Vielen Menschen greifen zu Tabletten oder Schlafsprays, um besser einschlafen oder durschlafen zu können. Doch welche Medikamente halten wirklich, was sie versprechen? Eine Übersicht über die in der Schweiz erhältlichen rezeptfreien und rezeptpflichtigen Schlafmittel und die möglichen Nebenwirkungen.
In der Schweiz gibt es keine rezeptfreien Medikamente, mit Ausnahme von pflanzlichen Schlafmitteln (siehe nächster Abschnitt). Auch Schlafmittel, die z.B. ein Antihistaminikum enthalten, sind dokumentationspflichtig. «Eine Apothekerin oder ein Apotheker darf unter bestimmten Bedingungen rezeptpflichtige Medikamente abgeben, ohne dass ein Arztbesuch oder ein Rezept vorliegt», erklärt Barbara Roduner, Fachapothekerin in Offizinpharmazie in der Medbase Apotheke Pfäffikon.
Pflanzliche Schlafmittel werden primär zur Behandlung von Einschlafstörungen, nicht aber von Durchschlafstörungen eingesetzt. Die bekanntesten pflanzlichen Schlafmittel bei Schlafstörungen:
Die Heilpflanze Baldrian fördert die Schlafqualität und beeinflusst den Tiefschlaf positiv. Baldrianwurzel ist rezeptfrei in Apotheken und Drogerien erhältlich. Häufig wird sie als Tinktur oder Tee verwendet, wobei der Tee vor dem Schlafengehen oft als Schlafritual dient.
Neben Baldrian ist Hopfen eines der am weitesten verbreiteten pflanzlichen Beruhigungsmitteln und für seine schlaffördernde Wirkung bekannt. «Oft wird Hopfen mit Baldrian oder Melisse kombiniert, um die Wirkung zu verstärken», weiss Barbara Roduner. Hopfen fördert nicht nur den Schlaf, sondern kann auch helfen, Stress und Angstgefühle abzubauen.
Seit Jahrhunderten wird Melisse - auch Zitronenmelisse genannt - in der Medizin verwendet. Die Heilpflanze soll eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem haben und helfen, Stress sowie Angstzustände abzubauen. Einzelne Studien unterstützen diese beruhigende Wirkung, auch wenn die wissenschaftliche Beweislage noch nicht vollständig ist.
Passionsblumenkraut wirkt angstlösend und beruhigend, was helfen kann, zu entspannen und besser einschlafen zu können. In der Medizin setzt man es auch gegen leichte Symptome von psychischem Stress ein.
Die Auswahl an Schlafmitteln auf dem Markt ist gross. Die wichtigsten Gruppen sind:
Das Hormon Melatonin ist für den Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich und stellt unsere ‚innere Uhr’ auf Nachtbetrieb. Es fördert das Ein- und Durchschlafen. In der Schweiz sind laut der Arzneimittelbehörde Swissmedic nur drei Melatonin-Präparate zugelassen, alle davon rezeptpflichtig. «In einigen Ländern ist Melatonin frei verkäuflich, in der Schweiz aber rezeptpflichtig und erst ab 18 Jahren erhältlich », ergänzt die Apothekerin. Das hat seinen Grund: Damit das Schlafhormon wirkt, muss es in grossen Mengen eingenommen werden. Und das kann zu Nebenwirkung wie Schläfrigkeit am Tag oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen.
Swissmedic warnt vor Produkten aus dem Ausland, da die hohen Dosierungen sehr bedenklich sind. Das Hormon sollte man nicht ohne ärztliche Verschreibung anwenden.
Es gibt ein neueres 3-Phasen-Produkt, das aus einer Mischung von pflanzlichen und chemischen Wirkstoffen besteht. Es enthält unter anderem Tryptophan, das als Vorstufe für die Produktion von Melatonin benötigt wird. Interessant an diesem Produkt ist, dass die Inhaltsstoffe der Tabletten nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt freigegeben werden. Somit hat es nicht nur einen positiven Effekt auf das Einschlafen, sondern auch auf das Durchschlafen. «Betroffene mit Schlafproblemen können sich in der Apotheke zu diesen Produkten beraten lassen. Der Vorteil ist, dass dieses Produkt nicht zu einer Gewöhnung führt», so die Expertin.
Wenn kein pflanzliches Präparat hilft, kann für eine begrenzte Zeit ein Medikament als Überbrückung in Frage kommen. Wer jedoch über einen längeren Zeitraum (Einschlaf-)Hilfe benötigt, ist mit alternativen Substanzen, die nicht abhängig machen besser bedient. Der natürliche Schlaf wird aber auch dadurch beeinträchtigt. Die Fachapothekerin empfiehlt: «Lass dich bei Schlafstörungen in der Apotheke beraten oder besprich es mit einer Ärztin oder einem Arzt. Bei anhaltenden Schlafproblemen sollte man der Ursache auf den Grund gehen.»