Die Zunge ist ein komplexes Organ und erfüllt viele unterschiedliche Aufgaben. Die Farbe dieses beweglichen Muskelkörpers liefert zudem zahlreiche Rückschlüsse über mögliche Erkrankungen.
Medizinisch gesehen lässt sich die Zunge beschreiben als ein «beweglicher Muskelkörper, der mit Schleimhaut überzogen ist». Wir brauchen die Zunge, um das Essen im Mund zu formieren und zum Rachen zu transportieren, aber auch, um zwischen süss, salzig, sauer oder bitter unterscheiden zu können.
Natürlich spielt die Zunge ebenso beim Sprechen eine unverzichtbare Rolle. Viele Laute können ohne Zunge nicht erzeugt werden. Von besonderer Bedeutung ist die Zunge übrigens für Buschis. Dank diesem Organ entsteht im Mund ein Unterdruck, der nötig ist, um an der Brust der Mutter saugen zu können.
Eine uralte Tradition hat die Zungendiagnose in der Chinesischen Medizin. Nicht nur die Farbe, sondern auch die Form und der Belag werden dabei näher untersucht. Selbst die Zungenunterseite wird gerne einer genauen Prüfung unterzogen, um Rückschlüsse auf den Blutfluss im Körper feststellen zu können.
Die Zunge verfügt aber noch über weitere Eigenschaften: So vermittelt deren Farbe einige Rückschlüsse über den Gesundheitszustand eines Menschen. «Normalerweise ist eine Zunge blass, feucht glänzend und die Oberfläche etwas rau», sagt Prof. Dr. med. Claudio Storck, Leitender Arzt HNO-Poliklinik und Phoniatrie am Universitätsspital Basel. «Farbveränderungen können Hinweise geben für internistische Erkrankungen, zum Beispiel Vitaminmangel, Scharlach oder Lungenerkrankungen.»
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Wer sich beim Essen schon einmal so richtig in die Zunge gebissen hat, kennt das unangenehme Gefühl: Es tut richtig weh. «Zungenbisse sind schmerzhaft, aber meist harmlos», beruhigt immerhin Prof. Dr. Claudio Storck. Im Rahmen von epileptischen Anfällen komme es immer wieder zu Zungenbissen, welche ausgedehntere Verletzungen der Zunge zur Folge haben könnten. Storck rät in solchen Fällen zu kühlen, zum Beispiel mit Eiswürfeln und kaltem Wasser.
Wenn eine oberflächliche Verletzung ohne Blutung vorliege, sei tägliches Spülen oder Gurgeln mit Salbei- oder Kamillentee zum Schutz vor einem Wundinfekt sinnvoll.
Bei einer unstillbaren Zungenblutung dagegen sollte man eine Fachperson aufsuchen. Die Therapie sehe dann so aus, dass die Blutung gestillt und die Zunge je nachdem genäht werde. Wer sich immer wieder auf die Zunge beisse, sollte nach Meinung von Storck ebenfalls einen Arzt aufsuchen.
Kurzzeitige Farbveränderungen seien harmlos. «Ein Fachmann sollte aber aufgesucht werden, wenn über mehrere Tage eine Farbveränderung vorliegt, Veränderungen der Zungenoberfläche vorhanden sind, oder wenn Zungenbrennen wie auch Verhärtungen, Schwellungen, Ulzerationen (Entwicklung eines Geschwürs) oder Fremdkörpergefühl hinten an der Zunge entstehen», empfiehlt Storck. Ebenfalls ärztliche Hilfe sollte jemand in Anspruch nehmen, der oder die im Alter an Geschmacksveränderung leidet: Das sei oft ein erstes Anzeichen für eine neurologische Erkrankung.
Last but not least: Die raue Oberfläche der Zunge ist ein idealer Platz für Bakterien und Pilze. Das beste Mittel dagegen heisst Zungenpflege. «Mit der Zahnbürste kann beim Zähneputzen die Zungenoberfläche sanft abgebürstet werden. In der Regel reicht das aus und ist den Zungenschabern überlegen», sagt dazu Prof. Storck.