Ein Jucken zwischen den Zehen, ein Brennen in der Vagina oder Schuppen in einer Hautfalte – Hautpilz kann sich auf verschiedenste Arten bemerkbar machen. Mit der richtigen Behandlung kriegt man ihn meist relativ schnell wieder weg.
Pilze sind allgegenwärtig, so auch auf der menschlichen Haut. «Die meisten davon sind nicht schädlich», betont Lea Broggini, Apothekerin in der Medbase-Apotheke in Pfäffikon (ZH). «Einige davon gehören zu den normalen Mitbewohnern der Haut. Diese können höchstens zu einem Problem werden, wenn sie sich übermässig ausbreiten.» Dazu komme es häufig, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Zudem gebe es spezielle, hartnäckigere Pilzarten, die zu Krankheitssymptomen wie Ausschlägen führen, erklärt die Expertin weiter.
Die Lebewesen ernähren sich von abgestorbenen Hautzellen und Schweiss. Der Fachbegriff für Hautpilz lautet Dermamykose. Die häufigsten Arten von Hautpilzen sind Fadenpilze (Dermatophyten) und Hefepilze, aber auch Schimmelpilze können sich auf der Haut ansiedeln.
Wenn wir unter Stress stehen, schüttet der Körper vermehrt Hormone wie Adrenalin. Noradrenalin und Cortisol aus. Kurzfristig hilft uns dies, bedrohliche Situationen zu bewältigen. Langfristig ist ein erhöhter Spiegel dieser Hormone aber gesundheitsschädlich und hat eine negative Wirkung auf das Immunsystem. Heisst: Wir sind anfälliger auf alle möglichen Krankheiten, also auch auf Hautpilz.
Pilze lieben ein feuchtwarmes Klima. «Luftundurchlässige Schuhe, in denen die Füsse schwitzen, Hallenbäder, Babywindeln oder enge Unterhosen sind deshalb ideale Umgebungen für die Ausbreitung von Hautpilzen», erklärt Lea Broggini. Wie eine im Jahr 2000 im Deutschen Ärzteblatt publizierte Studie zeigte, sind vor allem bei Nagelpilz Männer, ältere Menschen und Personen mit familiärer Veranlagung gehäuft betroffen. Meistens tragen aber auch andere Voraussetzungen zu einem Pilzbefall mit Krankheitswert bei:
Ja. Die Sporen können bei direktem Körperkontakt mit anderen Menschen oder Tieren (zum Beispiel Katzen, Meerschweinchen oder Kühe) mit einer Pilzerkrankung übertragen werden, aber auch über infizierte Gegenstände wie Bettwäsche, Kleider, Kämme, Rasierklingen und andere Utensilien für die Körperpflege. Fusspilz zum Beispiel holt man sich häufig auf Böden in Hallenbädern oder Sportgarderoben, von Spannteppichen in Hotelzimmern, beim Abtrocknen mit gebrauchten Frottiertüchern oder durch kontaminierte Socken und Schuhe.
Hautpilze können je nach Art und Körperstelle verschiedene Symptome hervorrufen. Ein Grossteil davon kann aber auch bei anderen Hautkrankheiten auftreten. Typisch für Hautpilz sind folgende Anzeichen, die in der Regel zu Beginn nur auf einer Körperseite auftreten:
Hautpilz kann fast alle Körperstellen betreffen. Am häufigsten kommt der Befall aber an den Füssen, Zehennägeln, auf der Kopfhaut sowie in Körperfalten vor– etwa in der Leiste, im Genitalbereich und unter den Brüsten – aber auch an den Schleimhäuten in der Vagina oder im Mund- und Rachenbereich (Mundsoor). Verschiedene Pilzarten bevorzugen verschiedene Hautbereiche.
Manche Menschen sind sehr anfällig auf Fusspilz – darunter mehr Männer als Frauen – andere kaum. Die Fadenpilze ernähren sich von Hornmaterial wie Hautschüppchen und Nägel. Sie produzieren ein Enzym, das ihnen ermöglicht, Hornsubstanz zu spalten und somit in die Hornschicht einzudringen. Sie befallen ausschliesslich die oberste Hautschicht, meist zwischen den Zehen und an der Fusssohle. Einig Betroffene bemerken über lange Zeit gar nichts. Führt der Pilz jedoch zu offenen Stellen, können diese eine Eintrittspforte für Bakterien darstellen.
