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Gesünder leben?

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Heuschnupfen: Was sind die Symptome und was hilft wirklich?

In der Schweiz leiden rund 1,7 Millionen Menschen unter einer Pollenallergie, sprich Heuschnupfen. Erfahre mehr über Symptome, Diagnose und Behandlung – und profitiere von Experten-Tipps.

Das sind die Symptome von Heuschnupfen

Wie wird Heuschnupfen auch noch genannt?

Synonyme sind Heufieber, Heuasthma, Pollenallergie, allergische Rhinitis und Pollinose.

Die schlechten Nachrichten vorweg: An Heuschnupfen kann jede Person erkranken, unabhängig von Alter und Geschlecht. Zu den typischen Anzeichen gehören Niesattacken, Fliessschnupfen (medizinische Bezeichnung: Rhinitis), eine verstopfte Nase sowie juckende, brennende oder tränende Augen. Viele Betroffene verspüren zudem einen unangenehmen Juckreiz oder ein Brennen im Hals, an der Rachenschleimhaut. Auch neigen manche Patienten mit allergischem Schnupfen zu Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, etwa in den Nasennebenhöhlen. Begleitet werden diese lokalen Beschwerden meist von Müdigkeit.

Was löst die Symptome aus?

«Das Immunsystem von Heuschnupfen-Geplagten reagiert bei Kontakt mit Pollen mit der Ausschüttung von Histamin. Dieses Gewebshormon ist für alle Allergiesymptome verantwortlich», sagt Tina Oellerich, Apothekerin und Regionalleiterin Medbase Apotheken. Sie rät, den Kontakt mit den Allergenen, also den auslösenden Pollen, wenn immer möglich zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.

Welche Pollen machen die meisten Probleme?

  • Bei den Bäumen: Hasel, Erle, Esche, Birke, Hagebuche und Eiche.
  • Bei den Gräsern: Wiesen-Lieschgras, Knäuelgras und Englisches Raygras.
  • Bei den Kräutern: Beifuss und Ambrosia, auch bekannt als Traubenkraut.

Heuschnupfen-Allergiker sollten gut darauf achten, was sie im Garten anpflanzen respektive welche Pflanzen und Bäume das Haus umgeben, in dem sie eine Wohnung mieten wollen. Was wann besonders heftig blüht, zeigen ganzjährige Pollenkalender.

Pollenkalender

Pollenkalender

Tägliche Prognosen zum Pollenflug finden Betroffene beispielsweise auf pollenundallergie.ch, einer Website von aha! Allergiezentrum Schweiz. Auch die App Pollen-News, ebenfalls von aha!, zeigt, wo gerade welche Pollen fliegen. 

Die grösste Schweizer Studie zur Pollenallergie führt seit 2018 das Universitätsspital Zürich (USZ) durch. Über die App Ally Science können Heuschnupfengeplagte teils in Echtzeit sehen, wie der Pollenflug ist und – anonymisiert – Angaben über ihr Befinden machen. Die Studie soll helfen, Frühwarnsysteme und Therapien für Pollenallergiker zu verbessern.

So wird Heuschnupfen diagnostiziert

Die Diagnose beruht meist auf mehreren Schritten. Der Facharzt, der sie stellt, ist der Allergologe. Er ermittelt mit Hauttests an Arm und Rücken die auslösenden Allergene. Ergänzend können Blutuntersuchungen vorgenommen werden. Dabei werden sogenannte IGE-Antikörper nachgewiesen, die typisch sind für eine Allergie.

Wie unterscheidet sich Heuschnupfen von anderem Schnupfen?

Wie hängen Asthma und Heuschnupfen zusammen?

Beim sogenannten Etagenwechsel verlagern sich die allergischen Reaktionen der oberen Atemwege (Nasen-Rachen-Raum) auf die unteren (Bronchien und Lunge). Diesen Effekt kann man am ehesten vermeiden, indem man die Allergie konsequent behandelt. Unbehandelt geht ein Heuschnupfen oft in ein allergisches Asthma über. Empfindliche Personen, zum Beispiel Neurodermitiker, haben in der Heuschnupfenzeit oft mit stärkeren Hautsymptomen zu kämpfen.

Heuschnupfenartige Beschwerden häufen sich im Frühling und Sommer. Aufgrund der Klimaerwärmung blühen manche Gewächse aber immer früher. Daher können teilweise bereits im Winter Symptome auftreten. Halten diese das ganze Jahr über an, liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine andere Allergie vor, zum Beispiel gegen Hausstaubmilben. Hier sind die Symptome meist morgens am schlimmsten, weil man im Schlaf den Allergenen am längsten ausgesetzt ist. 

