Wie der Darm unser Wohlbefinden beeinflusst und was wir ihm Gutes tun können? 17 Fakten zu den Funktionen des Verdauungsorgans.
Ja. Wie oft man auf die Toilette geht, hängt auch von der Ernährung ab. Die meisten Menschen haben ein- bis dreimal am Tag Stuhlgang. Es gibt aber auch Menschen, die nur dreimal pro Woche müssen. Beides liegt statistisch gesehen im gesunden Bereich. Bei Frauen arbeitet der Dickdarm grundsätzlich ein bisschen gemütlicher als bei Männern.
Unverdaute Essensreste kommen im Dickdarm an und werden dort von den Darmbakterien bearbeitet. Das dauert etwa 16 Stunden. Und wenn dann auch noch das Hirn signalisiert, dass der Zeitpunkt für einen Toilettengang grad nicht passt, bleibt das grosse Geschäft in der Warteschlaufe.
Bei Nahrungsmittelallergien, wie zum Beispiel einer Erdnuss- oder Schalentierallergie, geht man davon aus, dass unverdaute Nahrungspartikel ins Blut oder in die Lymphe gelangen können. Das kann passieren, wenn im Darm die Aufspaltung der Nahrung nicht gut funktioniert oder die Darmwand durchlässig ist. Das Immunsystem greift dann sofort ein und es kommt zu allergischen Reaktionen, wie etwa bei einer Erdnussallergie.
Unverträglichkeiten, wie etwa eine Laktose- oder Histaminintoleranz, sind keine Allergien und lösen auch keine Immunreaktion aus. Stattdessen hat es im Darm oft wenige oder keine Enzyme, welche zum Beispiel Laktose, Fruktose oder Histamin aufspalten können. Werden diese nicht richtig verarbeitet, kommt es oft zu Blähungen oder Bauchschmerzen. Dass im Alter die Laktoseintoleranz zunehmen kann, liegt nicht am Enzym, sondern daran, dass das Gen für die Verdauung von Laktose bei vielen Menschen langsam abschaltet.
Nahrungsreste, wie viele meinen, sind es nur bedingt: Etwa zu einem Drittel werden unverdauliche Ballaststoffe ausgeschieden. Ein weiterer Drittel besteht aus abgestorbenen Darmbakterien. Und der letzte Drittel machen Stoffe aus, die der Körper loswerden will, wie etwa Cholesterin oder Medikamentenreste.
Hungergefühle? Falsch! Magenknurren kommt nicht nur aus dem Magen, sondern vor allem aus dem Dünndarm. Hat der Dünndarm etwas verdaut, fängt er etwa nach einer Stunde an, sich zu reinigen. Das macht sich manchmal mit einem Knurren – «motorischer Komplex» genannt – bemerkbar. Es ist also ein Zeichen, dass die Putzaktion im leeren Magen/Darm läuft.
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Unser darmeigenes Nervensystem registriert, was und wann wir gerne essen, ob wir genügend trinken, uns bewegen oder wann wir auf die Toilette gehen. Läuft alles wie gewohnt, steuert es die Verdauungsprozesse. Werden etwa durch eine Reise Gewohnheiten durchbrochen, signalisieren die Nerven erst mal Pause, bis klar ist, dass die Verdauung auch mit dem fremden Essen oder verschobenen Zeiten weitergehen kann.
Darm an Hirn: Stress. Hirn an Darm: Appetit drosseln. Darm und Hirn sind direkt verbunden und kommunizieren miteinander. Das machen sie über Nervenbahnen – vor allem den Vagusnerv –, aber auch über im Blut zirkulierende Botenstoffe. Die Nervenimpulse leiten zum Beispiel Schmerzen weiter oder regeln die Darmtätigkeit.
Der Blinddarm ist ein blind endender Teil des Dickdarms. Umgangssprachlich Blinddarm genannt, spricht man auch von Wurmfortsatz respektive Appendix. Er besteht aus Immungewebe und ist von vielen hilfreichen Bakterien besiedelt. Dieses gute Bakterienteam kann schützend eingreifen, wenn Krankheitserreger in den Dickdarm wandern. Oder es kann auch den gesamten Dickdarm neu besiedeln, wenn bei Durchfallerkrankungen ein Teil der Darmflora verloren geht.
