Pilze sammeln: die ideale Beschäftigung im Herbst. Aber worauf achten beim Sammeln? Was braucht man? Die Pilzexpertin Rosemarie Kuhn gibt Auskunft.
Ja, diese sind auch oft im Pilzbuch inkl. Bilder nebeneinander abgebildet.
Einen SRF-Videobeitrag zum Thema findest du hier.
Quelle: VAPKO.ch
Unerfahrene Sammler und auch erfahrenere Sammler sollten bei der kleinsten Unsicherheit zur Pilzberatungsstelle gehen und die Pilze prüfen lassen. Kontrollstellen sind auf der Website der VAPKO (Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz) zu finden.
Nicht erkennbare Pilze sollten komplett (ganzer Fruchtkörper: also mit Hut und Stielbasis) und getrennt von den anderen Pilzen im Korb mitgenommen werden. Am besten verpackt man die nicht erkannten Sorten in einem Sandwichpapiersack separat im Korb. Ich benutze Papiersandwichsäcke von der Migros. Nur 1–3 unbekannte Arten mitnehmen.
Das kommt auf das Ziel, also die gewünschten Pilzsorten an. Es gibt immer irgendwelche Pilze zum Beobachten und Bestimmen. Zu den Frühjahrspilzen gehört zum Beispiel die Morchel. Die Pilzsaison hat für viele etwas mit Herbst zu tun. Da findet man oft auch eine grosse Vielfalt. Es gibt eine Anzahl guter Speisepilze, zum Beispiel Steinpilze und Pfifferlinge/Eierschwämme. Es lohnt sich, am Morgen zu gehen, bevor Schnecken, Würmer und Insekten sowie andere Pilzler das kostbare Gut gefunden haben.
Gute Sammelplätze für Speisepilze muss jeder selber finden. Gut zu wissen ist, dass sehr viele gute Speisepilze in Symbiose mit einem Baum oder einem Strauch leben. Ohne Baum keine Pilze, ohne Pilze, kein Wald oder zumindest kein gesunder Wald. Das Gute liegt oft nah. Wer einen Wald in der Nähe hat und regelmässig hingeht, erlebt oft Überraschungen. Auch an Waldrändern entlangzugehen, kann sich lohnen.
Es gibt sehr viele Einflüsse, die das Vorkommen der Pilze bestimmen. Da entwickelt man mit der Zeit und der Erfahrung ein Gespür dafür. Nach einem Gewitter kann es sein, dass am nächsten Tag nur in dieser Region viele Fruchtkörper zu finden sind. Bei Trockenheit oder an trockenen Hängen kommt gar nichts, auch wenn der entsprechende Baum oder Strauch vorhanden ist. Dann gibt es Perioden, wo auch ich denke, eigentlich stimmt alles und trotzdem bleibt die Natur stehen. Ich frage mich dann, ob das mit dem Mondkalender zu tun hat, doch das hat meines Wissens nach noch niemand erforscht.
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Es gibt kantonale und kommunale Pilzsammelbestimmungen. Zu finden auf der Website der VAPKO. So gibt es Pilzschonzeiten und Schontage. In einigen Kantonen auch ein nächtliches Sammelverbot, Mengenbegrenzungen und weitere Vorschriften.
Zum Pilzesammeln benötigt man einen Korb oder eine Stofftasche und ein Messer. Ausserdem sind gute Schuhe, dem Wetter angepasste Kleidung (in Zeckenregionen lange Hosen), Zeckenspray und andere Massnahmen gegen Zecken wichtig. Nach dem Sammeln den Körper nach Zecken absuchen.
Meist dreht man die Pilze durch leichtes Anheben mit dem Messer aus dem Boden. Je nach Pilzart kann man sie auch schneiden. Bei unbekannten Pilzen für die Kontrolle unbedingt den ganzen Fruchtkörper mitnehmen. An der Stielbasis befinden sich häufig Erkennungsmerkmale, anhand derer sich geniessbare Pilze von giftigen unterscheiden lassen. Auch kann man den Standort und die Vegetation rund um den Pilz notieren. Diese geben auch wichtige Hinweise auf die Sorte. Von unbekannten Pilzen genügen zwei oder drei Exemplare zur Bestimmung.
Die gesammelten Pilze sollten schon im Wald von Erde und Nadeln befreit und geputzt werden. Pilze nur in einwandfreiem Zustand pflücken. Sind Maden oder angefressene Stellen vorhanden, sollte der Pilz nicht gepflückt werden. Ganz junge und alte Pilze stehen lassen.
Wildpilze müssen 15 bis 20 Minuten gekocht werden. Auch können auf Wildpilzen die Eier des Fuchsbandwurms vorkommen. Pilze also nicht roh essen, sondern kochen oder braten. Nur der Eispilz (gallertartiger Zitterzahn) und der fleischrote Gallerttrichter können gut gewaschen und in kleinen Mengen roh gegessen werden. Auch Trüffel kann man roh essen.
Der Zuchtchampignon wird oft roh konsumiert. Er kann jedoch bei empfindlichen Personen Magen-, Darmbeschwerden oder Erbrechen verursachen. Aus diesem Grund rät die VAPKO zur Vorsicht beim Rohkonsum von Champignons.
Für die Aufbewahrung oder den Transport sollte man nur luftdurchlässige Behältnisse verwenden. Etwa ein Korb, eine Stofftasche oder eine Pilzsammeltasche mit Netz. Die gesammelten Pilze sollten gut belüftet und nicht zerdrückt werden, also nicht zu hoch stapeln. Am besten geeignet ist ein breiter Korb mit einer geringen Tiefe.
Verwende keine Plastiktüten oder andere luftundurchlässige Verpackungen. Darin schwitzt der Pilz und es kommt zur Gärung und Zersetzung der Eiweisse. Die dabei entstehenden Produkte können auch zu Vergiftungen führen. Auch im Kühlschrank die Pilze nicht in der Plastiktüte aufbewahren. Vor dem Zubereiten die Pilze dann mit einem Pinsel und ohne Wasser reinigen.
Hierzu gibt es Bestimmungsbücher, man kann mit erfahrenen Personen mitgehen, an Kursen und Pilzexkursionen teilnehmen oder einem Pilzverein beitreten.
Mit meiner Mutter habe ich als Kind einige Male Pilze gesammelt. Damals kannten wir uns nicht gut aus, der Dorflehrer hat die Pilze kontrolliert. Von einer Pilzausstellung ist mir als etwa 7-Jährige ein Riesensteinpilz in Erinnerung. Das hat mich fasziniert. Mit 30 Jahren besuchte ich bei der Klubschule Migros in Chur einen Pilzkurs. Daraufhin bin ich zum Verein für Pilzkunde in Chur gegangen, habe 1997 in Landquart die Prüfung als Pilzkontrolleurin abgelegt und ein Jahr später mit Exkursionen begonnen.