Weizen, Dinkel und Roggen sind typische Brotgetreide. Was für Inhaltsstoffe und wie viel Eiweiss stecken in ihnen? Rezepte und weitere spannende Informationen findest du hier.
Das Wort «Getreide» stammt vom althochdeutschen Begriff «Gitregidi», der so viel heisst wie Ertrag, Einkünfte oder Besitz. Heute fallen unter den Begriff Getreide die kultivierten Süssgräser. Zu den Süssgräsern gehören unter anderem Weizen, Roggen, Dinkel oder Spelt. Buchweizen, Quinoa und Amarant sind dem Getreide zwar ähnlich, gehören aber botanisch betrachtet nicht zu dieser Familie. Ursprünglich stammen die Vorläufer des Weizens aus wärmeren Gebieten wie der Türkei und den Ländern des Nahen Ostens. In der Schweiz werden jährlich ca. 144’000 Hektaren an Getreide gepflanzt, dies entspricht der Fläche des Kantons Aargau.
Weichweizen, Dinkel und Roggen sind typische Brotgetreide. Die Backfähigkeit eines Getreidemehls wird durch den Grad des «Aufgehens» im Backprozess bestimmt. So enthält beispielsweise Weichweizenmehl einen hohen Anteil an Kleberproteinen wie Gluten. Die verschiedenen Getreidesorten wie Weizen, Roggen und Dinkel können zu Weissmehl, Halbweissmehl, Ruchmehl sowie Vollkornmehl verarbeitet werden.
Gemäss einer Verordnung des EDI müssen für die Bezeichnung «Vollkorn» mindestens 70 Prozent Vollkornmehl – oder Spezialvollkornmahlprodukt enthalten sein. Das heisst, ein dunkles Brot muss nicht per se ein Vollkornbrot sein. Einige Brote werden mit Zuckerrübensirup oder Malzextrakt eingefärbt. Achte deshalb beim Kauf auf die Zutatenliste.
Der Ausmahlungsgrad bestimmt, wie viel Schalenteile und nährstoffreiche Randschichten des Weizenkorns das Mehl enthält. So enthält beispielsweise Vollkornmehl bis zu 98 Prozent des Kornes, wobei es beim Weissmehl knapp 30 Prozent sind. Das heisst, beim Weissmehl wird mehr aus dem inneren Teil des Getreidekornes gewonnen.
Das heisst, Weissmehl hat einen tieferen Ausmahlungsgrad, also weniger Anteile der Schale sowie des Keimlings im Mehl. Dieses Mehl besitzt hervorragende Backeigenschaften und wird deshalb oft für helle Brote, Baguettes und Weissbrote verarbeitet. Dieses Mehl enthält jedoch weniger Nahrungsfasern. Im Gegenzug enthält Vollkornmehl einen höheren Gehalt an Eiweiss, Mineralstoffen und Vitaminen, die aus den Randschichten des Korns stammen und verarbeitet werden. Die Typenangaben beim Weizenmehl bezeichnen den Ausmahlungsgrad der Körner. Die Zahlen bedeuten Milligramm Asche pro 100 Gramm wasserfreies Mehl.
In der Schweiz werden nicht nur die oben genannten Getreide angebaut, sondern auch Emmer, Einkorn, Hafer oder Gerste sowie die Pseudogetreide Amarant oder Quinoa. Die genannten Getreidearten sind nur begrenzt backfähig, weshalb sie oftmals nur als Beimischung für Spezialbrote verwendet werden.
92 Prozent des in der Schweiz angebauten Brotgetreides ist Weizen; er ist somit die wichtigste Getreideart. Man geht davon aus, dass der Weizen aus Transkaukasien stammt. Es gibt über tausend Sorten, welche man in Hartweizen und Weichweizen unterteilen kann. Hartweizen werden vor allem für Gerichte benutzt, welche eine Stärkestruktur benötigen, wie beispielsweise Teigwaren. Weichweizen wird hauptsächlich für Brot und Gebäck verwendet.
Noch nicht fertig ausgereifter Dinkel, welcher grün geerntet wird, nennt man Grünkern. Die Ernte des Grünkerns findet ca. 2 bis 3 Wochen vor der Vollreife statt. Die Ähren sehen grüngelb aus und die Körner sind grün und weich. Grünkern ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel als Suppeneinlage, für Salate, Bratlinge oder Aufläufe.
