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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Das kannst du für deine Gesundheit tun

Eine gute Vorsorge kann dabei helfen, die Gesundheitskosten zu reduzieren. Präventivmediziner Milo Puhan erklärt, wie wir alle unseren Teil dazu beitragen und wo am meisten rauszuholen ist.

Wir haben in der Schweiz viele Spitäler und scheuen keine Kosten, um Menschen zu heilen. Aber machen wir auch genug, damit sie gar nicht erst krank werden?

Milo Puhan: Nein, in der Prävention sollten wir noch mehr tun. Ein grosses Problem sind zum Beispiel Zigaretten: In der Schweiz raucht etwa ein Viertel der Bevölkerung, und diese Zahl schrumpft nur sehr langsam. Bei uns wird mehr geraucht als in den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Italien. Pro Jahr sterben in der Schweiz daran rund 9500 Menschen. Es ist unfassbar, welches Leid das Rauchen anrichtet und auch welche horrenden Kosten es verursacht.

Wir sollten also viel mehr gegen Zigaretten tun. Wo gibt es sonst noch Nachholbedarf?

Bei der seelischen Gesundheit: Die Prävention und Gesundheitsförderung müssten in diesem Bereich weiter ausgebaut werden. Die Schulen sollten das noch stärker zum Thema machen und darüber informieren, wohin sich Jugendliche in psychischer Not wenden können. Es gibt ja Hilfsangebote. Aber die Schülerinnen und Schüler wissen es oft nicht.

Check-ups gelten als wichtiges Mittel zur Vorbeugung von Krankheiten. Werden sie in der Schweiz oft genug gemacht?

Nicht immer. Ich denke hier etwa an Untersuchungen, mit denen man Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennt. Sie sind noch immer die häufigste Todesursache. Darum sollte man regelmässig den Blutdruck, Blutzucker und den Cholesterinspiegel messen lassen. Das tun aber noch immer zu wenige Menschen. Leider wird diese Art Check-up nicht von der obligatorischen Grundversicherung übernommen. Das sollte sich ändern.

(Fortsetzung weiter unten…)

Stimmt der Eindruck, dass sich Männer eher um Vorsorgeuntersuchungen drücken als Frauen?

Ja, das ist leider so. Manche Männer schieben im vorgerückten Alter Gesundheitsprobleme vor sich her. Es braucht vermutlich noch mehr Kampagnen zur Förderung der Männergesundheit – und zwar an Orten, die man nicht mit Krankheit und Gebrechlichkeit in Verbindung bringt, etwa in Fussballclubs.

Wie viel trägt Bewegung dazu bei, dass man gesund bleibt?

Bewegung und Sport sind extrem wichtig. Junge und ältere Menschen sollten ihre Ausdauer, Koordination und Kraft regelmässen trainieren. Übrigens wissen wir heute, dass Sport nicht nur die Gesundheit erhält, sondern auch Menschen hilft, die von einer schweren Krankheit betroffen sind. Früher glaubte man zum Beispiel, dass sich Krebs- oder Lungenkranke auf keinen Fall körperlich anstrengen dürfen. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ihnen Training nützt – sowohl körperlich als auch psychisch.

(Fortsetzung weiter unten…)

Unterstützen die Krankenkassen die Menschen genug dabei, etwas für ihre Fitness zu tun?

So viel geben wir für Prävention aus

Im Jahr 2021 gab die Schweiz rund 1,4 Milliarden Franken für die Gesundheitsförderung und die Verhinderung von Krankheiten aus. Das klingt nach sehr viel Geld, doch es entspricht nur 1,6 Prozent der Gesamtkosten unseres Gesundheitswesens.

Ja, sie tun in dieser Hinsicht ziemlich viel: Sehr oft zahlen die Krankenkassen heute Beiträge an Abos für Fitnesszentren. Es ist ja in ihrem Interesse, dass die Versicherten fit und gesund bleiben. Das Schöne in der Schweiz ist auch, dass es viele Fitnessangebote gibt, die gar nichts kosten – sei es nun der traditionelle Vitaparcours, Laufsportgruppen oder Trainingsprogramme für zu Hause wie homex.ch. Dort erfährt man, wie man sich mit einfachsten Mitteln in den eigenen vier Wänden fit halten kann.

