bis schliesslich der Knochen darunter hervorscheint. Das Problem: Knorpel kann sich nicht regenerieren, darum werden die Beschwerden mit der Zeit schlimmer.
Zum einen passiert der Abbau oder die Beschädigung des Knorpels durch die altersbedingte Abnützung. Es gibt jedoch noch weitere Faktoren, welche Arthrose begünstigen:
Arthrose und Arthritis können zwar ähnliche Symptome verursachen, sind jedoch nicht dasselbe. Bei Arthritis handelt es sich um eine Entzündung des Gelenks, bei Arthrose hingegen um den Verschleiss des Gelenkknorpels.
Von primärer Arthrose spricht man, wenn die Erkrankung ohne spezifische Ursache oder Vorerkrankung auftritt – also zum Beispiel einfach durch den natürlichen Alterungsprozess. Der sekundären Arthrose liegen hingegen vorgängige Verletzungen oder Erkrankungen der Gelenke oder Fehlstellungen zu Grunde.
Je nachdem wie viele Gelenke von der Arthrose betroffen sind, wird ein anderer Begriff verwendet:
Auch für die betroffenen Gelenke gibt es verschiedene Bezeichnungen:
Ein Knirschgeräusch im Kniegelenk muss nicht zwingend auf Arthrose hindeuten. Auch ein eingerissener Meniskus oder oberflächliche Knorpelschäden können zu einem unangenehmen Knirschen führen.
In fortgeschrittenem Stadium gleitet das Gelenk nicht mehr auf einer Knorpelschicht, sondern es reibt Knochen auf Knochen. Das kann sehr schmerzhaft sein. Zu den typischen Beschwerden gehören deshalb Schmerzen beim Anlaufen, Schmerzen nach Belastung des Gelenks, aber auch Schmerzen in Ruhe und abends. Auch Gelenksteifigkeit und abnehmende Gelenkbeweglichkeit sind mögliche Symptome.
Von einer «aktivierten Arthrose» spricht man, wenn durch die Entzündung mehr Gelenkflüssigkeit gebildet wird. Dadurch schwillt das Gelenk an (Gelenkerguss) und wird warm. In diesem Fall sollte das Gelenk keinen zusätzlichen Reizen ausgesetzt werden, auf Sport sollten Betroffene in dieser Situation deshalb verzichten.
Arthrose kann theoretisch in jedem Gelenk auftreten. Am häufigsten betroffen sind jedoch Knie-, Hüft- und Fingergelenke. Sind Abnützungserscheinungen der Grund für die Arthrose, sind meistens gleich mehrere Gelenke betroffen.
Zur Diagnose von Arthrose reicht neben der körperlichen Untersuchung im Normalfall ein bestätigendes Röntgenbild. Und mittels Ultraschall lassen sich ein Gelenkerguss und die entzündliche Schwellung der Gelenkkapsel erkennen. Ein MRT würde zwar genauere Bilder liefern, ist jedoch auch deutlich teurer. Deshalb macht das normalerweise nur dann Sinn, wenn zum Beispiel Schäden an Knie-Meniskus oder an den Bändern im Knie vermutet werden und operative Eingriffe zur Sprache stehen. Müssen andere Ursachen für die Schwellung des Gelenks ausgeschlossen werden, kann eine Gelenkpunktion durchgeführt werden.
Zur Behandlung von Arthrose werden medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien meistens kombiniert. «Schmerzmittel inklusive entzündungshemmender Präparate können entscheidend zur Schmerzlinderung beitragen. Längerfristig sind gezielte Übungen zur Stärkung der gelenksumgebenden Muskel- und Haltestrukturen sinnvoll», ergänzt Dr. med. Christoph Haller.
Nahrungsergänzungsmittel wie Glucosamin oder Chondroitin können einen Beitrag leisten, um den Knorpel zu unterstützen. Gegen die Schmerzen gibt es verschiedene Therapieformen:
Medikamente sind bei Arthrose nur die zweite Wahl, oft aber unumgänglich. Bei leichter Arthrose genügen schmerzlindernde Salben. Bei stärkeren Schmerzen helfen entzündungshemmende Medikamente. Lass dich vor der Einnahme jedoch von einer medizinischen Fachperson beraten, denn nicht alle Wirkstoffe sind in jedem Lebensalter oder bei bestimmten Vorerkrankungen sinnvoll. Schwach dosierte Kortisonpräparate zum Einnehmen bremsen die Entzündung ebenfalls. Für den Dauergebrauch sind Medikamente gegen Arthrose jedoch nicht zu empfehlen.
Ist die Arthrose bereits fortgeschritten, kann eine Injektion ins Gelenk helfen. Dabei wird Hyaluronsäure gespritzt und/oder entzündungshemmendes Kortison oder aber aufbereitetes Eigenblut (sogenannte PRP-/ACP-Behandlung). Es enthält Blutplättchen, die an der verletzten Stelle im Gelenk Wachstumsfaktoren freisetzen, den Wiederaufbau des verletzten Gewebes anregen und schmerzhafte Entzündungsvorgänge hemmen.
Operativ kann in geeigneten Fällen eine Knorpeltransplantation von eigenem Knorpel helfen. Oder man entlastet die übermässig abgenützten Teile des Gelenks, indem man die Gelenkachse leicht verändert. Damit gewinnen Betroffene zumeist einige Jahre, bevor schliesslich eine Gelenkprothese nötig wird.
Eine Operation, zum Beispiel die Implantation eines künstlichen Gelenks, ist dann unumgänglich, wenn der Leidensdruck des Patienten das erträgliche Mass übersteigt. «Eine Operation ist bei Arthrose immer der letzte Ausweg. Sie kommt in Betracht, wenn andere Massnahmen keine ausreichende Linderung mehr bringen und die Lebensqualität stark eingeschränkt ist», meint auch der Experte.
Massvolle Bewegung wirkt bei Arthrose etwa genauso gut wie gängige Schmerzmittel. Bewegung ist aus drei Gründen gut:
Dabei sollte man jedoch darauf achte, intensive und einseitige Gelenkbelastungen zu vermeiden.
Schuheinlagen oder -anpassungen und gut dämpfende Schuhsohlen können beispielsweise bei Kniearthrose eine Erleichterung bringen. Gehstöcke helfen ebenfalls, das Gelenk zu entlasten. Bei Arthrose an den Händen können zeitweilig getragene Schienen die Schmerzen lindern.
Rotes Fleisch, Wurstwaren und Fertigprodukte enthalten viele entzündungsfördernde Stoffe. Deshalb sollte der Konsum davon eingeschränkt werden. Weiter können Entzündungen auch durch Zucker oder Produkte mit Weissmehl gefördert werden. Gemüse, gesunde Pflanzenöle sowie fettreicher Fisch mit Omega-3-Fettsäuren sollten hingegen regelmässig auf dem Speiseplan stehen.
Bei Arthrose sollte man auf Sportarten setzen, bei denen die Gelenke keine Stösse abfedern müssen. Dazu gehören zum Beispiel Velofahren, Schwimmen, Aquafitness, Nordic Walking, Langlauf, Gymnastik, Krafttraining und Yoga. Regelmässiges Training ist dabei wichtiger als Höchstleistungen zu erzielen.
Ungeeignet sind Sportarten mit abrupten Stopps und Richtungswechseln oder mit starken Erschütterungen.