Das Lauftraining belastet die Muskulatur einseitig, was zu Verkürzungen führen kann, in der Fachsprache «muskuläre Dysbalancen» genannt. Hier erfahren Sie, wie Sie Gegensteuer geben.
Auch durch sitzende Tätigkeiten kann es zu diesem muskulären Ungleichgewicht kommen. Daraus können Ausweichbewegungen und Fehlbelastungen resultieren, Überbeanspruchungen anderer Strukturen und schliesslich sogar auch Verletzungen. Für eine gute Bewegungsausführung beim Laufen sind das muskuläre Gleichgewicht und eine gute Beweglichkeit deshalb sehr wichtig.
Jüngere Untersuchungen zeigen, dass Muskeln durch Dehnen nicht ganz so einfach verlängert werden können, wie ursprünglich angenommen, und sie im Normalfall nach kurzer Zeit wieder die ursprüngliche Länge einnehmen.
Eine Verkürzung wird am besten durch gezielte Aktivierung und Kräftigung eines schwachen Gegenmuskels (Antagonist) behoben. Deshalb macht es Sinn, zuerst einen Muskel zu dehnen, bevor der Gegenmuskel gekräftigt wird.
Bevor Sie mit einem regelmässigen Dehnprogramm beginnen, sollten Sie sich auch darüber klar sein, dass die Dehnfähigkeit von Natur aus nicht bei allen Menschen gleich ist. Setzen Sie sich deshalb nicht ein Ziel, das Sie nicht erreichen können, sondern versuchen Sie, Ihre eigene Dehnfähigkeit zu erhalten oder langsam zu verbessern. Dafür werden Sie aber viele Wochen oder sogar Monate brauchen.
Eine Frage, die immer wieder auftaucht: Welche Dehntechnik ist besser, die statische (Stretching) oder die dynamische (Schwunggymnastik)?
Prinzipiell sollten Sie nach dem Training (ohne weiteres auch nach dem Duschen oder vor dem Fernseher) oder nach einem Aufwärmprogramm stretchen.
Nach einem sehr harten Training oder einem Wettkampf verzichten Sie besser darauf, weil es sonst zu Rissen der stark belasteten Muskelfasern kommen kann. Auch unmittelbar vor dem Training ist die Muskulatur verletzungsanfälliger.
Stretching eignet sich nicht zur Leistungsvorbereitung. Stattdessen führen Sie lieber ein paar sanfte Schwunggymnastikübungen durch, denn diese lockern die Muskulatur.
Weiche, schwunghaft in der Dehnposition federnde Bewegungen helfen, Bewegungseinschränkungen, wie etwa Verspannungen, zu lösen, die bewegten Muskeln inklusive deren Leitungsbahnen zu aktivieren und die intermuskuläre Koordination zu verbessern. Mit anderen Worten: Nach dem Einlaufen und ein paar dynamischen Dehnübungen sind Sie für den Wettkampf oder das bevorstehende Training bereit!
Stretchen Sie nur im aufgewärmten Zustand, nach dem Einlaufen oder einem (nicht sehr anstrengenden) Lauftraining. Und so geht's: Nehmen Sie die korrekte Ausgangsstellung ein. Dehnen Sie langsam und kontinuierlich. Forcieren Sie nicht, wippen Sie nicht. Halten Sie die Position auf jeder Seite 20–30 Sekunden. Atmen Sie ruhig und regelmässig (keine Pressatmung) und konzentrieren Sie sich auf die jeweilige Muskelgruppe.
Dynamisches Dehnen oder auch Schwunggymnastik eignet sich insbesondere nach dem Einlaufen vor einem Wettkampf. Ausführung: In mehreren Abschnitten rund 10–20 Sekunden lang, ohne dabei starke Dehnreize zu setzen. Danach noch 2–3 Steigerungsläufe über etwa 100 m und Sie können sich zuversichtlich in Ihren Startsektor begeben.