Rund 20 Prozent der Menschen in Mitteleuropa leiden unter Verstopfung, Frauen deutlich häufiger als Männer, wobei die Häufigkeit von Verstopfungen mit dem Alter zunimmt. Was hilft tatsächlich gegen Verstopfung und wann sollte man zum Arzt?
Die normale Häufigkeit von Stuhlentleerungen bewegt sich zwischen drei Mal pro Woche und drei Mal pro Tag, wobei die meisten Menschen üblicherweise ein Mal täglich Stuhlgang haben. Von einer Verstopfung (Obstipation) spricht man, wenn einerseits der Stuhlgang mehr als vier Tage ausbleibt oder dessen Häufigkeit deutlich von der eigenen Normalität abweicht und es zu entsprechenden Missempfindungen kommt. Beim Stuhlgang muss dabei unüblich heftig gepresst werden, der Stuhl selbst wird als hart und krümelig empfunden.
Verstopfung ist keine Krankheit, sondern selbst ein Symptom. Neben den oben bereits erwähnten Anzeichen können auch Beschwerden wie Bauchschmerzen, ein Völlegefühl oder Blähungen auftreten. Ausserdem haben Betroffene oftmals das Gefühl, dass sie ihren Darm beim Stuhlgang nicht vollständig entleeren können, der Enddarm fühlt sich blockiert an.
Die Ursachen für Verstopfungen sind verschieden: Am häufigsten stehen unser Lebenswandel mit Bewegungsarmut und falscher Ernährung, aber auch Verhaltensänderungen auf Reisen im Vordergrund.
Weitere Gründe können sein: Eine Beckenbodensenkung, das Anspannen des Schliessmuskels im falschen Moment, ein mechanisches Hindernis, zum Beispiel Verwachsungen nach früheren Operationen, Nervenschädigungen, beispielsweise durch einen Unfall oder Diabetes, eine Medikamenten-Nebenwirkung, hormonelle Störungen oder andere Erkrankungen. Bei Senioren kommen oft mehrere dieser Gründe zusammen. Aber auch junge Menschen sind nicht gefeit: Während der Schwangerschaft kommt es beispielsweise oft zu Verstopfung.
Verstopfung gehört zu den typischen Beschwerden während der Schwangerschaft – besonders zu Beginn. Grund dafür ist die erhöhte Produktion des Hormons Progesteron. Es sorgt dafür, dass sich die glatte Muskulatur im Körper entspannt. Dazu gehören unter anderem die Muskeln im Darm. Der Nahrungsbrei bewegt sich so langsamer vorwärts, damit das Kind mehr Nährstoffe bekommt. Gleichzeitig wird ihm dadurch aber auch mehr Wasser entzogen. Was dann eben Verstopfung begünstigt.
Bei Verstopfung kann es helfen, wenn man auf dem WC in Hockstellung geht oder die Füsse mit einem Schemelchen anhebt. Wenn trotzdem «nichts geht», sollte man das WC nach maximal fünf Minuten wieder verlassen. Vom Zeitung lesen am stillen Örtchen ist abzuraten: Das lange Sitzen kann die Bildung von Hämorrhoiden begünstigen. Dasselbe gilt für E-Mails am Handy oder Ähnliches.
Was der Darm auch mag, ist regelmässige körperliche Aktivität (insbesondere im Ausdauerbereich) genau so wie regelmässige Ruhepausen. Damit kann eine träge Verdauung schon ausreichend angeregt werden.
Obwohl diverse abführende Mittel und Medikamente auch rezeptfrei erhältlich sind, sollten sie ausschliesslich auf ärztlichen Rat und nur zeitlich begrenzt eingenommen werden, da es bei gewissen Substanzen zu Gewöhnungseffekten oder gar Schädigungen der Darmschleimhaut kommen kann. Bei ganz akuter Verstopfung und schmerzhaftem Stuhlgang können die Klistiere (Einläufe) und Glycerinzäpfchen Linderung verschaffen.
Wer nicht auf Medikamente zurückgreifen möchte, kann auch versuchen, die Verstopfung mit abführenden Hausmitteln zu behandeln.
Wenn du mehr Ballaststoffe essen möchtest, beginne mit wenig und steigere die Mengen langsam.
Ballaststoffe beschleunigen die Darmpassage. Bei sehr wenig Ballaststoffen in der Nahrung kommt es häufiger zu Verstopfung. Empfohlen werden etwa 30 Gramm Nahrungsfasern pro Tag, zum Beispiel in Form von Gemüse, Früchten, Vollkorn, eventuell mit einer Zugabe an Weizenkleie oder Flohsamenschalen. Wichtig ist dabei ausreichende Flüssigkeitszufuhr zum Quellen, ansonsten könnte es kontraproduktiv sein. Bei Nahrungsfasern in Gemüse und Salat ist bereits genug Flüssigkeit im Nahrungsmittel selbst drin.
Verstopfung bessert sich kaum dadurch, dass man mehr als die 1,5 bis zwei Liter Wasser pro Tag trinkt, die sowieso schon allgemein empfohlen werden. Studien, bei denen Menschen mit und ohne Verstopfung verglichen wurden, haben gezeigt, dass sie etwa gleich viel trinken. Als Faustregel gilt: Täglich rund 26 Milliliter Wasser pro Kilo Körpergewicht, das macht bei einem 60 Kilo schweren Menschen circa 1,5 Liter. Umgekehrt gilt aber: Wer zu wenig trinkt, bekommt oft Verstopfung, weil der Darm dem Kot dann mehr Wasser entzieht.
Jeder Mensch hat hin und wieder Verdauungsprobleme. Halten sie aber an, sollte man eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren, vor allem, wenn man über 50 Jahre alt ist oder wenn in der Familie Darm- oder Krebserkrankungen aufgetreten sind. Denn eine neu aufgetretene Verstopfung kann auch durch Darmkrebs verursacht werden. Andere Warnsymptome sind zum Beispiel Bauchschmerzen, Stuhldrang ohne Entleerung, Verstopfung abwechselnd mit Durchfall sowie Blut- oder Schleimabgang.