Der Wanderspezialist Thomas Kessler verrät, was es zum Wandern und für ein tolles Outdoor-Erlebnis braucht: Neben der richtigen Ausrüstung auch eine gute Selbsteinschätzung.
Bevor man zu einer Wanderung aufbricht, sollte man sich korrekt ausrüsten. Worauf muss man bei der Kleidung achten, zum Beispiel bei der Unterwäsche? Sind bestimmte Materialien empfehlenswert?
Ob man sich für synthetische Körperwäsche oder solche aus Wolle entscheidet, hängt von der persönlichen Vorliebe ab. Wichtig ist, dass das Material atmungsaktiv ist, die Feuchtigkeit nach aussen transportiert und schnell trocknet.
Das heisst, Baumwolle ist mässig geeignet.
Richtig. Baumwolle ist wohl angenehm zu tragen, trocknet aber langsam. Empfehlenswert ist auch, dass man verschiedene Schichten trägt und so die Kleidung flexibel der Witterung anpassen kann.
Wie schaut es bei den Socken aus?
Dort gilt das Gleiche: Ob Naturfaser oder Synthetik ist eine persönliche Entscheidung.
Und bei den Schuhen?
Das Ziel bestimmt die Wahl des Schuhwerks. Auf einer Strasse oder einem festen Wanderweg reichen Trailrunningschuhe. Wenn es etwas anspruchsvoller wird, sind Trekkingschuhe eine Möglichkeit. Wer alpin wandern und hoch hinaus will, braucht solide Bergschuhe mit fester Sohle.
Wann kauft man sich am besten seine Wanderschuhe?
Im Lauf des Tages dehnt sich der Fuss aus. Darum ist es ratsam, Schuhe am Nachmittag anzuprobieren. Das kann durchaus bis zu einer halben Schuhgrösse mehr ausmachen.
Beim Wandern geht es oft in die Höhe und damit der Sonne entgegen.
Sonnenschutz ist ein ganz wichtiges Thema. Hier braucht es eine Schatten spendende Kopfbedeckung, Sonnencreme, Faktor 50 und eine Sonnenbrille, die insbesondere im Frühling vor den Schneereflexionen des Sonnenlichts schützt.
Mit der Ausrüstung allein ist es natürlich noch nicht getan. Wie sieht eine gute Planung aus?
Eine solide Vorbereitung besteht aus drei Phasen: 1. Die Routenplanung zu Hause mit Karte und einem Wanderführer, am besten in Buchform. 2. Die Vorbereitung am Tag selber unter Berücksichtigung des aktuellen Wetterberichts, und 3. die rollende Planung auf der Tour, wo laufend Entscheidungen zum weiteren Verlauf der Route getroffen werden müssen.
Warum eigentlich soll der Wanderführer in Buchform sein?
Bei einem Buch sind die Routenkriterien und -bewertungen einheitlich. Auf Websites sind es oft unterschiedliche Autoren, die unterschiedliche Vorstellungen mitbringen.
Empfehlenswert sind die Publikationen des Schweizer Alpen-Clubs SAC.
Was sind die häufigsten Fehler beim Wandern?
Selbstüberschätzung und mangelndes Können. Das kommt häufiger vor, wenn man sich auf Angaben von Websites stützt, weil dort die Routenkriterien nicht immer klar sind. Oft macht einem auch das alpine Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Wieso?
Die Wettervorhersagen in der Schweiz sind aufgrund der Berge und Täler schwierig. So kann das Wetter am Morgen zu Hause schön sein, bis man aber am Ausflugsort angekommen ist, sieht die Lage vielleicht schon ganz anders aus. (Lesen Sie unten weiter...)
Was hilft, um solche Missgeschicke zu vermeiden?
Man muss immer einen Plan B haben. Es entspannt die Lage sehr, wenn man eine Alternative zur ursprünglichen Route hat.
Wie sieht es mit Apps aus? Gibt es denn nützliche?
Auf jedes Handy gehört die Rega-App. Mit ihr kann im Notfall Hilfe angefordert werden. Hilfreich ist auch die Wetter-App von Meteoschweiz, die über die aktuelle und künftige Wetterlage informiert.
Was gehört in den Rucksack?
Grundsätzlich gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Oder wie wir sagen: Nur ein leichter Rucksack fliegt. Der Inhalt hängt natürlich von der Tourlänge und -komplexität ab.
Was bedeutet das genau?
Man sollte immer genügend zu trinken dabeihaben, also mindestens einen Liter. Bei uns können wir die Wasserflasche oder das Trinksystem in der Regel auch in einem Bach wieder auffüllen, das Wasser in den Bergen ist im Allgemeinen sauber. Dann sollte man einen Getreide- oder einen Energy-Riegel einpacken, auch wenn man in einem Restaurant einkehren will. Es könnte ja geschlossen sein. Ausserdem gehören immer ein Witterungsschutz, ein Erste-Hilfe-Set und natürlich ein Sackmesser in den Rucksack.