Schlafprobleme, Stress, Nervosität – dagegen ist ein Kraut gewachsen. Die Baldrian-Wurzel hilft vielen durch die Nacht. Ob als Tee-Tinktur, Tropfen oder Tabletten: So wirkt die Pflanze.
Der echte Baldrian «Valeriana officinalis» ist in der Schweiz, in ganz Europa und Nordasien heimisch. Die Pflanze gehört zur Familie der Geissblattgewächse und wächst vor allem auf Moorwiesen und an Ufern von Flüssen und Bächen. Entsprechend bevorzugt die bis zu 150 Zentimeter hohe Pflanze sonnige bis halbschattige und feuchte Standorte. Der wissenschaftliche Name des Baldrians geht angeblich auf das lateinische Wort «valere» zurück. Das bedeutet «gesund sein».
«Valeriana officinalis» wird schon seit über 200 Jahren gegen innere Unruhe eingesetzt. Früher war das Anwendungsspektrum breiter als heute. Im Mittelalter schrieb man diesem «Mittel gegen alles» viele Qualitäten zu, zum Beispiel die Heilung der Epilepsie.
Baldrian wird im Frühling durch Aussaat vermehrt. Der typische Geruch ist an der frischen Wurzel nur schwach zu riechen. Ein Teil der Wirkstoffe entsteht erst beim Trocknen. Im Herbst ist die Konzentration an Wirkstoffen am höchsten, deshalb werden Wurzel und Rhizome von zwei Jahre alten Pflanzen im Herbst geerntet.
Heute ist Baldrian vor allem ein Mittel gegen Schlafstörungen. Er wird jedoch auch gegen stressbedingte Beschwerden eingesetzt. Er hilft, abzuschalten und wird eingesetzt bei Unruhe, Angstanfällen mit Herzklopfen, Zittern und Schwitzen, Bluthochdruck infolge von Nervosität, aber auch bei Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich, bei Asthma, Koliken und Reizdarm. Baldrian gilt als sicheres pflanzliches Heilmittel.
Regelmässig Sport treiben, abends keine üppigen Mahlzeiten zu sich nehmen, Kaffee und Schwarztee abends nur mit Vorsicht geniessen und aufregende Nachrichten, laute Musik und Licht mit hohem Blauanteil (Handy, Fernsehen und Computerbildschirm) meiden. Eine tiefere Temperatur im Schlafzimmer und ein Ritual – beispielweise mit einem Baldrian-Tee – sind auch förderlich für einen guten Schlaf.
Gegenüber herkömmlichen Schlafmitteln bietet Baldrian den Vorteil, dass er die Schlafqualität fördert, indem er die wichtigen Traumschlafphasen, den sogenannten REM-Schlaf, sowie den Tiefschlaf positiv beeinflusst.
Auch andere, häufige Probleme herkömmlicher Schlafmedikamente treten beim Baldrian nicht auf: Er verbessert die Befindlichkeit ohne Hang-over am Folgetag und es besteht auch bei längerer Anwendung kein Risiko zur Entwicklung einer Abhängigkeit.
Ein Nachteil bei der Behandlung mit Baldrian gegenüber herkömmlichen Medikamenten ist, dass es in der Regel einige Zeit dauert, bis sich die Wirkung voll entfaltet.
Nebenwirkungen treten nur selten auf. Wenn, dann handelt es sich um Verdauungsprobleme, Hautreaktionen oder eine Allergie. Bei einer Allergie gegen Baldrian sollte man ihn meiden.
Vereinzelt reagieren einige Menschen nach der Einnahme von Baldrian paradox. Anstatt sie zu entspannen, bewirkt der Baldrian genau das Gegenteil: Bei Einnahme des Tees oder der Tinktur werden sie munter und können erst recht nicht einschlafen. Ähnlich wie bei Katzen: Sie lieben Baldrian und fallen in Verzückung. Deswegen wird die Pflanze auch «Katzenkraut» genannt.
Baldrian wird oft als Tinktur angewendet. Man darf bis zu dreimal täglich je 20 Tropfen mit etwas Wasser zu sich nehmen.
Baldrian-Tee eignet sich auch gut als wohltuendes, schlafanstossendes Ritual vor dem Zubettgehen. Dazu giesst man 150 Milliliter kochendes Wasser über 2,5 Gramm zerkleinerten Baldrian aus der Apotheke oder Drogerie und lässt den Tee zehn Minuten ziehen, bevor man ihn abseiht und trinkt. Der Tee kann auch tagsüber eingenommen werden.
Manche Menschen empfinden den intensiven Geruch der Heilpflanze als abstossend. In diesem Fall sind Badrian-Kapseln eine Alternative.
Baldrian-Präparate sind in Apotheken und Drogerien erhältlich, ebenso zahlreiche Kombipräparate. Lavendel, Hopfen, Passionsblume und Melisse ergänzen den Baldrian wegen ihrer ebenfalls entspannenden Wirkungen gut. Neben diversen Hauspräparaten gibt es in der Schweiz weit über 50 Präparate mit Baldrian alleine oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen. Am häufigsten findet man flüssige Zubereitungen (Tinktur) oder Trockenextraktpräparate.
Äusserlich kann Baldrian auch als Badezusatz verwendet werden. Für ein Vollbad gibt man etwa 100 Gramm ins Badewasser.