Dinkel wird heutzutage wieder vermehrt angebaut, dies unter anderem, weil Dinkel bei vielen weniger gastrointestinale Beschwerden verursacht. Dinkel wird vor allem im Winter angebaut, da er nur minimale Temperaturen für die Keimung benötigt (2–4 °C). Dinkelmehl enthält einen hohen Anteil an Kleber und ist deshalb besonders geeignet für Mehlspeisen wie beispielsweise Spätzli oder Teigwaren.
Diese alte Kulturpflanze stammt ursprünglich aus Vorderasien. Er gedeiht auch in höheren Lagen oder Gebirgstälern und hält Trockenheit sowie Frost aus. Typischerweise wird Roggenmehl mit Weizen- oder Dinkelmehl gemischt, da ein reines Brot aus Roggenmehl zu hart werden würde. Eine jedoch sehr bekannte Brotspezialität aus Roggen ist das Walliser Roggenbrot, dies verfügt als einziges Schweizer Brot über die geschützte Urspungsbezeichnung AOP (Appellation d’Origine Protégée). Roggenbrote sind dank der Pentosane (sogenannte Schleimstoffe), welche Wasser speichern können, lange und gut lagerfähig im Vergleich zu anderen Broten.
Betrachtet man das ganze Korn (Vollkorn), können folgende Unterschiede festgestellt werden (Angaben pro 100 g).
Pro 100g Weizenmehl, Vollkorn, Typ 1700 |
Pro 100g Dinkelmehl, Vollkorn, Typ 1900 |
Pro 100g Roggenmehl, Vollkorn, Schrot, Typ 1800 |
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Energie |
338 kcal |
346 kcal |
337 kcal |
Fett, total |
2 g |
2.7 g |
1.5 g |
davon mehrfach ungesättigte Fettsäuren |
1.5 g |
1.5 g |
0.7 g |
Kohlenhydrate |
61 g |
60 g |
63.1 g |
davon Zucker |
1 g |
1.2 g |
5.8 g |
Ballaststoffe |
11 g |
9.4 g |
14.1 g |
Eiweiss |
13.5 g |
15.6 g |
10.8 g |
Vitamine: |
|||
Vitamin A |
1 µg |
keine Angaben |
keine Angaben |
Vitamin E |
0.85 mg |
0.98 mg |
0.88 mg |
Vitamin K |
keine Angaben |
keine Angaben |
390 µg |
Vitamin B1 (Thiamin) |
0.47 mg |
0.46 mg |
0.37 mg |
Vitamin B2 (Riboflavin) |
0.17 mg |
0.09 mg |
0.22 mg |
Niacin |
0.64 mg |
keine Angaben |
1.9 mg |
Vitamin B6 (Pyridoxin) |
0.46 mg |
0.2 mg |
0.35 mg |
Folsäure |
50 µg |
keine Angaben |
70 µg |
Pantothensäure |
1.2 mg |
0.68 mg |
1.1 mg |
Mineralstoffe: |
|||
Kalium |
390 mg |
390 mg |
390 mg |
Chlorid |
37 mg |
keine Angaben |
69 mg |
Calcium |
26 mg |
35 mg |
26 mg |
Phosphor |
350 mg |
450 mg |
340 mg |
Magnesium |
130 mg |
140 mg |
82 mg |
Eisen |
5 mg |
3.6 mg |
3.2 mg |
Zink |
3.4 mg |
4.5 mg |
3.6 mg |
Selen |
5 µg |
6.8 µg |
3.2 µg |
Jod |
2.4 µg |
keine Angaben |
4.5 µg |
Quelle: Schweizer Nährwertdatenbank
Stand: 27.8.23
Ungefähr ein Prozent der Bevölkerung in der Schweiz ist von einer Zöliakie, Glutenintoleranz, betroffen. Das heisst, dass bei jenen Personen das enthaltene Klebereiweiss (Gluten) in Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Emmer, Grünkern, Kamut, Einkorn und Triticale in verschiedenen Getreidesorten zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut führt.
Bei einer Glutenintoleranz wird auch kein Dinkelgetreide vertragen. Aber wer eine an FODMAP arme Diät befolgt, verträgt Dinkel besser als Weizen. Das englische Akronym FODMAP («fermentable oligo-, di- and monosaccharides and polyols») steht für fermentierbare, Oliogosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. Es sind verschiedene Nahrungsmittel, die kurzkettige Kohlenhydrate und sogenannte Zuckeralkohole enthalten.