Viele Menschen leiden auch lange nach einer Covid-Erkrankung unter Symptomen. Was den Betroffenen von Long Covid hilft und was sie vermeiden sollten.
Etwa zehn von 100 Personen spüren mehr als vier Wochen nach der Coronavirus-Infektion noch Symptome. Wie viele genau an «Long Covid» oder «Post Covid» leiden, darüber sind sich die Wissenschaftler noch im Unklaren: Schätzungen reichen von zwei bis hin zu 53 von 100 erwachsenen Personen, milde und schwere Verläufe eingeschlossen.
Die häufigsten Symptome sind Müdigkeit und geringe Belastbarkeit bei körperlicher oder geistiger Anstrengung, Denk- und Konzentrationsstörungen, Atemnot bei Anstrengung und Geruchs- und Geschmacksstörungen. Über 50 Symptome haben Betroffene bisher beschrieben, darunter zum Beispiel Haarausfall, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen sowie Durchfall. Das Krankheitsbild ist nicht einheitlich, vermutlich gibt es unterschiedliche Formen von Long Covid.
Bei Kindern ist die Datenlage noch ungewisser als bei Erwachsenen. Es gibt nur wenige, kleine Studien. Manche Fachleute bezweifeln, dass Kinder Long Covid bekommen. Sie vermuten als Grund für Beschwerden bei Kindern eher die Lockdowns und die Pandemie-Umstände. Andere Fachleute schätzen die Häufigkeit von Long Covid bei nicht-hospitalisierten Kindern auf zwei bis 2,9 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit, Long Covid zu bekommen, ist bei Frauen höher als bei Männern, das Verhältnis beträgt fast 2:1. Am häufigsten betroffen ist die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen. Personen mit vorbestehenden Erkrankungen, mit Übergewicht, Menschen, die schwer an Covid erkrankt waren und Intensivpflege benötigt haben, und solche mit hoher Lebensbelastung sind häufiger von Long Covid betroffen.
Bisher wurde nur ein Faktor gefunden, der vorbeugend gegen Long Covid wirken kann: körperlich aktiv zu sein.
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Oft verlaufen die Beschwerden wellenförmig, und bei einem Teil der Personen nehmen die Beschwerden nach kleinen Anstrengungen zu. Fachleute sprechen dann von «post-exertioneller Malaise», die Betroffenen vom «Crash». Dann verschlechtern sich die Beschwerden für kürzere oder längere Zeit stark.
Von Long Covid berichten auch Menschen, die während der Coronavirus-Infektion gar keine oder nur leichte Symptome hatten. Mit zunehmendem Abstand von der Infektion sinkt die Anzahl der Betroffenen: Von 100 Menschen mit Long Covid haben nach einem Jahr weniger als sieben noch Symptome.
«Erfreulicherweise ist es so, dass sich die allermeisten Beschwerden, auch wenn sie ein paar Wochen bestehen, von alleine wieder bessern und es ausreicht, dass Sie aufmerksam hausärztlich beobachtet werden», heisst es in der «Leitlinie ‹Long-/Post-COVID-Syndrom› für Betroffene, Angehörige, nahestehende und pflegende Angehörige», die von 17 medizinischen Fachgesellschaften mit Beteiligung von Betroffenen und Selbsthilfegruppen erstellt wurde.
Das Erschöpfungsgefühl beispielsweise bessere sich innerhalb von drei Monaten oft oder verschwinde in dieser Zeit komplett. Die Riech- und Geschmacksstörungen haben sich bei neun von zehn Betroffenen nach ein bis zwei Monaten weitgehend zurückgebildet.
Bisher ist nicht sicher, ob die Sars-CoV-2-Infektion für die beziehungsweise für alle Beschwerden der Grund ist. Zu den Ursachen von Long Covid gibt es verschiedene Hypothesen:
Um Long Covid zu diagnostizieren, gibt es bisher keinen Labortest. Auch wenn bei manchen Betroffenen bestimmte Antikörper (Anti-Phospholipid-Autoantikörper) im Blut gefunden werden, ist damit nicht bewiesen, dass Long Covid vorliegt. Umgekehrt sind normale Blutwerte kein Beweis, dass jemand kein Long Covid hat.
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