Er tut tierisch weh, ist aber fast immer harmlos: Der Hexenschuss. Was dagegen hilft und was man bei einem Hexenschuss auf keinen Fall tun sollte.
Ärzte sprechen bei einem Hexenschuss von einer «akuter Lumbalgie», also akuten Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Sie hindern die Betroffenen daran, sich frei zu bewegen. Typisch ist, dass die Schmerzen beim Hexenschuss eben nicht in die Beine ausstrahlen. Häufig entsteht der Hexenschuss ohne äussere Ursachen. Plötzlich treten starke Schmerzen im Bereich vom Kreuz auf. Meist tritt der Hexenschuss nach einer Bewegung auf.
Schätzungsweise 84 Prozent aller Erwachsenen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Kreuzschmerzen. Die Ursachen dafür sind meist Verspannungen oder Blockierungen von Rückenmuskeln, Bändern und/oder Gelenken an der Wirbelsäule. Diese Veränderungen sind auf Röntgen- oder MRI-Bildern nicht sichtbar. In der Praxis sind über 85 Prozent der Rückenschmerzen «unspezifisch», das heisst, dass bei der Untersuchung keine Erkrankung oder Anomalie an der Wirbelsäule gefunden werden kann.
Rauchen, Übergewicht, körperlich oder psychisch belastende Arbeit und auch Unzufriedenheit am Arbeitsplatz können Rückenschmerzen der unteren Lendenwirbelsäule begünstigen. Auch eine monotone sitzende Tätigkeit ist ein Risikofaktor. Auch Depressionen oder Ängste können sich in Rückenschmerzen niederschlagen.
Wärme und Bewegung helfen in den allermeisten Fällen bei einem Hexenschuss. Oft hilft nur ausprobieren, welche Massnahmen am besten wirken: Zum Beispiel eine Bettflasche, ein warmes Kirschkernkissen, ein Wickel, warm duschen oder Wärmeumschläge. Bewegen sollte man sich bei einem Hexenschuss jeweils so viel es der Schmerz zulässt. Spazieren gehen, Schwimmen, Yoga – erlaubt ist fast alles. Es darf dabei ein bisschen weh tun, aber der Schmerz sollte noch gut aushaltbar sein.
Je nach Präferenz können auch Massage, manuelle Medizin (zum Beispiel Chiropraktik), Akupunktur und Physiotherapie helfen. Als schmerzlindernde Medikamente haben sich Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac bewährt, sei es zum Einnehmen, als Salbe oder als Schmerzpflaster. Bei sehr starken Schmerzen kann der Arzt vorübergehend Medikamente verordnen, die chemisch mit dem Morphium verwandt sind.
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Bei höchstens einem von 100 Betroffenen liegt den Rückenschmerzen eine schwerwiegende Erkrankung wie zum Beispiel Krebs oder eine bakterielle Entzündung zugrunde. Und nur bei drei bis vier von 100 ist die Ursache eine fassbare Veränderung an der Wirbelsäule wie etwa ein Bandscheibenvorfall.
Zum Arzt sollte man gehen, wenn die Beschwerden über einen Monat lang dauern, wenn man früher einmal eine Krebserkrankung hatte oder wenn man über 50 Jahre alt ist.
Warnsymptome sind Muskellähmungen oder Gefühlsstörungen an den Beinen, Probleme beim Wasserlösen, Inkontinenz, Rückenschmerzen vor allem nachts, spontane Gewichtsabnahme und Fieber. Bei diesen Anzeichen sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden.
Versuchen Sie bei einem akuten Hexenschuss verschiedene Übungen, um die Wirbelsäule Stück für Stück wieder zu mobilisieren. Hilfreich ist dabei beispielsweise der Vierfüsslerstand: Knien Sie dazu auf den Boden und stützen Sie sich mit Ihren Handflächen ab. Beugen Sie Ihre Wirbelsäule langsam hoch und runter, um wieder mehr Bewegungsfreiheit zu erhalten.
Von reiner Bettruhe ist bei einem Hexenschuss abzuraten. Bettruhe führt auf Dauer zu mehr Schmerzen und verzögert die Erholung. Falls Bewegungen schmerzhaft sind, sollte man sich trotzdem möglichst viel bewegen und die Aktivität langsam steigern, soweit es der Schmerz zulässt. Ungünstig sind anfangs Sportarten mit viel Stop-and-go oder solche, bei denen die Wirbelsäule ständigen Stössen ausgesetzt ist.
Physiotherapie ist bei einem Hexenschuss nicht routinemässig nötig. In Anspruch nehmen sollte man sie aber, wenn mit den oben genannten Massnahmen keine Verbesserung eintritt oder wenn der Arzt sie für angezeigt hält
Die meisten Hexenschuss-Betroffenen sind nach ein paar Wochen wieder beschwerdefrei, häufig bereits nach wenigen Tagen. Solange die Rückenschmerzen kürzer als vier Wochen dauern, braucht es deshalb in den allermeisten Fällen weder Laboruntersuchungen noch MRI- oder Röntgenbilder. Die Krankheitsgeschichte und eine körperliche Untersuchung genügen für ärztliche Abklärungen, wenn diese nötig sind.
Das wichtigste ist Aktivität! Vor allem bei Bürojobs sollte man sich regelmässig durchbewegen, die Haltung verändern und Treppen steigen. Bewegung in Kombination mit Rückenschulung verhütet Rückfälle am besten. Ein gezieltes Training der Rumpfmuskulatur wirkt ebenfalls vorbeugend.