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Herzinfarkt bei Frauen: Anzeichen und Symptome

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Dass Frauen bei einem Herzinfarkt etwas andere Symptome zeigen können als Männer, ist immer noch zu wenig bekannt – mit verheerenden Folgen: Männer erleiden zwar häufiger einen Herzinfarkt, trotzdem sterben mehr Frauen daran.

Welches sind die Anzeichen? So erkennen Frauen einen Herzinfarkt rechtzeitig

Infografik: Symptome für einen Herzinfarkt bei Männern und Frauen - Sprache DE
Infografik: Symptome für einen Herzinfarkt bei Männern und Frauen - Sprache DE
Symptome: Herzinfarkt bei Männern und Frauen

Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit sowie anhaltende Bauch- oder Rückenschmerzen – bei diesen Symptomen denkt man in der Regel nicht gleich ans Schlimmste. Doch bei Frauen können derartige Beschwerden sehr wohl Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. «Symptome, die nicht sofort mit einem Herzinfarkt verbunden werden, sind bei Frauen häufiger als bei Männern», sagt Elena Tessitore, Kardiologin am Herz-Kreislauf-Zentrum des Universitätsspitals Genf (HUG).

Dennoch treten die allgemein bekannten Anzeichen auch bei Frauen auf:

  • plötzlicher, starker Brustschmerz, der mindestens 15 Minuten anhält
  • starker Druck in der Brustgegend (Betroffene schildern das Gefühl, wie wenn ein Elefant auf ihrer Brust sitzen würde)
  • Atemnot
  • Schwitzen
  • Ausstrahlen der Schmerzen in den linken Arm, aber auch in den Kiefer, Bauch oder Rücken

Frauen würden im Durchschnitt sieben bis zehn Jahre später einen Herzinfarkt erleiden als Männer, also erst etwa mit 65 bis 70 Jahren, erklärt Elena Tessitore. Denn bis zur Menopause seien Frauen durch das Geschlechtshormon Östrogen etwas besser geschützt als Männer. Dennoch sollten sich Frauen, die noch menstruieren, nicht in falscher Sicherheit wiegen. «Man sollte auch bei jungen Frauen mit den beschriebenen Symptomen an einen Herzinfarkt denken.»

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Symptome, die nicht sofort mit einem Herzinfarkt verbunden werden, sind bei Frauen häufiger als bei Männern.
Dr. med. Elena Tessitore, Kardiologin am Herz-Kreislauf-Zentrum des Universitätsspitals Genf (HUG) und zuständig für das Programm für stationäre kardiale Rehabilitation.

Wieso reagieren Frauenherzen anders?

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Frauen und Männer weisen entscheidende biologische Unterschiede auf. Und dies nicht nur im offensichtlichen Bereich der Geschlechtsorgane, sondern auch bei anatomischen Begebenheiten, die auf den ersten Blick ähnlich erscheinen. Bei der Herzgesundheit spielt zum Beispiel eine Rolle, dass weibliche Herzen kleiner sind als männliche und die Blutgefässe enger. Sogar die Art der Cholesterinablagerungen sind verschieden: Bei Männern sind häufiger die grösseren Herzarterien betroffen, bei Frauen dagegen eher die kleineren Herzkranzgefässe. Die geschlechtsspezifischen Hormone ziehen weitere Unterschiede bei Herzerkrankungen nach sich. Dies führt dazu, dass ein Herzinfarkt bei Frauen immer noch allzu oft verpasst wird – mit verheerenden Folgen.

Ist ein Herzinfarkt bei Frauen seltener als bei Männern?

«Ja, und trotzdem sterben Frauen öfter daran», hebt Elena Tessitore hervor. «Denn ein Herzinfarkt wird bei Frauen häufig später diagnostiziert.» Der Grund dafür sei, dass ein Herzinfarkt eher als Männerkrankheit gilt und man bei einer Frau nicht so schnell daran denke, erklärt die Ärztin. Frauen leben zwar insgesamt gesünder als Männer und sind auch bei Vorsorgeuntersuchungen konsequenter, doch akute Situationen nehmen anscheinend viele zu wenig ernst. Der Herzinfarkt bleibt in Industrienationen bei beiden Geschlechtern die häufigste Todesursache.

Was ist ein Herzinfarkt?

Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem plötzlichen Verschluss einer Arterie, die den Herzmuskel mit Blut versorgt. In der Folge erhält ein Teil des Muskelgewebes nicht mehr genug Sauerstoff. Wenn man das Gefäss nicht innert zwölf Stunden eröffnet, stirbt das betroffene Gewebe ab. Dies kann die Pumpleistung des Herzens dauerhaft schwächen, Herzrhythmusstörungen auslösen oder zum Tod führen. In diesem Artikel findest du weitere Informationen zum Thema Herzinfarkt.

Welche Risikofaktoren für einen Herzinfarkt gibt es bei Frauen?