Nagelpilz wird durch Schwächung des Nagelbettes begünstigt – etwa enge Schuhe oder häufige Schläge bei Stop-and-Go-Sportarten. Meist bilden sich zuerst am seitlichen oder vorderen Nagelrand weissliche Flecken oder Streifen, die sich langsam auf das Nagelbett ausbreiten. In fortgeschrittenem Stadium verfärben sich die Nägel weiss-gelblich bis bräunlich, verdicken sich, werden porös oder heben sich gar vom Nagelbett ab. Eine lokale Therapie sollte möglichst früh begonnen werden, sonst schwinden die Chancen auf Erfolg.
An den Händen entwickeln sich Pilzkrankheiten oft bei gleichzeitigem Fusspilz. Sie äussern sich durch rötliche Schuppen und schmerzhafte Hautrisse oder juckende Bläschen an der Handinnenfläche und seitlich der Finger. Die Infektion tritt oft zuerst an einer Hand auf und greift dann auf die andere über.
Verursacherin von Pilzinfektionen überall auf der Körperhaut, auch im Gesicht, ist meist die Ringelflechte (Tinea corporis). Ihres Namens zum Trotz handelt es sich nicht um eine Flechte, sondern eine Pilzart. Es kommt zu einem ringförmigen, roten oder silbrigen Hautausschlag mit Schuppen, leichter Schwellung oder Juckreiz. Im Krankheitsverlauf dehnen sich die Ringe gegen aussen immer mehr aus, während sich die Haut in der Mitte wieder normalisiert. Ringelflechte kann man sich auch beim Kontakt mit Haustieren holen. Typischerweise sind Kinder im Gesicht betroffen nach dem Kuscheln mit einer Katze. Seltener kommt die Übertragung bei landwirtschaftlich tätigen Erwachsenen vor – meist durch Kühe.
Äussert sich die Hautkrankheit eher durch kleine runde oder ovale Flecken, die sich ausdehnen und unregelmässige Ränder entwickeln, handelt es sich wahrscheinlich um einen Befall mit Kleienpilzflechte – eine Art Hefepilze. Diese Art kommt bei allen Menschen vor und ist deshalb nicht ansteckend.
Für Kopfhautpilz ist meist ebenfalls die Ringelflechte (Tinea capitis) verantwortlich. Es kommt zu schuppigen Stellen, Haarausfall und manchmal auch zu Entzündungen, die in starken Fällen von Fieber begleitet sein können.
Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem können sich manchmal Hefepilze in den Hautfalten ausbreiten (kutane Candidiasis). Dies macht sich durch gerötete, entzündete, juckende, schuppende, oder nässende Stellen bemerkbar.
In letzter Zeit infizieren sich mehr Menschen mit dem sogenannten Thailandpilz (fachsprachlich Trichophyton mentagrophytes VII – eine Unterart der Ringelflechte). Der hartnäckige und schmerzhafte Pilz wird oft sexuell übertragen. Die Krankheit beginnt mit Juckreiz, Rötungen und Schuppungen im Genitalbereich, am Gesäss oder am Rumpf. Später können eitrige und sehr schmerzhafte Hautläsionen entstehen.
Frauen in gebärfähigem Alter oder bei Hormoneinnahme in den Wechseljahren leiden häufig unter Scheidenpilz. Dieser äussert sich durch Jucken, Brennen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr sowie einem krümelig-weissen Ausfluss. Sind zusätzlich Bakterien beteiligt, kann es fischig riechen. Der Hefepilze namens Candida albicans ist natürlicherweise in der Vagina vorhanden. Das von Milchsäurebakterien erzeugte saure Milieu verhindert in der Regel eine Ausbreitung, doch unter belastenden Bedingungen sowie vermehrter Östrogen-Ausschüttung – etwa vor der Menstruation – können die Hefepilze Oberhand gewinnen.
Ganz von alleine heilen Hautpilze in der Regel nicht ab. Doch mit einfachen Mitteln lässt sich die Heilung unterstützen. «Wer Fusspilz oder Pilze in Hautfalten im Anfangsstadium entdeckt, kann die Ausbreitung oft stoppen», sagt Lea Broggini. «Nach dem Duschen soll man die Zehenzwischenräume oder anderen betroffene Stellen besonders gut trocknen, am besten mit einem Föhn.» Lose Haut zwischen den Zehen soll entfernt werden, weil es darunter oft feucht ist. Zudem empfiehlt Broggini luftdurchlässige Kleidung und Schuhe sowie eine zinkhaltige Creme. Hilft das nicht, stehen wirksame Mittel zur Behandlung zur Verfügung.
Besonders bei der Ringelflechte mit ihrem ringförmigen Erscheinungsbild sollte man an eine Übertragung durch Haustiere denken. Hat die betroffene Person näheren Kontakt mit Katzen, Meerschweinchen oder Kühen, müssen diese von einem Tierarzt oder einer Tierärztin ebenfalls untersucht und falls nötig behandelt werden.
