In der Schweiz leiden rund 1,7 Millionen Menschen unter einer Pollenallergie, sprich Heuschnupfen. Erfahre mehr über Symptome, Diagnose und Behandlung – und profitiere von Experten-Tipps.
Synonyme sind Heufieber, Heuasthma, Pollenallergie, allergische Rhinitis und Pollinose.
Die schlechten Nachrichten vorweg: An Heuschnupfen kann jede Person erkranken, unabhängig von Alter und Geschlecht. Zu den typischen Anzeichen gehören Niesattacken, Fliessschnupfen (medizinische Bezeichnung: Rhinitis), eine verstopfte Nase sowie juckende, brennende oder tränende Augen. Viele Betroffene verspüren zudem einen unangenehmen Juckreiz oder ein Brennen im Hals, an der Rachenschleimhaut. Auch neigen manche Patienten mit allergischem Schnupfen zu Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, etwa in den Nasennebenhöhlen. Begleitet werden diese lokalen Beschwerden meist von Müdigkeit.
«Das Immunsystem von Heuschnupfen-Geplagten reagiert bei Kontakt mit Pollen mit der Ausschüttung von Histamin. Dieses Gewebshormon ist für alle Allergiesymptome verantwortlich», sagt Tina Oellerich, Apothekerin und Regionalleiterin Medbase Apotheken. Sie rät, den Kontakt mit den Allergenen, also den auslösenden Pollen, wenn immer möglich zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.
Heuschnupfen-Allergiker sollten gut darauf achten, was sie im Garten anpflanzen respektive welche Pflanzen und Bäume das Haus umgeben, in dem sie eine Wohnung mieten wollen. Was wann besonders heftig blüht, zeigen ganzjährige Pollenkalender.
Tägliche Prognosen zum Pollenflug finden Betroffene beispielsweise auf pollenundallergie.ch, einer Website von aha! Allergiezentrum Schweiz. Auch die App Pollen-News, ebenfalls von aha!, zeigt, wo gerade welche Pollen fliegen.
Die grösste Schweizer Studie zur Pollenallergie führt seit 2018 das Universitätsspital Zürich (USZ) durch. Über die App Ally Science können Heuschnupfengeplagte teils in Echtzeit sehen, wie der Pollenflug ist und – anonymisiert – Angaben über ihr Befinden machen. Die Studie soll helfen, Frühwarnsysteme und Therapien für Pollenallergiker zu verbessern.
Die Diagnose beruht meist auf mehreren Schritten. Der Facharzt, der sie stellt, ist der Allergologe. Er ermittelt mit Hauttests an Arm und Rücken die auslösenden Allergene. Ergänzend können Blutuntersuchungen vorgenommen werden. Dabei werden sogenannte IGE-Antikörper nachgewiesen, die typisch sind für eine Allergie.
Beim sogenannten Etagenwechsel verlagern sich die allergischen Reaktionen der oberen Atemwege (Nasen-Rachen-Raum) auf die unteren (Bronchien und Lunge). Diesen Effekt kann man am ehesten vermeiden, indem man die Allergie konsequent behandelt. Unbehandelt geht ein Heuschnupfen oft in ein allergisches Asthma über. Empfindliche Personen, zum Beispiel Neurodermitiker, haben in der Heuschnupfenzeit oft mit stärkeren Hautsymptomen zu kämpfen.
Heuschnupfenartige Beschwerden häufen sich im Frühling und Sommer. Aufgrund der Klimaerwärmung blühen manche Gewächse aber immer früher. Daher können teilweise bereits im Winter Symptome auftreten. Halten diese das ganze Jahr über an, liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine andere Allergie vor, zum Beispiel gegen Hausstaubmilben. Hier sind die Symptome meist morgens am schlimmsten, weil man im Schlaf den Allergenen am längsten ausgesetzt ist.
Auch Lebensmittel, Schimmelpilze und Tierhaare können allergischen Schnupfen auslösen. Im letzteren Fall machen sich die Symptome in der Regel während, aber auch unmittelbar nach dem Kontakt mit Vierbeinern bemerkbar. Liegt eine Allergie gegen ein Lebensmittel vor, kommt es meist direkt bei oder nach dem Verzehr zu Beschwerden. Bei Schimmelpilzen löst der Aufenthalt in befallenen Räumen Symptome aus.
Und wie unterscheidet man allergischen Schnupfen von Erkältungsschnupfen?
Tina Oellerich: «Heuschnupfen tritt saisonal auf und wird meist von heftigen Niesattacken begleitet. Im Gegensatz zum Erkältungsschnupfen ist das Sekret beim allergischen Schnupfen farblos und wässrig. Ein Kratzen im Hals kann sowohl der Beginn einer Erkältung sein wie auch bei Heuschnupfen auftreten. Fieber dagegen tritt praktisch ausschliesslich im Zusammenhang mit einer Infektion auf.»
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Brillen und Sonnenbrillen verhindern, dass Pollen direkt ins Auge fliegen – sofern ihre Gläser gross genug sind. Am besten eignen sich Sportbrillen, die sich der Anatomie des Kopfes anpassen und eng anliegen. Dadurch dringen weniger Pollen zu den Augen vor. Weil die Augen bei Heuschnupfen stark gereizt und lichtempfindlich sind, verschaffen die getönten Gläser der Sonnenbrillen zusätzlich Linderung. Sie müssen aber CE-zertifiziert sein. Nur so ist der Schutz vor UV-Strahlung gewährleistet.
Linsen bewahren lediglich die Hornhaut vor Pollenkontakt. Deshalb sollten Linsenträger bei Heuschnupfen zusätzlich eine Sonnenbrille ohne optische Wirkung tragen. Bei den Linsen sollten Allergiker Ein-Tages-Versionen aus einem reinen Hydrogel-Material wählen, da sich auf den herkömmlichen Modellen schnell Ablagerungen und Pollen ansammeln können. Das kann zu weiteren Reizungen führen
Ausserdem sollte man die Linsen unbedingt schon zu Hause einsetzen. So kann man ein Stück weit verhindern, dass sich von vornherein Pollen unter ihnen befinden.
Das erste Gebot bei jeder Allergie, also auch einer Atemwegsallergie, ist, die einmal festgestellten Allergene möglichst zu meiden. Weil das bei Heuschnupfen ein schwieriges Unterfangen ist, braucht es meist zusätzliche Massnahmen.
Weitere Tipps auf der Website von aha! Allergiezentrum Schweiz.