Die meisten Risikofaktoren für koronare Herzgefässerkrankungen sind bei beiden Geschlechtern gleich:

Bei Frauen kommen einige geschlechtsspezifische Risiken hinzu:

  • Der Anstieg des Blutdrucks beginnt bei Frauen früher als bei Männern und verläuft schneller. Denn nach der Menopause entfällt die gefässerweiternde Wirkung des Östrogens
  • frühes Einsetzen der Menstruation (vor dem 12. Lebensjahr)
  • frühe Menopause (vor dem 45. Lebensjahr)
  • Endometriose: Bei der äusserst schmerzhaften Erkrankung reifen Eizellen ausserhalb der Eizellen, im Bauchraum, heran. Endometriose scheint das Risiko für Herzkrankheiten um 20 Prozent zu erhöhen. Hier erfährst du mehr über Endometriose
  • polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): eine hormonelle Störung, die zu Zyklusunregelmässigkeiten, Übergewicht, starkem Haarwuchs und ausbleibender Schwangerschaft führen kann und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse oder Hirnschlag verdoppelt
  • einige Arten der Chemotherapie bei Brustkrebs
  • Frauen sind häufiger von Autoimmun- und entzündlichen Erkrankungen betroffen, die das Risiko für Herzkrankheiten ebenfalls steigern können
  • Risiken im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt:
    • Bluthochdruck während der Schwangerschaft
    • Präeklampsie: eine gefährliche Krankheit mit starkem Blutdruckanstieg und vermehrter Eiweissausscheidung, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verdoppelt
    • Schwangerschaftsdiabetes
    • peripartale Kardiomyopathie: akute Herzinsuffizienz am Ende der Schwangerschaft oder nach der Geburt

Gender-Data-Gap kann tödlich sein

Statistik zu Herzerkrankungen bei Frauen

Weltweit sterben mehr als ein Drittel der Frauen an Erkrankungen der Herzkranzgefässe – mehr noch als an Krebs. Bereits vor rund 30 Jahren wurde erkannt, dass die Sterblichkeit von Frauen aufgrund von Herzerkrankungen stetig zunahm, während sie bei Männern merklich sank. Dies führte dazu, dass viele Praxen und Kliniken spezielle Programme für Frauen aufbauten und die geschlechterspezifische Forschung intensiviert wurde.

Klinische Studien liefern Erkenntnisse zu Krankheiten und damit einhergehenden Symptomen. Sie bilden die Grundlage für die Zulassung von Medikamenten und anderen medizinischen Behandlungen. Doch gut drei Viertel der erhobenen Daten stammt von Männern. Denn Frauen sind deutlich schwieriger für die Teilnahme an einer Studie zu gewinnen. Sie machen sich mehr Sorgen über Risiken und Komplikationen, und speziell im Alter zwischen 25 und 45, wenn das Thema Mutterschaft ansteht, möchten sie ein allfälliges Kind nicht gefährden. Dies führt dazu, dass für Frauen weniger wissenschaftlich gesicherte Daten zu Krankheiten sowie Wirkung, Nebenwirkungen und geeignete Dosierung von Medikamenten zur Verfügung stehen. Vor zehn Jahren wurden Richtlinien für sex- und gendergerechte Forschung erlassen. «Diese sind noch nicht überall ausreichend umgesetzt», betont Elena Tessitore. «Gesundheitsfachpersonen müssen noch stärker für medizinische Unterschiede bei den Geschlechtern sensibilisiert werden.» Weitere Informationen zum Gender-Data-Gap.

Wie kann man einem Herzinfarkt vorbeugen?

Gut für die Herzgesundheit sind:

  • regelmässige Bewegung
  • gesunde, ausgewogene Ernährung mit vielen Früchten und Gemüsen, aber wenig tierischen Fetten und rotem Fleisch
  • Gewicht im Normalbereich halten
  • nicht rauchen
  • Stress vermeiden, sich regelmässig entspannen, zum Beispiel mit Meditation, Achtsamkeitstraining oder Yoga
  • Zudem empfehlen sich ab dem 50. Lebensjahr regelmässige Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt oder der Hausärztin:
    • Anamnesegespräch (Vorerkrankungen, familiäre Belastungen, genetische Erkrankungen, Komplikationen in der Schwangerschaft, erste und letzte Menstruation)
    • Blutdruck messen
    • Blutzucker- und Cholesterinwerte kontrollieren: Bei erhöhtem LDL-Cholesterin hilft manchmal eine Umstellung der Ernährung. Falls nicht, sind cholesterinsenkende Medikamente angezeigt. Wie Studien zeigen, vertragen Frauen diese sogenannten Statine generell weniger gut als Männer, weshalb ihnen weniger davon verschrieben werden. Dies hat jedoch eine Kehrseite: Die Unterversorgung erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Was tun bei Verdacht auf Herzinfarkt?

