Heisse Quellen tun Körper und Seele auf vielfältige Weise gut. Welche Vorteile und Wirkungen hat das Floating im warmen Thermalwasser tatsächlich?
Bereits in der Antike wurde warmes Wasser eingesetzt, um körperliche Beschwerden zu lindern. Inzwischen haben sich viele weitere Anwendungen entwickelt. Neben Thermalbädern gibt es Kneipp-Güsse, Solebäder und Thalasso-Therapien, Trinkkuren, kosmetische Anwendungen oder auch Sprays mit Thermalwasser.
Thermalwasser ist natürliches Wasser, das aus dem Erdinneren stammt und aufgrund geothermischer Prozesse erhitzt wurde. Auf dem Weg durch die vielen Schichten im Erdinnern wurde das warme Wasser angereichert mit Salzen, Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium, Jod oder Kohlendioxid, allenfalls mit Kohlensäure, Schwefelwasserstoff oder selten mit radioaktiven Bestandteilen wie Radon. Heutzutage wird Thermalwasser mithilfe modernster Technik aus natürlichen Quellen gewonnen, die in Tiefen von über tausend Metern liegen. Per Definition muss Thermalwasser beim Austritt aus der Quelle eine Temperatur von mindestens 20 °C aufweisen.
Besonders erforscht sind die Effekte bis heute nicht; nur wenige Wissenschaftler beschäftigen sich mit dem Thema. Hinzu kommt: Jede Quelle ist anders. Je nach Austrittsstelle enthält sie verschiedene Stoffe – und wirkt sich damit auch unterschiedlich auf Beschwerden aus.
Was man sofort spürt: Wer in heisses Thermalwasser steigt, fühlt sich geborgen wie ein Kind im Mutterleib. Das bis zu 42 Grad warme Wasser lässt die Körpertemperatur um etwa zwei Grad steigen. Der Stoffwechsel wird angeregt, ähnlich wie bei Fieber. Das ist ein massiver thermischer Reiz, den man durch einen Saunagang niemals erreicht. Die Wärme entspannt Muskeln und Gelenke, der Blutdruck sinkt. Innere Unruhe, Stress und Erschöpfungszustände werden gelindert. Der Auftrieb des Wassers verringert zudem das Körpergewicht, man fühlt sich leicht, Schmerzen lassen nach.
«Durch den Wasserdruck werden die Nieren angeregt, mehr Harn zu produzieren, sodass eingelagerte Flüssigkeit leichter ausgeschwemmt wird», erklärt Dr. med. Johannes Naumann, ehemaliger Leiter des interdisziplinären Behandlungs- und Forschungszentrums Balneologie der Universitätsklinik Freiburg und heute Leitender Arzt der Swiss Mountain Clinic in Castaneda. «Dadurch kann aber auch der Blutdruck sinken und der Puls steigen, was für Menschen mit Herz- oder Gefässproblemen möglicherweise gefährlich wird.»
Je nach enthaltenen Inhaltsstoffen werden dem Thermalwasser verschiedene Wirkungen nachgesagt:
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Thermalwasser wirkt direkt auf der Haut beruhigend, entzündungshemmend und reizlindernd. Gleichzeitig nimmt die Haut die wertvollen Inhaltsstoffe des Wassers auf, wodurch auch innere Organe von den positiven Effekten profitieren können.
Auch die physikalischen und thermischen Eigenschaften des Wassers, wie Auftrieb und Wärme, bringen Vorteile: Vielleicht bist du eingetaucht, hast gemerkt, wie sich Gedanken und Muskeln entspannen und der Alltag davontreibt. Gleichzeitig hast du dich voller Energie gefühlt. Laut einer Studie kann schon ein 25-minütiges Bad den Spiegel des Stresshormons Kortisol deutlich senken. Durch den Wasserdruck entsteht Auftrieb, der die Gelenke entlastet. Gleichzeitig wird die Venenfunktion gefördert, der Stoffwechsel angeregt, Schwellungen (Ödeme) reduziert und die Muskulatur entspannt. Was du im Thermalbad erlebt hast, bestätigt die Wissenschaft. Warmes Thermalwasser hilft gegen Stress, chronische Krankheiten und kann einem Burn-out vorbeugen. Es hilft gegen Mattigkeit und Schlaflosigkeit.
Ein weiterer Vorteil der Bewegung im Wasser: Man arbeitet zwar immer gegen einen Widerstand, die Verletzungsgefahr ist aber niedrig. Bewegung im Wasser ermöglicht ein gelenkschonendes Training, das gleichzeitig die Muskeln stärkt und den Kreislauf anregt. Gerade für Schwangere, Ältere, für Menschen mit Gelenkbeschwerden, Übergewicht oder Osteoporose kann ein Thermalbad deshalb den idealen Trainingsplatz bieten.
Thermalwasser kann viele positive Wirkungen auf die Gesundheit haben. Dennoch gibt es einige Risiken, die du beachten solltest. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Venenentzündungen sowie Nieren-, Leber- oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes sollten vor dem Besuch einer Therme Rücksprache mit ihrem Arzt halten.
Schwangere sollten besonders vorsichtig sein, um eine Überhitzung des Körpers zu vermeiden – insbesondere in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen. Thermalbäder mit Temperaturen über 35 Grad sollten Schwangere nicht länger als 15 Minuten nutzen. Für Babys ist ein Thermenbesuch ab einem Alter von etwa sechs Wochen möglich, jedoch ist Wasser mit hoher Schwefelkonzentration generell für Kinder nicht geeignet.
Auch bei offenen Wunden, ansteckenden Hauterkrankungen oder akuten Entzündungen sollte auf ein Bad im Thermalwasser verzichtet werden.
Nimm dir genügend Zeit, um den Alltag hinter dir zu lassen und die verschiedenen Becken und Ruhebereiche entspannt zu geniessen.
Badezeit: Anfänger starten am besten mit 15–20 Minuten im Thermalwasser und steigern die Dauer schrittweise. Erfahrene können bis zu 30 Minuten im Wasser bleiben. Hör dabei auf deinen Körper: Verlass das Wasser bei Unwohlsein. Leg Badepausen ein, um den Kreislauf zu stabilisieren. Eine abschliessende Ruhezeit auf einer Liege verstärkt die positiven Effekte.
Moderne Thermalbäder präsentieren sich heute als weitläufige Wellness-Oasen mit einem besonderen Fokus auf erlebnisreiche Qualität.
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