Etwa 20 Prozent der Bevölkerung leidet an Tinnitus und hört Geräusche, wo keine sind. Erfahren Sie hier mehr.
Zum überwiegenden Teil ist der Tinnitus ein Phantom, wie man es auch beim Phantomschmerz kennt. Für das Geräusch gibt es keine nachweisbare Schallquelle. Zugrunde liegt eine Verarbeitungsstörung in einem Teil unseres Gehirns – der Hörbahn –, die uns die von aussen kommenden Schallwellen bewusst werden lässt und so einen Höreindruck hinterlässt.
Die Ursachen einer solchen Störung sind vielseitig und können entlang des Schallweges, vom äusseren Gehörgang bis hin zum Hörnerv, lokalisiert werden. Neben Erkrankungen des Gehörgangs und des Mittelohrs spielen vor allem Krankheiten des Innenohrs und im Speziellen der Hörschnecke eine Rolle. Beispiele sind akute und chronische Schalltraumata, Folgen von Tauchunfällen, ein Hörsturz mit seinen vielseitigen Ursachen, Medikamentennebenwirkungen oder Altersschwerhörigkeit.
Es gibt aber auch körpereigene Störgeräusche, die nur gelegentlich oder pulsierend wahrgenommen werden. Weitere Ursachen des Tinnitus können Störungen der Kiefergelenke sein. Das Ohrgeräusch kann auch nach Verletzungen der Halswirbelsäule auftreten. Wie die Geräusche entstehen, kann wissenschaftlich nicht erklärt werden.
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Der akute Tinnitus dauert nicht länger als drei Monate und verschwindet bei 80 Prozent der Betroffenen von selbst. Die Therapie der chronischen Ohrgeräusche ist komplex. Der Einsatz von Medikamenten ist nur bei der Behandlung möglicher Begleiterkrankungen wie Schlafstörungen, Angstzustände oder Depressionen sinnvoll. Wesentlich ist die positive Einstellung des Patienten. Man nützt dabei den Placeboeffekt.
Im Zentrum der Tinnitus-Retraining-Therapie steht die Gewöhnung an das Geräusch (Habituation). Man lernt dabei das «Weghören», wie das Leute können, die zum Beispiel an einer Zugstrecke leben. Die Tinnitus-Retraining-Therapie setzt unter anderem Rauschgeräte ein, die angenehme Geräusche, wie das Plätschern eines Baches, produzieren und so negative Empfindungen gegenüber dem Tinnitus schmälern.
Erfolge in der Behandlung weist auch die kognitive Verhaltenstherapie auf, die den Umgang mit dem Störgeräusch verbessert. Bei Patienten mit gravierender Innenohrschwerhörigkeit können Cochlea-Implantate den Tinnitus bis zu 75 Prozent verbessern. Begleitendes autogenes Training, Qigong oder die progressive Muskelentspannung nach Jakobson können zu einer erfolgreichen Behandlung beitragen.