Die Apotheke aus der Natur: Wie Heilpflanzen wirken und worauf man bei der Qualität und Anwendung achten muss.
Es handelt sich um Pflanzen, die dank ihren Wirkstoffen Beschwerden und Krankheiten lindern können. Je nach Heilpflanze werden verschiedene Bestandteile wie Blüten, Blätter, Sprossenteile, Früchte und Beeren oder Wurzeln als pflanzliche Arzneimittel verwendet. Heilpflanzen kennt man schon seit der Antike. Seit dem 19. Jahrhundert werden die Anwendungen auch wissenschaftlich untersucht. Es sind rund 3000 Heilpflanzen bekannt. Heilpflanzen und Heilkräuter sind Begriffe, die man synonym verwendet.
Wirksam sind vor allem die sekundären Pflanzenstoffe. Davon gibt es viele verschiedene, etwa Farbstoffe wie z.B. Flavonoide und Carotinoide, Phytoöstrogene (Pflanzenhormone), Glucosinolate, Sulfide (Duft- und Aromastoffe), Monoterpene (Duft- und Aromastoffe), Saponine (Bitterstoffe), Protease-Inhibitoren, Phytosterine (Membranbaustoff) und Lektine (Glykoprotein) aber auch ätherische Öle, Vitamine etc. Diesen Substanzen werden unterschiedliche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben: Zum Beispiel sollen sie vor verschiedenen Krebsarten schützen und neurologische, entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen haben.
Bei Heilpflanzen-Anwendungen entfaltet sich normalerweise nicht nur die Kraft einer einzelnen Substanz, sondern das ganze Wirkungsspektrum. Als Beispiel: Bei der Salbei wirken Bitter- und Gerbstoffe wie auch ätherische Öle mit verschiedenen Inhaltsstoffen. Dank dieser Wirk-Kombination haben Heilpflanzen weniger Nebenwirkungen und es können auch Menschen, die gleich an mehreren Erkrankungen leiden, behandelt werden.
Je nach Pflanzenart werden sie zu verschiedenen Arzneiformen verarbeitet. So gibt es etwa Tees, Salben, getrocknete Pflanzenteile, Tinkturen, Tropfen, Pflanzenwasser, Sprays, Kapseln, Pulver etc.
Im Jahr 2024 feiert die Berg-Apotheke ihr 100-jähriges Jubiläum. Über 2000 Heilkräuter und Gewürze lagern in der grössten Kräuterapotheke der Schweiz. Lass dich vor Ort beraten.
Die Qualität pflanzlicher Arzneimittel wird in Arzneibüchern (Pharmakopöen) festgelegt. Offizielle Arzneimittel dürfen nur dann zur therapeutischen Anwendung gelangen, wenn sie in Bezug auf Identität, Reinheit und Wirkstoffgehalt den Anforderungen der jeweiligen Arzneibücher entsprechen. «Die Qualität liegt uns in der Berg-Apotheke sehr am Herzen», sagt Nelly Richina: «Wir überprüfen die Identität von gelieferten Kräutern und Ölen stets gemäss den aktuellsten Vorschriften und stellen alle Arzneimittel nach den Standards der Arzneibücher her.»
Für den Eigengebrauch können gewisse Heilpflanzen gut selber gepflanzt werden. Das erfordert Geduld und gärtnerisches Grundwissen. Beim Eigenanbau sind aber Qualität wie auch Wirkstoffgehalt nicht gewährleistet. Deshalb werden in der Apotheke nur Heilpflanzen verwendet, die den Standards des amtlichen Arzneibuchs entsprechen.
Wichtig: Lass dich zur Dosierung, Anwendung und Einnahmelänge von einer Fachperson beraten. Denn bei einer Überdosierung kann es zu Nebenwirkungen kommen.
(Fortsetzung weiter unten…)
Eine kurze, unvollständige Übersicht über die häufigsten Anwendungen:
Beschwerden/Krankheitsbild |
Heilpflanzen, Heilkräuter |
---|---|
Grippale Effekte, Erkältung |
Echinacea, Wasserlinsen, Umckaloabo, Kapuzinerkresse, Eibisch, Ingwer, Sonnenhut, schwarzer Holunder, Eukalyptus |
Magenbeschwerden |
Krauseminze, Verveine, Fenchel, Papaya, Ingwer, Süssholz, Eibisch, Artischocke, Frauenmantel, Kamille, Melisse, Schafgarbe |
Chronischer Reizdarm |
Weihrauch, Myrrhe, Malve, Kamille, Tormentill, Krauseminze |
Husten |
Efeu, Bibernell, Schwarzer Holunder, Anis, Schlüsselblume, Thymian, Eibisch, isländisches Moos, Königskerze, Spitzwegerich, Malve |
Wasseransammlung (Ödem) |
Spargel, Petersilie, Sarsaparille, Wacholder |
Nervosität, Stress |
Baldrian, Passionsblume, Hopfen, Goldmohn, Zitronenmelisse, Orangenblüte, Eisenkraut, Hafer, Hopfen, Johanniskraut |
Blasenentzündung |
Brennnessel, Wacholder, Goldrute, Bärentraube, indischer Nierentee, Schachtelhalm, Birke, Heidelbeere |
Rheumatische Beschwerden |
Giersch (Geissfuss), Teufelskralle, Bockshornklee, Beinwell, Weidenrinde, Mädesüss |
Schlechte Konzentration/Energielosigkeit |
Ginseng, Glockenwinde, Taigawurzel, Rosenwurz, indische Schlafbeere, Ginkgo |
Blutdruckhochdruck |
Schlangenwurzel, Bärlauch, Knoblauch, Olivenblätter, Mistel, Passionsblume |
Heuschnupfen |
Pestwurz, schwarze Johannisbeere. Vorbeugend: Schwarzkümmel und Bischofskraut |
Übelkeit, Erbrechen |
Ingwer, Melisse, Galgant, Fenchel |
Lass dich zur Dosierung, Anwendung und Einnahmelänge von einer Fachperson beraten. Denn bei einer Überdosierung kann es zu Nebenwirkungen kommen: Bärentrauben in zu hohen Mengen etwa können wegen ihrem Gerbstoffgehalt Magenbeschwerden verursachen. Oder zu viel Ginseng kann zu Unruhe, Schlafstörungen und erhöhtem Blutdruck führen. Auch unterscheiden sich die Wirkweisen: Zum Beispiel tritt die volle Wirkung des Johanniskrauts in der Regel erst nach 10 bis 14 Tagen auf. Ätherische Öle wiederum wirken sehr rasch, da sie über die Blutbahn aufgenommen werden.
Werden die Heilkräuter trocken und vor Licht geschützt aufbewahrt (z.B. in einer Alu-Dose oder in einem Glas), halten sie etwa ein Jahr. Samen mit ätherischen Ölen, z.B. Kümmel, sollten erst vor der Verwendung zerstossen werden. Ölhaltige Samen sollten luftdicht verschlossen und rasch verwendet werden, sonst können sie ranzig werden.
Es gibt einige Heilpflanzen, die mit gewissen Medikamenten nicht kombiniert werden dürfen – zum Beispiel Johanniskraut mit der Antibaby-Pille sowie mit HIV-Medikamenten und Immunsuppressiva. Es ist wichtig, sich von Fachpersonen beraten zu lassen.