  1. Rettungsdienst (Nr. 144) anrufen und dafür sorgen, dass dieser Zugang zur Lokalität hat
  2. Bei Bewusstlosigkeit: Seitenlagerung
  3. Kommt es zum Herzstillstand, braucht es eine Herzdruckmassage

Ob es sich tatsächlich um einen Herzinfarkt handelt, kann mit Sicherheit nur im Spital festgestellt werden. Die Diagnose erfolgt mit einem EKG (Elektrokardiogramm), einem Bluttest, der das Troponin (ein Protein, das bei einer Schädigung des Herzmuskels freigesetzt wird) misst, oder einer Herzkatheteruntersuchung.

Wie wird ein Herzinfarkt behandelt?

Das verstopfte Gefäss wird meist mit einem Herzkatheter wiedereröffnet (Angioplastie). Nach der Aufdehnung mit einem Ballon setzt man häufig einen Stent ein, der das Gefäss langfristig offen hält. Manchmal ist eine Herzoperation nötig, bei der ein Bypass rund um die verstopfte Stelle gelegt wird. «Dabei darf keine Zeit verloren gehen», betont Kardiologin Elena Tessitore. Meist müssten Patientinnen und Patienten danach für mindestens ein Jahr blutverdünnende und cholesterinsenkende Medikamente einnehmen. In einer Herzrehabilitation werden sie wieder an körperliche Aktivitäten in einem kontrollierten Rahmen herangeführt und es wird ihnen ein gesunder, angepasster Lebensstil vermittelt, um das Risiko für einen wiederholten Vorfall zu senken.

Herzinfarkt bei Frauen: zwei Geschichten, die aufrütteln

xenia

Xenia hatte sich stets gesund ernährt und viel bewegt. Sie fühlte sich rundum gesund. Doch während eines zügigen Spaziergangs vor fünf Jahren verspürte sie plötzlich Atemnot und ein brennendes Gefühl in der Lunge. Sie musste stehen bleiben und eine Pause machen. «So etwas war mir noch nie passiert», blickt die heute 76-Jährige zurück. «Ich hatte keine Ahnung, was das sein könnte.» Da die Symptome anhielten, begab sie sich in die Notaufnahme einer nahen Klinik in Genf. Während sie auf die Untersuchung wartete, wurden ihre Herzbeschwerden immer stärker. Schliesslich stellten die Ärzte einen Herzinfarkt fest.
Drei Monate nach dem Ereignis nahm sie an einem Herzrehabilitationsprogramm teil, von dem sie sehr profitierte. Unterdessen hat sie sich wieder vollständig erholt. Um das Risiko eines erneuten Infarkts zu reduzieren, muss sie cholesterinsenkende Medikamente einnehmen, die bei ihr zu Muskelschmerzen führte. Doch seit einer Senkung der Dosierung verträgt sie die Statine besser.
Die zweifache Grossmutter vermutet, dass es vor allem der Stress war, der ihre Herzgesundheit beeinträchtigt hat. Nachdem ihre Schwiegertochter an Brustkrebs gestorben war, betreute sie häufig ihre beiden Enkelinnen. Nach dem Ereignis musste sie lernen, auf sich selbst zu hören und auch einmal Nein zu sagen. «Das Ereignis war ein Weckruf.»

Bei einer Routineuntersuchung hatte der Hausarzt erhöhte Blutdruck- und Cholesterinwerte festgestellt. Doch die Pflegefachfrau wollte keine Medikamente dagegen einnehmen und auch der Arzt erachtete dies nicht als zwingend. Als Catherine vor sechs Jahren in Mailand auf den Bahnhof rannte, spürte sie in der Brust plötzlich Schmerzen und einen Druck. Die Symptome verschwanden innerhalb weniger Minuten, traten aber in den folgenden Wochen zwei weitere Male auf. Nach einem dritten Vorfall ging sie auf Drängen ihres Partners in die Notaufnahme. Im Spital wurde schnell ein Herzinfarkt diagnostiziert.
Nach einer dreimonatigen Rehabilitation konnte Catherine ihre Arbeit wieder aufnehmen. Dass sie die Anzeichen damals ignoriert und auch ihr Arzt sie nicht auf einer Behandlung insistiert hatte, sieht sie heute als Versäumnis. Zudem hätte ihre Endometriose in Betracht gezogen werden müssen, findet sie. Die Vorerkrankung erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Fazit: beim Hausarzt besprechen

«Das Bewusstsein für die kardiovaskuläre Gesundheit von Frauen sollte gestärkt werden», sagt Kardiologin Elena Tessitore. Ein wichtiger Schritt dazu seien regelmässige Gespräche in den Praxen der Grundversorgerinnen und -versorger. Diese würden dabei eine Schlüsselrolle einnehmen: «Sie können die Bedeutung der Vorsorgeuntersuchungen hervorheben und Patientinnen ermutigen, diese als wichtigen Teil ihrer Gesundheitsvorsorge zu betrachten.»

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von Andrea Söldi,

veröffentlicht am 18.08.2025


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