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Alles über Sonnenschutzfilter

UV-Filter garantieren uns Sonnenschutz. Rund um die chemischen Filter tauchen aber immer wieder Fragen auf. Eine Dermatologin gibt Auskunft.

Frau Dr. Meli, welches ist die Hauptaufgabe von Filtern im Sonnenschutzmittel?

Ultraviolette Strahlung kann das Erbgut der Hautzellen schädigen. Als Folge kann Hautkrebs entstehen. Auch beschleunigt sie die Hautalterung und kann eine Sonnenallergie auslösen. Sonnenschutzfilter sollen eine Erbgutschädigung und somit die Hautkrebsentstehung verhindern.

Der Lichtschutzfaktor bezieht sich stets auf die UVB-Strahlung. Wichtig ist, dass auf dem Produkt zusätzlich ein eingekreistes UVA-Siegel steht, dann wirkt es auch stark UVA-Strahlung-abweisend oder -absorbierend.

Bei den UV-Filtern unterscheidet man zwischen physikalischen und chemischen. Welche sind deren Vor- bzw. Nachteile?

Physikalische Filter haben den Vorteil, dass sie sofort ohne Einwirkzeit funktionieren, besser verträglich sind und weniger häufig Allergien auslösen. Sie gelangen nicht in den Körper. Auch sind sie umweltschonender als chemische Filter. Der Nachteil ist der unerwünschte Weissfilm und die teils schlechtere Verteilbarkeit. Zudem ist ein sehr hoher Schutz mit rein physikalischen Filtern nur sehr schwierig zu erreichen.

Die chemischen Filter wirken erst nach 20 bis 30 Minuten, wenn sie in die Haut eingedrungen sind. Chemische Filter können häufiger Allergien auslösen, diese sind insgesamt jedoch selten. Gewisse chemische Filter konnten im Blut und der Muttermilch nachgewiesen werden, weshalb diese immer wieder kontrovers diskutiert werden. Spezifische chemische Filter können zudem Korallen bleichen.  

Wie weiss ich als Konsumentin oder Konsument, welche Filter in welchen Cremen verwendet werden?

So funktionieren physikalische und chemische UV-Filter

Physikalische (auch mineralische genannt) Filter sind anorganisch, das heisst, sie enthalten keinen Kohlenstoff. Sie wirken auf der Hautoberfläche, wo sie die UV-Strahlung reflektieren, streuen und absorbieren. Die am häufigsten verwendeten physikalischen Filter sind Titandioxid und Zinkoxid.

Chemische Filter sind organische Filter, sie enthalten Kohlenstoff. Chemische Filter dringen durch die Haut in den Körper ein. Sie absorbieren die Sonnenstrahlung und wandeln diese in Wärmestrahlung um.

Die Menge an Sonnencreme, welche für guten Schutz aufgetragen werden muss, ist bei physikalischen, gemischten oder rein chemischen Filtern gleich: Es braucht ca. 3 Esslöffel für den gesamten Körper eines Erwachsenen.

Zertifizierte Naturkosmetik enthält nur physikalische Filter. Bei anderem Sonnenschutz mit rein physikalischen Filtern steht dies meist auf der Packung. Physikalische Filter kommen bei hohen Lichtschutzfaktoren über 30 aber meist an ihre Grenzen.

Für einen wirkungsvollen Schutz werden daher häufig physikalische und chemische Filter kombiniert. Um sicher zu sein, muss man leider die Inhaltsliste überprüfen oder in der Apotheke oder beim Dermatologen nachfragen. Ich fände es konsumentenfreundlich, wenn die verwendete Filterart klar deklariert würde.

Sie haben es bereits erwähnt: Chemische Filter bilden immer wieder eine Diskussionsgrundlage. Was spricht für ihre Verwendung, was dagegen?

Chemische Filter können ins Blut gelangen. Im Labor und bei Tierversuchen konnte zwar eine Wirkung auf den Hormonhaushalt gezeigt werden. Aber ob das auch für Menschen einen Einfluss haben kann, wurde bisher nicht nachgewiesen. Eine Gesundheitsgefährdung ist unwahrscheinlich. Gewisse chemische Filter wurden zudem in der Muttermilch und im Fruchtwasser gemessen. Der Einfluss auf das Baby ist jedoch noch unklar. Aus diesem Grund sollten Schwangere, Babys und Kleinkinder zur Sicherheit nur mineralische Sonnencremes verwenden. Ebenso Personen mit multiplen Kontaktallergien.

Für chemische bzw. gemischte Filter spricht sicherlich der sehr hohe Schutz, der erreichbar ist und der mit rein physikalischen Filtern nicht machbar wäre. Auch haben chemische Filter eine angenehmere Textur ohne Weissfilm und trocknen die Haut nicht so stark aus.

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Werden Sie in der Praxis nach bestimmten Inhaltsstoffen gefragt? Bzw.: Was ist der neuste Stand der Wissenschaft in Bezug auf diese Stoffe?

Bei gewissen Wirkstoffen herrscht Unsicherheit, diese werden tatsächlich oft nachgefragt. In Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinflussen, stehen die chemischen Filter Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5, 4-Methylbenzylidene Camphor, Isoamyl Methoxycinnamate, Homosalate, Octocrylen, Octyl Methoxycinnamate.

Dieser Verdacht konnte aber auch in den aktuellsten Studien bisher nicht belegt werden. Allergieauslösend können vor allem folgende Filter sein: Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5, Ethylhexyl Dimethyl PABA, Homosalate, Octocrylen.   

Einen guten Ruf haben physikalische Filter. Diskussionen gab es allenfalls beim Einsatz von Nanopartikeln ...

Um einen Weissfilm zu vermeiden, verwenden einige Hersteller mineralische Nanopartikel. Diese sind so winzig, dass der Verdacht besteht, dass auch sie in den Körper eindringen können. Wissenschaftlich ist dies aber bisher nicht belegt. Nanopartikel in Sonnencremen müssen deklariert werden: Dann steht hinter dem jeweiligen Inhaltsstoff das Wort «nano» in Klammern.

Idealerweise bietet Sonnencreme einen guten Schutz für die Haut – und für Korallenriffe. Werden Sie auch nach umweltfreundlichen Produkten gefragt?  

Vorbildlicher Schutz

Ja, viele unserer Patientinnen und Patienten sind umweltbewusst, was ich super finde. Schön, setzen immer mehr Firmen korallenschonende UV-Filter und recycelte und recycelbare Verpackungsmaterialien ein. In Zusammenhang mit der Korallenbleiche wird etwa der Begriff «Reef-safe» verwendet. Dieser ist jedoch nicht klar definiert und somit nicht ganz verlässlich. Man weiss, dass etwa Oxybenzon und Octinoxat zur Korallenbleiche führen. Deshalb sind diese seit 2021 in Hawaii verboten. Idealerweise sind also auf der Inhaltsliste die Bezeichnungen Benzophenone-3 (Oxybenzon) und Ethylhexyl Methoxycinnamate (Octinoxat) nicht aufgeführt. 

von Petra Koci,

veröffentlicht am 27.10.2016, angepasst am 16.10.2023


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