Unsere Nieren sind lebenswichtige und unermüdliche Arbeiter, und wenn sie leiden, dann meist leise. Antworten auf häufige Fragen rund um Nieren und Nierenkrankheiten.
Hauptaufgaben der Nieren sind die Entgiftung und die Regelung des Wasser- und Elektrolythaushalts des Körpers. 1800 Liter Blut fliessen täglich durch die Nieren und davon werden 150 Liter filtriert. Daraus scheiden die Nieren Abfallprodukte, Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeiten über den Urin aus. Zudem regulieren sie den Blutdruck durch die Ausscheidung von überschüssigem Salz und Wasser. Weiter sind die Nieren an der Produktion von roten Blutkörperchen beteiligt. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Knochenstoffwechsel und regulieren den Säure-Basen-Haushalt des Körpers.
Das Nierenpaar sind zwei bohnenförmige, etwa faustgrosse Organe links und rechts der Wirbelsäule im hinteren, seitlichen Bauchraum, etwa in Höhe der unteren Rippen. Entwicklungsbiologisch ist sie als Doppelorgan angelegt – ohne einen spezifischen Grund. Das Duo hat aber einen Vorteil: Bei Ausfall oder Spende einer Niere genügt die verbleibende, gesunde Niere. Sie kann bis zu zwei Drittel der Arbeit leisten, die vorher beide Nieren zusammen erbracht haben.
Die meisten Nierenkrankheiten sind schmerzfrei. Es gibt aber Ausnahmen: Eine Nierenbeckenentzündung, eine eingeblutete Nierenzyste oder Nierensteine verursachen Schmerzen. Diese treten dann im Bereich der Flanke direkt unterhalb des Rippenbogens auf. Typisch bei Nierensteinen ist, dass der Schmerz nicht lokal bleibt, sondern mit dem Weg des Nierensteins zum Unterbauch wandert.
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Eine Entzündung der Nieren kann verschiedene Gewebe umfassen, etwa die Nierenkörperchen, das Zwischengewebe der Nieren oder das Nierenbecken. Die Nierenbeckenentzündung kommt am häufigsten vor. Ursache ist typischerweise ein Harnwegsinfekt, also eine Blasenentzündung. Kuriert man den Harnwegsinfekt nicht richtig aus und geht er auch nicht von alleine weg, dann können die Keime im Harnleiter aufsteigen und die Niere entzünden. Eine Nierenbeckenentzündung macht sich mit lokalen Schmerzen in Zusammenhang mit Fieber bemerkbar. Behandelt wird sie mit Antibiotika.
Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für eine Nierenbeckenentzündung und für einen schweren Verlauf. Der Druck des Babys auf die Harnleiter kann den Abfluss des Harns behindern und eine Heilung verzögern. Ausserdem kann eine Nierenbeckenentzündung in der Schwangerschaft vorzeitige Wehen auslösen. Deshalb wird ein Harnwegsinfekt in der Schwangerschaft grosszügig behandelt, damit sich keine Nierenbeckenentzündung entwickelt.
Das Risiko eines schweren Verlaufs einer Nierenbeckenentzündung besteht auch bei Patienten mit Nierensteinen. Auch ein Nierenstein kann den Harnabfluss behindern. Ein Nierenstau muss ärztlich behandelt werden.
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Niereninsuffizienz verwendet man als Begriff nicht mehr, man spricht von chronischen Nierenkrankheiten. In der Schweiz betrifft das rund 10% der Erwachsenen. Dessen sind sich 9 von 10 Menschen nicht bewusst, weil sehr lange keine Symptome auftreten. Mediziner unterscheiden verschiedene Stadien der Nierenerkrankung. Erst im späten Stadium, wenn die Niere 80 bis 90 Prozent ihrer Funktion eingebüsst hat und man von Nierenversagen spricht, zeigen sich unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Übelkeit, Juckreiz und Wasseransammlungen. Ein Screening mit Blut- und Urintest ist für eine Früherkennung deshalb sehr wichtig.
Weitere Informationen: Schweizerische Nierenstiftung
Nierensteine sind Ablagerungen aus Substanzen im Urin. Meistens handelt es sich um kleinste Kristalle von Kalzium, sowie Phosphat oder Oxalat. Diese Stoffe nehmen wir durch die Ernährung auf. Finden sich hohe Konzentrationen davon im Urin, können sie zusammenklumpen. Ursache für Nierensteine ist häufig eine Kombination von Ernährungsgewohnheiten – etwa wenn wir viel Salz, viel Fleisch und wenig Früchte essen – und zusätzlich wenig trinken. Oft kommt noch eine genetische Veranlagung hinzu.
Nierensteine verursachen sehr starke Schmerzen. Diese fangen in der Flanke an, wandern in den Unterbauch und strahlen in den Genitalbereich aus. Nierensteine können auf ihrem Weg zur Ausscheidung blockieren, dort tritt jeweils der Schmerz auf. Gelegentlich hat man zudem Blut im Urin.
Die häufigste Art von Nierensteinen löst sie sich nicht von selbst auf. Ist der Stein jedoch kleiner als 5 mm, dann besteht etwa eine Chance von 50 Prozent, dass er spontan abgeht. Grössere Steine müssen meist mit Hilfe von urologischen Methoden entfernt werden.
Eine chronische Nierenkrankheit können wir kaum heilen, aber dazu beitragen, dass sie sich stabilisiert und nicht schneller verschlechtert. Hilfreich ist ein gesunder Lebensstil – also nicht rauchen, kein Übergewicht. Zu den Hauptrisikofaktoren für eine chronische Nierenkrankheit gehören hoher Blutdruck, Zuckerkrankheit, Herzkreislauferkrankungen, Fälle von Nierenkrankheiten in der Familie sowie die häufige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln. Deshalb ist es wichtig, dass etwa der Blutdruck und Blutzucker gut eingestellt sind. Bei Schmerzmitteln sind solche mit Paracetamol unbedenklich. Ausserdem gibt es Medikamente, welche das Fortschreiten der Nierenkrankheit verlangsamen.