Physiotherapie kann viel dazu beitragen, dass ein körperliches Problem nicht schlimmer wird. Wird dies ausreichend anerkannt?

Das hängt ganz davon ab, wie lange eine Physiotherapie dauert. Eine erste Verordnung für neun Sitzungen wird von den Krankenkassen meist akzeptiert. Die Probleme fangen an, wenn der Patient oder die Patientin deutlich mehr Sitzungen braucht. Mit Physiotherapie liessen sich Operationen manchmal hinausschieben oder sogar verhindern. Vor allem wenn es um den Rücken oder den Bewegungsapparat geht, wird oft zu früh operiert und zu wenig lange trainiert.

So beugst du chronischen Krankheiten vor

Wenn du dich an diesen 12-Punkte-Plan hältst, tust du viel für deine Gesundheit:

  1. Dreimal pro Woche Sport: Dreimal 30 Minuten Ausdauersport sind eine Wohltat für den Körper. 
  2. Auch im Alltag bewegen: Geh kurze Strecken zu Fuss, statt dauernd das Auto zu nehmen.
  3. Im Büro nicht nur sitzen: Steh öfter von deinem Bürostuhl auf und mach beim Telefonieren ein paar Schritte.
  4. Salz weglassen: Du solltest nicht zu viel Salz essen, weil es den Blutdruck erhöht.
  5. Gemüse und Früchte essen: Pro Tag sollten es mindestens drei Portionen Gemüse (360 Gramm) und zwei Portionen Früchte (240 Gramm) sein.
  6. Auf Zucker verzichten: Lass den Zucker weg, wo immer es geht.
  7. Viel Wasser trinken: Ideal sind 1,5 bis 2 Liter pro Tag.
  8. Nahrung mit ungesättigten Fettsäuren essen: Dazu gehören etwa Nüsse, Oliven, aber auch Lachs.
  9. Nahrung mit guten Kohlenhydraten essen: Dazu zählen Hülsenfrüchte oder Vollkornbrot.
  10. Stress vermeiden: Dauerhektik jagt den Blutdruck in die Höhe.
  11. Wenig Alkohol trinken: Noch besser lässt du ihn ganz weg.
  12. Nicht rauchen: Jede Zigarette schadet dir.

Weitere Tipps für einen gesunden Lebensstil findest du hier

In der Schweiz gibt es zu wenige Hausärzte. Welche Rolle spielen sie bei der Prävention von Krankheiten?

Hausärzte und Hausärztinnen sind für mich die wichtigsten Player im Gesundheitssystem. Sie begleiten einen Menschen oft während Jahren. Sie kennen ihn darum sehr gut und merken frühzeitig, wenn eine Krankheit entsteht. Das Problem ist, dass Hausärzte viel Administration selber erledigen müssen. Das schreckt manche jungen Mediziner ab, diese Laufbahn einzuschlagen. Helfen könnten eventuell mehr Gemeinschaftspraxen und Gesundheitszentren, in denen den Hausärzten administrative Aufgaben abgenommen werden.

Die Menschen leben immer länger. Trotz aller Prävention heisst das, dass immer mehr Leute Altersgebrechen haben. Gibt es neue Erkenntnisse dazu, wie man trotz solcher Krankheiten gut leben kann?

Dazu braucht es neue Formen von Hilfe und Unterstützung. Spannend finde ich Projekte, die eine ganze Nachbarschaft in die Betreuung alter Menschen einbeziehen. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Gesundheitsversorgung» sind etwa in den Berner Gemeinden Münsingen und Belp oder in Zürich-Schwamendingen Sorgenetzwerke entstanden. Dazu gehören Freiwillige, Pflegefachleute und auch lokale Politikerinnen und Politiker. Gemeinsam wollen sie erreichen, dass Menschen mit chronischen Krankheiten gut betreut zu Hause leben können.

Wie halten Sie sich eigentlich selbst fit?

Mit grossen und kleinen Bällen. Früher habe ich Fussball gespielt, später dann auch Golf, aber vor allem liebe ich Tennis. Laut einer neuen Studie verlängert dieser Sport das Leben um zehn Jahre.

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von Michael West,

veröffentlicht am 08.05.2024


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