Heisse Quellen tun Körper und Seele auf vielfältige Weise gut. Doch hat das Planschen tatsächlich medizinische Effekte?
Planschende in aller Welt glauben, ihrem Organismus mit Thermalwasser etwas Gutes zu tun. Nicht erst heute, sondern schon seit langer Zeit. Bereits in der Antike wurde warmes Wasser eingesetzt, um körperliche Beschwerden zu lindern. Inzwischen haben sich viele weitere Anwendungen entwickelt. Neben Thermalbädern gibt es Kneipp-Güsse, Solebäder und Thalasso-Therapien.
Klar ist: Auf dem Weg durch die vielen Schichten im Erdinnern wurde das warme Wasser mit Mineralstoffen, allenfalls Gasen oder radioaktiven Bestandteilen angereichert. Ist es so auch zu Heilkräften gekommen?
Besonders erforscht sind die Effekte bis heute nicht, nur wenige Wissenschaftler beschäftigen sich überhaupt mit dem Thema. Hinzu kommt: Jede Quelle ist anders. Je nach Austrittsstelle enthält sie verschiedene Stoffe – und wirkt sich damit auch unterschiedlich auf Beschwerden aus.
Eines der häufigsten Krankheitsbilder, für die Thermaltherapien empfohlen werden, sind unspezifische Bewegungseinschränkungen, wie etwa Rückenschmerzen.
Studien liefern Hinweise darauf, dass Thermalwasser bei solchen und anderen Gesundheitsproblemen günstige Effekte haben kann, zum Beispiel bei bestimmten Hauterkrankungen und Gelenkproblemen. (Lesen Sie unten weiter …)
In Südtirol laufen derzeit Untersuchungen, wie sich die besonderen Quellen auf Atemwegserkrankungen auswirken. Die Forscher wollen der Frage auf den Grund gehen, ob Inhalationen mit Thermalwasser ergänzend zu Antibiotikatherapien zu weniger Rückfällen führen.
Gerade für Patienten mit chronischen Beschwerden gilt jedoch: einen Besuch im Thermalbad vorher mit dem Arzt absprechen. Besonders bei Herz-Kreislauf-Problemen oder Diabetes stets Rücksprache halten.
Wer in heisses Thermalwasser steigt, fühlt sich geborgen wie ein Kind im Mutterleib. Das bis zu 42 Grad warme Wasser lässt die Körpertemperatur um etwa zwei Grad steigen. Der Stoffwechsel wird angeregt, ähnlich wie bei Fieber. Das ist ein massiver thermischer Reiz, den man durch einen Saunagang niemals erreicht.
Die Wärme entspannt Muskeln und Gelenke, der Blutdruck sinkt. Innere Unruhe, Stress und Erschöpfungszustände werden gelindert. Der Auftrieb des Wassers verringert zudem das Körpergewicht, man fühlt sich leicht, Schmerzen lassen nach.
Durch den Wasserdruck werden die Nieren angeregt, mehr Harn zu produzieren, sodass eingelagerte Flüssigkeit leichter ausgeschwemmt werde, erklärt Johannes Naumann, Leiter des interdisziplinären Behandlungs- und Forschungszentrums Balneologie der Universitätsklinik Freiburg. Dadurch kann aber auch der Blutdruck sinken und der Puls steigen, was für Menschen mit Herz- oder Gefässproblemen möglicherweise gefährlich wird. (Lesen Sie unten weiter …)
Ein Vorteil der Bewegung im Wasser: Man arbeitet zwar immer gegen einen Widerstand, die Verletzungsgefahr ist aber niedrig. Gerade für Schwangere, Ältere oder Menschen mit Gelenkbeschwerden kann deshalb ein Thermalwasserbecken den idealen Trainingsplatz bieten.
Zum Wasser an sich kommen dann noch Effekte der Inhaltsstoffe. Solebäder, die mindestens zehn Prozent Salz enthalten, sollen sich beispielsweise besonders bei Rheuma, Allergien, Atemwegs- und Gelenkerkrankungen eignen. Schwefel lindert unter Umständen Hautleiden wie Akne, Neurodermitis oder Schuppenflechte. Und Kohlensäure im Wasser verbessert die Durchblutung. «Sie dringt durch die Haut. Die Gefässe erweitern sich, und das Blut kann besser Sauerstoff an das Gewebe abgeben», sagt Experte Naumann.
Doch das Baden im Thermalwasser geniessen längst nicht nur Kranke. Schon die prächtigen Bäder im alten Rom mit Schwimmbecken, Ruhebänken und Massageliegen dienten vielen zum entspannten Zeitvertreib.