Auch Lebensmittel, Schimmelpilze und Tierhaare können allergischen Schnupfen auslösen. Im letzteren Fall machen sich die Symptome in der Regel während, aber auch unmittelbar nach dem Kontakt mit Vierbeinern bemerkbar. Liegt eine Allergie gegen ein Lebensmittel vor, kommt es meist direkt bei oder nach dem Verzehr zu Beschwerden. Bei Schimmelpilzen löst der Aufenthalt in befallenen Räumen Symptome aus.

Und wie unterscheidet man allergischen Schnupfen von Erkältungsschnupfen?
Tina Oellerich: «Heuschnupfen tritt saisonal auf und wird meist von heftigen Niesattacken begleitet. Im Gegensatz zum Erkältungsschnupfen ist das Sekret beim allergischen Schnupfen farblos und wässrig. Ein Kratzen im Hals kann sowohl der Beginn einer Erkältung sein wie auch bei Heuschnupfen auftreten. Fieber dagegen tritt praktisch ausschliesslich im Zusammenhang mit einer Infektion auf.»

(Fortsetzung weiter unten…)

So kann Heuschnupfen behandelt werden

Medizinische Behandlung

Pollenschutz für die Augen

Brillen und Sonnenbrillen verhindern, dass Pollen direkt ins Auge fliegen – sofern ihre Gläser gross genug sind. Am besten eignen sich Sportbrillen, die sich der Anatomie des Kopfes anpassen und eng anliegen. Dadurch dringen weniger Pollen zu den Augen vor. Weil die Augen bei Heuschnupfen stark gereizt und lichtempfindlich sind, verschaffen die getönten Gläser der Sonnenbrillen zusätzlich Linderung. Sie müssen aber CE-zertifiziert sein. Nur so ist der Schutz vor UV-Strahlung gewährleistet. 

Linsen bewahren lediglich die Hornhaut vor Pollenkontakt. Deshalb sollten Linsenträger bei Heuschnupfen zusätzlich eine Sonnenbrille ohne optische Wirkung tragen. Bei den Linsen sollten Allergiker Ein-Tages-Versionen aus einem reinen Hydrogel-Material wählen, da sich auf den herkömmlichen Modellen schnell Ablagerungen und Pollen ansammeln können. Das kann zu weiteren Reizungen führen

Ausserdem sollte man die Linsen unbedingt schon zu Hause einsetzen. So kann man ein Stück weit verhindern, dass sich von vornherein Pollen unter ihnen befinden.

Das erste Gebot bei jeder Allergie, also auch einer Atemwegsallergie, ist, die einmal festgestellten Allergene möglichst zu meiden. Weil das bei Heuschnupfen ein schwieriges Unterfangen ist, braucht es meist zusätzliche Massnahmen.

  • Hyposensibilisierung: Eine Möglichkeit ist die Immuntherapie, auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt. Das ist eine Art Allergieimpfung. Sie wirkt zum Beispiel bei der Gräserpollenallergie recht gut, kann Beschwerden lindern oder sogar ganz zum Verschwinden bringen. In ihrem Verlauf werden den Patienten in steigender Dosierung diejenigen Allergene gespritzt, die Probleme verursachen. Dadurch gewöhnt sich der Körper an sie. Die Behandlung erstreckt sich über drei bis fünf Jahre und wird von einem Arzt durchgeführt. Wichtig ist der Start vor der Pollensaison. Ein offensichtlicher Nachteil ist der grosse Aufwand dieser Therapie.
  • Augentropfen und Nasenspray: Lokal können Augen, Nase oder Rachen mit Augentropfen und Nasenspray behandelt werden. Diese haben den Vorteil, dass keine oder kaum Nebenwirkungen auftreten.
  • Antihistaminika: Auch bekannt als Antiallergika, blockieren alle allergischen Reaktionen im Körper. Da Antihistaminika der neueren Generation nur noch geringfügig müde machen, ist auch Autofahren möglich. Angst, dass sich der Körper an Antiallergika gewöhnt, braucht man keine zu haben. «Antiallergika verlieren ihre Wirkung nicht. Der Körper zeigt keine Gewöhnung, und sie können bedenkenlos über längere Zeit eingenommen werden», sagt Tina Oellerich.
  • Kortison: Bei starken Beschwerden können die Tabletten auch mit der lokalen Therapie kombiniert werden. Eine schwere Allergie wird in der Regel mit Kortison behandelt. Regelmässig als Nasenspray angewendet, haben Kortikosteroide kaum Nebenwirkungen und können auch schwere Symptome effizient lindern.

    Auf die Frage, welche Medikamente die Beschwerden am besten lindern, sagt die Regionalleiterin der Medbase Apotheken Tina Oellerich: «Es gibt kein Patentrezept. Die einen bevorzugen eine natürliche Therapie, die meist schwächer wirkt. Andere möchten mittels chemischer Substanzen möglichst symptomfrei den Sommer geniessen.»

