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So wird der Verzicht zum Gewinn

Keinen Kaffee, keinen Wein, keine Schokolade: die Vorgabe ist klar. Doch wie lebt es sich ohne den geliebten Genuss? Unsere Autorin Vera Sohmer wagt das Experiment – und gerät ins Staunen.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Fastenzeit bietet sich an, auf bestimmte Dinge zu verzichten und Gewohnheiten zu durchbrechen (Selbstverständlich kann man das auch zu jeder anderen Jahreszeit versuchen).

Ich setze zuerst beim Kaffeekonsum an. Dass es ohne diesen hart werden würde, war klar. Aber so hart. Die ersten Tage plagten mich starke Kopfschmerzen. Ich war zudem gereizt, unkonzentriert und chronisch schlapp.

Entzugserscheinungen – der Körper rebelliert

Das ist normal, beruhigen Fachleute. Obschon Koffein nicht zu den Suchtmitteln zählt, kann der Körper mit Entzugserscheinungen reagieren, wenn die gewohnte Substanz ausbleibt. Nach spätestens neun Tagen sei es überstanden. Glücklicherweise hatte es sich nach fünf Tagen gelegt. Der erste Etappensieg.

Was bleibt, ist die Lust auf Kaffee in bestimmten Situationen. Ein Königreich für den Latte macchiato nach dem Aufstehen! Und ein feines Essen ohne Espresso danach ist eine halbe Sache. Ich hatte mir deshalb überlegt, den Kaffee zu verschenken.

Die Versuchung geht schliesslich mit der Verfügbarkeit einher. Bemerkenswerterweise aber ging noch keine einzige Kapsel durch die Maschine – zumindest nicht für mich. (Fortsetzung weiter unten ...)

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Verzicht macht stark

So gelingt der Verzicht
  • «Definiere Etappenziele», empfiehlt Beat Bachmann vom auf Fastenkuren spezialisierten Kurhaus St. Otmar in Weggis LU. Ein Tag ohne, zwei Tage ohne, drei Tage ohne – oft geht es ab dem vierten Tag von alleine.
  • Statt Bier oder Wein: Immer wieder Wasser trinken, das auch warm sein darf.
  • Mache dir Sinn und Zweck des Verzichts bewusst. Sei überzeugt davon, stimme dich positiv: «Es ist eine gute Sache.»
  • Wenn dir etwas misslingt: Mache dir keine Vorwürfe und breche dein Experiment nicht ab. Mache dir klar, was dir schon alles gelungen ist.
  • Setze dich nicht unter Druck. Das Ganze ist kein Müssen, sondern ein Wollen. Und lache ruhig mal über die eigenen Unzulänglichkeiten.

Es ist ein gutes Gefühl, aus Härtetests gestärkt hervorzugehen. Da sitzt man – frustriert – vor einem Teller Stroganoff und fragt sich: Schmeckt das ohne Wein? Mein Gegenüber findet, das kann es bestimmt und schenkt sich ein Glas Roten ein. Ich schlucke leer, greife zur Wasserkaraffe und bin erstaunt.

Während Wein den Geschmack von Speisen unterstützt, verstärkt und manchmal auch verfälscht, ist es mit Wasser der reinere Genuss. Da ist nur das Fleisch und der Reis und die Sosse. Das Experiment ist also ein Gewinn, nicht nur fürs Geschmacksempfinden.

Wer verzichtet, bekommt neue Einsichten und hinterfragt Gepflogenheiten. Ein Apéro ohne Alkohol? Kindergeburtstag, denken wohl viele. Dabei geht das anregende Prickeln auch ohne Hugo.

Stichprobe bei einem Geburtstagsempfang: Mehr Leute als angenommen stossen mit Mineralwasser oder Saft an. Andere genehmigen sich ein Gläschen Crodino oder Sanbittèr. Vorteil ist, dass der Kopf klar bleibt. (Fortsetzung weiter unten ...)

Alternativen entdecken

Bestimmte Genussmittel zu streichen, ist eigentlich Luxus. Es mangelt dennoch an nichts. Und wenn wir doch meinen, es fehle etwas, können wir aus einer Fülle von Alternativen wählen. (Schwarz-)Tee statt Kaffee, alkoholfreies Bier statt welches mit «Stoff». Getrocknete Datteln statt Schokolade. Die Früchte liegen griffbereit, seit ich vor mehreren Tagen heisshungrig meinen Schoggi-Vorrat plünderte.

Der Ausrutscher sei verziehen und der Entschluss steht fest. Kaffee, Wein – und Schokolade? – bleiben bis Karsamstag tabu. Weil es trotz verfügbarer Ersatzmittel sinnvoll ist und Anlass gibt, über das eigene Konsumverhalten nachzudenken.

Ob das Experiment zum anhaltend bewussteren Genuss verhilft, ist offen. Der erste Cappuccino am Ostersonntagmorgen wird jedenfalls zelebriert.

von Vera Sohmer,

veröffentlicht am 20.03.2017, angepasst am 16.11.2023


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