Etwa 100 Billionen Bakterien sowie Viren und Pilze leben im menschlichen Darm, vor allem im Dickdarm. Dieses Universum von Mikroorganismen nennt man Darm-Mikrobiom. Die verschiedenen Bakterienstämme arbeiten vielseitig: Sie unterstützen etwa den Verdauungsprozess, produzieren Vitamine und gesunde Fettsäuren, sind am Bau des Glückshormons Serotonin und des Schlafhormons Melatonin beteiligt, tragen zum Funktionieren des Immunsystems bei und helfen bei der Abwehr von Krankheitserregern.
Darmflora, Darm-Mikrobiom und der wissenschaftlich korrekte Begriff Mikrobiota bezeichnen alle dasselbe: die Gesamtheit der Darmorganismen. Das Darm-Mikrobiom ist bei jedem Menschen einzigartig.
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Das Beste für den Darm ist eine ausgewogene Ernährung. Die Zusammensetzung der Darmflora wird wesentlich durch die Ernährung beeinflusst. Das heisst: viele Ballaststoffe und Obst und Gemüse in allen Farben, gesunde Öle, aber wenig tierische Produkte, Zucker und Salz. Dann sind auch keine zusätzlichen Probiotika und Präbiotika notwendig. Die Darmflora erneuert sich von selbst in etwa sieben Tagen. In der Regel baut sie sich immer recht ähnlich auf, ausser man ändert etwas. Führt man also etwa eine ausgewogene Ernährung ein – dann kann es sein, dass sich innert weniger Wochen positive Effekte einstellen.
Rund 80 Prozent unserer Immunzellen sind im Darm angesiedelt. Hier sind sie in ständigem Kontakt mit dem Darm-Mikrobiom. Sie lernen, körpereigene Zellen, Bakterien der normalen Darmflora und auch Nahrungsbestandteile zu erkennen und zu tolerieren und gleichzeitig fremde Keime loszuwerden. Diese erlernten Informationen und gebildeten Abwehrstoffe werden über das Blut- und Lymphsystem im Körper verteilt, sodass Keime dort abgewehrt werden können, wo sie eindringen.
Es gibt Hinweise aus Studien, dass Darmbakterien teilweise zu unserer Stimmung beitragen können. So gaben Testpersonen nach mehrwöchiger Einnahme von psychologisch wirksamen Mikroben an, dass sich ihre niedergeschlagene oder ärgerliche Stimmung zum Positiven verändert hat. Das haben kürzlich Forschende der Universität Basel bestätigt: In ihrer Studie konnte ein probiotisches Multistammpräparat die Wirkung von Antidepressiva und damit die Besserung einer Depression klar unterstützen.
Eine Darmreinigung ist die aktive Entleerung des Darms – etwa durch Abführen oder Darmspülung. Der Begriff Darmreinigung wird oft auch als Synonym für eine Darmsanierung verwendet und meint nebst der Entleerung auch den Aufbau der Darmflora. Vor einer Darmspiegelung ist eine Darmreinigung notwendig. Ansonsten wird sie aus Sicht der Schulmedizin nicht empfohlen. Allerdings schadet sie wohl auch nicht. Patienten mit Blähungen geben nach dem Abführen manchmal an, danach weniger Symptome zu haben. Auch im Rahmen von medizinisch geführten Fastenmethoden wie Buchinger oder F.X. Mayr kann die Darmreinigung Sinn machen.
Ja, denn sie hilft, Darmkrebs vorzubeugen. Bei der Darmspiegelung sucht der Arzt nach allfälligen Polypen und entfernt diese. Aus diesen Zellwucherungen kann Krebs entstehen. Empfohlen wird die Darmspiegelung allen ab 50 Jahren und danach sollte man sie alle 10 Jahre wiederholen. Menschen mit familiärer Vorbelastung sollten in einem früheren Alter beginnen und häufiger zur Kontrolle. Werden Polypen entdeckt, empfehlen Ärzte eine Darmspiegelung alle 3 bis 5 Jahre.
Wenn es ihm gut geht, merkt man nichts. Und sobald er sich bemerkbar macht, weiss man, etwas ist nicht gut. Typische Anzeichen sind etwa Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall.
Quelle: «Darm mit Charme» von Giulia Enders