Alternative Methoden zur Behandlung und Linderung

  • Pflanzenheilkunde: Pflanzliche Heilmittel behandeln den Körper weniger spezifisch, dafür ganzheitlich und zeigen nur selten Nebenwirkungen. Spagyrik-Sprays, Pestwurz oder ein Knospenmazerat (Glycerin-Alkohol-Auszug) der Schwarzen Johannisbeere sowie homöopathische Medikamente helfen im Akutfall.
  • CBD: Produkte mit Cannabidiol, kurz CBD, stehen als Mittel gegen diverse Gesundheitsbeschwerden hoch im Kurs. Der nicht berauschende Wirkstoff wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen. Hilft er auch bei Heuschnupfen? «Dem Cannabidiol wird eine immunstimulierende Wirkung nachgesagt, weshalb ein Versuch mit CBD im Akutfall durchaus gemacht werden kann», sagt Tina Oellerich.
  • Akupunktur: Akupunktur gehört zu den Heilmethoden der traditionellen chinesischen Medizin (kurz TCM). Sie wird von der WHO bei Allergien empfohlen. Wissenschaftler vermuten, dass die durch Nadeln gesetzten Reize im Gehirn die vermehrte Ausschüttung entzündungshemmender Substanzen bewirken (Therapeuten finden).
  • Akupressur: Eine Alternative dazu ist die Akupressur. Sie arbeitet nach dem gleichen Prinzip, aber ohne Nadeln. Stattdessen drücken, kreisen oder klopfen die Fingerkuppen auf einen bestimmten Punkt am Körper, um die Wirkung auszulösen. Durchgeführt wird die Behandlung durch Therapeuten. Doch mit Akupressur lassen sich auch Selbstbehandlungen durchführen. So soll bei Heuschnupfen unter anderem folgender Akupressurpunkt helfen: Zeige- und Mittelfinger unter die Nasenlöcher legen und dort etwa 5 Minuten lang mittelstark drücken.
  • Vorbeugen: Aus der Pflanzenheilkunde haben sich Schwarzkümmelöl-Präparate bewährt. Etwa einen Monat vor der Pollensaison eingenommen, können sie die Intensität der Beschwerden deutlich lindern. Cromoglicinsäure-Präparate stabilisieren die Mastzellen (Abwehrzellen des Immunsystems), die Histamin produzieren, und schwächen somit akute Episoden des Heuschnupfens ab. Dieses Präparat gibt es in Form von Augentropfen und Nasensprays.
  • Schutzmasken: «Was die Atemwege betrifft, hilft die Schutzmaske voraussichtlich gut», so Tina Oellerich. «Die Augensymptome werden jedoch nicht weniger werden.»
  • Nasenfilter: Um das Eindringen von Pollen zu reduzieren, können Allergiker einen praktisch unsichtbaren Nasenfilter tragen. «Eine gute Möglichkeit, er bildet eine physikalische Barriere», meint Tina Oellerich. Eine weitere Option: «Gelartige Substanzen, die man auf die Schleimhaut appliziert, können ebenfalls recht effektiv vor dem Kontakt mit Pollen schützen.»

13 Tipps für Heuschnupfen-Geplagte

  • Bei schönem, windigen Wetter und erhöhter Pollenkonzentration nur kurz an die  frische Luft gehen.
  • Sport im Freien nur zu pollenarmen Tageszeiten ausüben (mehr erfahren).
  • Wäsche zum Trocknen oder Lüften nicht draussen aufhängen.
  • Während der Heuschnupfensaison nur in den frühen Morgenstunden lüften und bei längerem Regenwetter ausgiebiger lüften.
  • Nach kurzem Platzregen nicht lüften und die Fenster geschlossen halten, denn die Pflanzen blühen danach auf, und die Pollenbelastung steigt.
  • Beim Autofahren die Fenster schliessen und in die Lüftung einen Pollenfilter einsetzen lassen. Diesen im Winter regelmässig reinigen.
  • An den Fenstern zu Hause Pollenfilter anbringen.
  • Eventuell die Luft mit einem Luftreiniger von Pollen und anderen Partikeln befreien. 
  • Abends die Haare waschen und die Strassenkleider nicht im Schlafzimmer ausziehen – das hilft, dass möglichst wenig Pollen die Nachtruhe stören.
  • Vor dem Zubettgehen die Schleimhäute von Augen und Nase mit Kochsalzlösung spülen.
  • Gegebenenfalls Augenränder zusätzlich von Pollen befreien.
  • Freibäder weisen eine geringere Pollenkonzentration auf als natürliche Gewässer.
  • Sonnenbrille tragen.


Weitere Tipps auf der Website von aha! Allergiezentrum Schweiz.

Was du sonst noch über Heuschnupfen wissen musst

Zum Heuschnupfen-Dossier

von Ringier Brand Studio / Cilgia Grass,

veröffentlicht am 22.03.2021, angepasst am 09.07.2024


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