Nicht alles ist gut, was im ersten Moment gegen Schlaflosigkeit hilft: Das gilt insbesondere für Schlafmittel. Vertiefte Abklärungen helfen längerfristig meist mehr.
Die Auswahl an Schlafmitteln auf dem Markt ist gross. Zu den wichtigsten Gruppen zählen:
Um die 185 000 Menschen in der Schweiz greifen fast täglich zu Schlaftabletten, wie aus dem jüngsten nationalen Suchtmonitoring-Bericht hervorgeht. Wenn irgendwelche Ängste oder andere Umstände uns nicht einschlafen lassen, sehen viele oft nur eine Lösung: Ein wirkungsvolles Schlafmittel muss her. Frauen machen davon öfters Gebrauch als Männer, Ältere mehr als Jüngere. Doch der Preis für diese künstliche Nachtruhe kann beträchtlich sein. Bei Experten leuchten die Warnlichter vor allem auf, weil mehr als 40 Prozent der Schlafmittelkonsumenten Tabletten mit einem grossen Suchtpotenzial schlucken.
Zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten zählen Tranquilizer (Benzodiazepine), Antidepressiva und Neuroleptika. Weil die Wirkung mit der Zeit nachlässt, muss die Dosis sukzessive erhöht werden, damit der ersehnte Schlaf möglich bleibt. Wie abhängig man werden kann, respektive schon ist, spüren viele erst, wenn der Medikamentenschrank aus Versehen einmal leer ist und kein Nachschub in der Nacht mehr beschafft werden kann. Nicht selten treten Entzugssymptome wie starkes Schwitzen, Zittern oder Angstzustände auf. Aber auch die Nebenwirkungen von Schlafmedikamenten sind beträchtlich, reichen von Kopfschmerzen und Übelkeit bis zu Konzentrationsstörungen und Depressionen.
Mehrere Schlafstudien haben ergeben, dass Schlaftabletten zu einer Änderung des Schlafrhythmus führen. Konkret: Schlaftabletten beeinflussen die REM-Phase und können dadurch die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Die REM-Phase ist der zweite Teil des Tiefschlafs – die Traumphase. Das psychische Gleichgewicht steht und fällt mit diesem Schlafabschnitt. Das Träumen ist wichtig für unser Wohlbefinden, ermöglicht Entspannung und Gelöstheit. (lesen Sie unten weiter...)
Wer auf Schlafmittel verzichtet und stattdessen eher auf Alkohol und Cannabis setzt, kommt vom Regen in die Traufe. Medizinisch ausgebildete Suchtpsychologen weisen darauf hin, dass Cannabis zwar hilft, schneller einzuschlafen, die Droge störe aber den erholsamen Schlaf. Man schlafe also, aber die Qualität des Schlafes sei sehr schlecht.
Auch wer (viel) Alkohol trinkt, hat sicher schon die Erfahrung gemacht, dass er durchaus schnell einschläft, aber kaum je durchschläft. Viele Leute wachen mitten in der Nacht schweissgebadet auf und müssen das Klo aufsuchen. Verantwortlich dafür ist Acetaldehyd, das Abbauprodukt von Alkohol.
Fachleute empfehlen deshalb dringend: Lassen Sie länger andauernde Schlafstörungen beim Hausarzt abklären. Wenn kein pflanzliches Präparat hilft, kann ein benzodiazepinhaltiges Medikament für eine beschränkte Zeit als Überbrückung durchaus in Frage kommen. Wer dagegen über längere Zeit (Einschlaf-)hilfe benötigt, ist mit alternativen, nicht abhängig machenden Substanzen besser bedient. Der natürliche Schlaf wird dadurch aber ebenfalls beeinträchtigt. Das Ei des Kolumbus, also ein Schlafmittel, das einen natürlichen Schlaf ermöglicht, wurde bislang jedoch noch nicht erfunden.
Pflanzliche Schlafmittel weisen in der Regel keine oder nur leichte Nebenwirkungen auf, sind aber auch nicht so wirksam. Sie können rezeptfrei in Apotheken und Drogerien bezogen werden.
Pflanzliche Schlafmittel werden primär zur Behandlung von Einschlafproblemen, nicht aber von Durchschlafstörungen eingesetzt.
Als pflanzliche Schlafmittel besonders angepriesen werden solche mit Baldrian, Johanniskraut, Hopfen, Melisse und Passionsblumenkraut.
Bis die Wirkung von pflanzlichen Schlafmitteln eintritt, können Tage oder gar Wochen vergehen. Es empfiehlt sich also, die Mittel nicht einfach wieder abzusetzen, wenn man keinen unmittelbaren Erfolg verspürt.