Wenn einem schlecht wird im Auto oder auf dem Schiff, spricht man von Reisekrankheit oder Seekrankheit. Was die Übelkeit auslöst, und welche Tipps dagegen helfen.
Gleichgewichtsorgan an Gehirn: Achtung, Wellengang. Augen an Gehirn: Alles ruhig – nehmen keine Bewegung wahr. Diese Situation passiert etwa, wenn wir sitzen und ein Buch lesen, während sich Schiff, Bus oder Auto bewegen. Dann kann es zu Reisekrankheit, auch Kinetose genannt, kommen. Auch die Seekrankheit ist eine Form der Reisekrankheit.
«Reisekrankheit ist eine Reaktion des Organismus auf ungewohnte Bewegungsreize bei raschen Gleichgewichtsveränderungen», sagt Nelly Richina, Fachapothekerin FPH und Geschäftsführerin der Berg-Apotheke by Medbase. Unser Gleichgewichtsorgan im Innenohr registriert Bewegungen, Beschleunigungen, Turbulenzen, Kurven, Steigungen. Wenn sich diese aber nicht mit der optischen Sinneswahrnehmung decken, treffen widersprüchliche Reize im Gehirn ein. Das Gehirn kann diese uneinheitlichen Eindrücke nicht schlüssig verarbeiten und startet ein Alarmprogramm. Typische Symptome sind etwa Schwindel, Blässe, Schweissausbruch, Müdigkeit, und auch das Brechzentrum wird aktiviert.
Übrigens kann die Kinetose auch als Skikrankheit auftreten, auf der Piste bei schlechter Sicht, wenn man den Schnee nicht vom weissen Himmel unterscheiden kann. Genauso wie mit einer Virtual-Reality-Brille, im umgekehrten Sinn: Die Augen sehen Bewegungen, während im Sitzen Gleichgewichtsorgan und Bewegungsapparat Bewegungslosigkeit melden.
Betroffen von der Reiseübelkeit sind vor allem Kinder von zwei bis etwa zwölf Jahren, weil ihr Gleichgewichtsorgan noch nicht völlig ausgebildet ist. Auch leiden aufgrund von hormonellen Einflüssen mehr Frauen als Männer darunter. Krankheiten wie Migräne, Schwindelgefühle und psychische Einflüsse wie Ängste (z. B. Flugangst) können ebenfalls eine Rolle spielen. Die Symptome schwellen oft wellenförmig an und ab, meist erholt man sich aber rasch wieder. «Interessant ist, dass bei konstanter Exposition eine Gewöhnung eintritt – in der Regel nach etwa drei Tagen», so Nelly Richina.
Wäre es denn nicht hilfreich, während der Reise die Augen zu schliessen, um den visuellen Reiz auszuschalten? Tatsächlich können geschlossene Augen und regelmässige kontrollierte Atmung eine mögliche Linderung bringen. Die Apothekerin der Berg-Apotheke by Medbase in Zürich empfiehlt sogar, bei bekannter Reisekrankheit nachts zu reisen und bewusst zu schlafen, weil damit auch der Gleichgewichtssinn eine Pause macht. Die weiteren Tipps:
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Medikamente gegen Reisekrankheit gibt es in Form von Tabletten, Zäpfchen, Kapseln, Pflaster. In erster Linie gilt es – neben dem Alter der Reisenden – zu unterscheiden, ob es einem unterwegs regelmässig schlecht wird oder man ein Notfallmittel dabeihaben möchte. Als Stand-by-Medikament empfiehlt sich der Reisekaugummi. Dieser ist im Falle eines Falles in wenigen Minuten wirksam, der Wirkstoff wird beim Kauen rasch über die Mundschleimhaut aufgenommen.
Wer immer wieder leidet, sollte ein Medikament vorbeugend eine halbe Stunde vor der Reise einnehmen. Wenn einem bereits schlecht ist, nützt eine Tablette nichts, denn sie kann im Magen/Darm nicht aufgenommen werden.
Bei der Selbstmedikation von Reisekrankheit handelt es sich in der Regel um Antihistaminika. Diese enthalten einen Wirkstoff, welcher die Rezeptoren für den Botenstoff Histamin blockiert und der Übelkeit entgegenwirkt. Eine Nebenwirkung vieler Präparate – vor allem der älteren Generation – ist aber, dass sie müde und schläfrig machen. Man sollte sich also nicht selbst ans Steuer setzen.
Es gibt zudem auch homöopathische Mittel, die gegen Beschwerden helfen, die mit dem zentralen Nervensystem zusammenhängen.