Die Behandlung hängt von der Art des Pilzes, den betroffenen Hautstellen sowie der Stärke des Befalls ab. Es stehen diverse Medikamente (sogenannte Antimykotika oder Fungizide) zur Verfügung, welche die Vermehrung der Pilze hemmen oder sie ganz abtöten. Für die Wahl von rezeptfreien Mitteln ist eine Beratung in der Apotheke hilfreich oder ein Gang zum Arzt.
Je nach befallener Körperstelle und Art des Pilzes eignen sich Salben, Puder, Sprays, Tinkturen, Vaginalzäpfchen, Nagellack oder Shampoos mit verschiedenen Wirkstoffen zur lokalen Bekämpfung. Bei schweren, grossflächigen Infektionen braucht es oft Antimykotika in Tablettenform. Wichtig ist es, sich an die Anweisung auf der Packungsbeilage oder der Empfehlung einer Fachperson zu halten und die Therapie nicht zu früh zu beenden.
Es stehen diverse Produkte verschiedener Hersteller zur Verfügung. Die wichtigsten Wirkstoffe in Cremes sind Clotrimazol, Ketoconazol und Terbinafin. Die Pilzcreme sollte nicht zu dick aufgetragen werden, um die Hautregion dadurch nicht feucht zu halten.
Die Bekämpfung von Hautpilz mit Hausmittelchen ist umstritten. Verbreitete Tipps sind Behandlungen mit Apfelessig, Naturejoghurt, Knoblauch oder Teebaumöl. Ärztinnen und Ärzte raten aber meist von derartigen Kuren ab.
Apothekerin Broggini kennt nur ein einziges Mittel, das sie vorbehaltlos empfehlen kann: «Schwarztee kann bei nässender Haut helfen. Er gerbt leicht und lindert den Juckreiz.» Man könne in Schwarztee getränkte Kompressen aufgelegen oder fertige gerbstoffhaltige Lösungen kaufen.
«Bei einem beginnenden Fusspilz zum Beispiel kann man gut einen Versuch mit einer rezeptfreien Creme aus der Apotheke starten», sagt Apothekerin Broggini. Sie rät jedoch immer dazu, den Pilz im Beratungsraum zu zeigen, um andere Erkrankungen auszuschliessen. Erweise sich ein Pilz als hartnäckig oder greife gar auf die Nägel über, empfehle sich ein Gang zum Arzt oder eine tiefergehende Beratung in der Apotheke. Diverse Apotheken bieten einen Hautcheck an. In unklaren Fällen übermitteln sie Foto und Beschrieb der erkrankten Körperpartie an einen Dermatologen zur Beurteilung.
Auch bei Verdacht auf Pilzbefall an anderen Körperstellen ist in der Regel eine genaue Abklärung sinnvoll. Denn es gibt diverse andere Hautkrankheiten, die für Laien schwierig zu unterscheiden sind. Dazu gehören zum Beispiel Psoriasis, Ekzeme, Kontaktallergien oder Neurodermitis. «Bei Hautpilz klingen die Beschwerden durch eine gezielte Behandlung mit dem richtigen Mittel oft innerhalb weniger Wochen wieder ab», sagt Lea Broggini. «Manchmal ist aber auch mehr Geduld gefragt.»
Am stärksten verbreitet ist Fusspilz. Aber auch Vaginalpilz ist bei Frauen in gebärfähigem Alter sehr häufig.
An den Füssen äussert er sich oft durch kleine Risse zwischen den Zehen, abblätternde Haut und gerötete Stellen darunter. An anderen Körperstellen können ebenfalls Rötungen, Schuppen und Juckreiz erste Anzeichen sein. Der Pilz beginnt normalerweise auf einer Seite des Körpers, zum Beispiel zuerst nur am linken Fuss. Ein symmetrischer Ausschlag, der zum Beispiel an beiden Händen auftritt, spricht eher für eine andere Hauterkrankung.
Die beste Creme gegen Hautpilz gibt es nicht. Welches Produkt indiziert ist, kommt auf die Art des Pilzes und die befallene Körperstelle an. Eine gute erste Anlaufstelle für eine Beratung sind Apotheken.
Am schnellsten heilt Hautpilz mit der passenden Behandlung. Je nach Pilzart und betroffener Hautstelle stehen diverse Mittel zur Verfügung. Am besten lässt man sich in einer Apotheke beraten.
Je früher man Hautpilz entdeckt und behandelt, desto schneller heilt er wieder ab. Mit einem geeigneten Mittel dauert es in der Regel wenige Wochen, bis man den Pilz los ist. In einigen Fällen kann es aber auch länger dauern.