Wer wandert wie, wo und wie lange? Die Ansprüche an eine Strecke sind je nach Bedürfnis sehr unterschiedlich. Wir sagen, wie die perfekte Wanderung für jeden Typ aussieht – inklusive nützlicher Tipps zu Ausrüstung, Outfit und Proviant.
Der 1863 gegründete Schweizer Alpen-Club (SAC) ist der führende Verband für Bergsport in der Schweiz und bietet Wanderfans insgesamt 153 Hütten und über 6000 Touren zu den schönsten Gipfeln und Bergregionen der Schweiz.
Das Wandern ist der Schweizers Lust: Laut der Erhebung «Sport Schweiz 2020» des Bundesamts für Sport (BASPO) schnüren hierzulande bereits knapp 57 Prozent der Bevölkerung die Wanderschuhe – das sind fast 13 Prozent mehr als noch sechs Jahre zuvor! Kein Wunder: Studien belegen, dass sich das Wandern positiv auf das physische und psychische Wohlbefinden auswirkt. Man lässt die Alltagssorgen im Tal zurück, baut Stress ab und schüttet dank körperlicher Betätigung Glückshormone aus – und das Mehr an Sauerstoff setzt neue Energien frei.
Und so vielfältig die Möglichkeiten in der Schweiz für den naturnahen Sport sind, so verschieden sind auch die Bedürfnisse, die die verschiedenen Wandertypen haben können – von gemütlich-geniesserisch bis ehrgeizig-alpin. Wir haben die vier gängigsten Typologien Familien, Senioren, Gelegenheitswanderer und Sportler unter die Lupe genommen und zu jeder Gruppe nützliche Infos zusammengetragen.
Generelles Wanderwissen, von der perfekten Vorbereitung über einfache, feine Wandersnacks bis hin zu ergänzenden Infos hinsichtlich Ausrüstung findest du in den entsprechenden Artikeln – sowie übersichtlich im Wander-ABC und im iMpuls-Wanderdossier. Gerne helfen dir auch die Medbase-Apotheken beim Zusammenstellen deiner Wanderapotheke.
Die SAC-Berg- und Alpinwanderskala gibt den Schwierigkeitsgrad einer Strecke an, diese unterteilt sich in sechs Kategorien. T1 bis T2 empfehlen sich für leichtere Wanderungen, T3 bedeutet mittelschwer, T4 bis T6 sind den anspruchsvollen Wanderern und Bergsteigern vorbehalten.
Wanderziel: Die Wanderung sollte in erster Linie Spass machen, Kinder müssen unterhalten werden. Deshalb gilt: Spiele einbauen, immer wieder Pausen, regelmässig essen und trinken.
Streckenlänge: Die Dauer der Tour hängt stark vom Alter und Kondition der Kinder ab. Die Faustregel lautet: zwei bis maximal vier Stunden. Dabei ist zu beachten, dass man in dieser Zeit wohl nicht allzu grosse Strecken zurücklegen wird. Kinder bleiben gerne mal stehen, wollen zum Beispiel am Bächli spielen. Tipp für Neulinge: eine Strecke wählen, die notfalls abgebrochen werden könnte.
Schwierigkeitsgrad: Mit Kindern bieten sich Wanderungen im Schwierigkeitsgrad T1 (siehe Box) an. Das sind gut gebahnte und nicht zu steile Wege.
Rucksackgewicht: Kinder ab einem gewissen Alter können ihren eigenen Kinder-Rucksack mittragen. Dies macht ihnen meistens Spass, und sie fühlen sich wie die Grossen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Rucksack nicht zu schwer ist. Also am besten lediglich Getränk und ein paar Snacks reinpacken und die Ersatzwäsche im elterlichen Rucksack unterbringen. Bei Kleinkindern empfiehlt es sich, eine Kindertrage dabeizuhaben. Sind die Kinder erschöpft und müde, kann die Wanderung mit den Kleinen in der Trage fortgesetzt werden.
Schuhe: Für diese Arten von Wanderungen bieten sich Kinder-Wanderschuhe sowie für die Eltern Multifunktionsschuhe oder leichte Wanderschuhe an. Mehr zur passenden Schuhwahl steht weiter unten in der entsprechenden Box!
Outfit: Funktionelle Bekleidung, gute Wandersocken sowie ein bequemer Rucksack bringen den nötigen Komfort. Erhältlich sind auch spezielle Trekkinghosen für Kinder.
Das ist im Rucksack: Genügend Snacks und Getränke für die Grossen und Kleinen. Ausserdem kann ein Fernglas spannend sein, mit diesem können die Kinder die Natur erkunden. Wo möglich und erlaubt ein Feuer und mit Grillieren einplanen, also ein Sackmesser zum Schnitzen von Stecken und Einschneiden/Schälen von Cervelats mitnehmen. Nicht vergessen für Notfälle ein Erste-Hilfe-Set sowie für Schlechtwetter eine Regenjacke.
Beste Wanderungen: Famigros listet eine Vielzahl an Ideen für Familien-Wanderungen, darunter befinden sich auch Themenwanderwege. Wanderungen mit Tieren zum Beispiel findest du hier. Einige der leichteren Touren zu SAC-Hütten eignen sich ebenfalls vorzüglich für Familien (siehe Grafik unten).
(Fortsetzung weiter unten…)
Ohne gutes Schuhwerk geht nichts. Die Wahl des passenden Multifunktions-, Trekking- oder Wanderschuhs ist von vielen Faktoren abhängig:
Wanderziel: Diese Gruppe wandert nicht extrem regelmässig, dafür stehen Erlebnis und Genuss von Natur und Kulinarik umso mehr im Vordergrund. Gerne darf die Strecke durch malerische Landschaften, durch ein Weingebiet oder vorbei an Einkehrmöglichkeiten mit lokalen Spezialitäten wie Alpkäse und Fleischplättli führen. Dabei geht es in eher gemächlichem Tempo voran.
Streckenlänge: Eine Wanderung von drei bis fünf Stunden sollte trotz allem Genuss auch für Gelegenheitswanderer möglich sein.
Schwierigkeitsgrad: Für diese Gruppe bieten sich Wanderungen im Schwierigkeitsgrad T1 bis maximal T2 an. T2 bedeutet wie bei T1 ein durchgehendes Trassee, es kann zwischendurch aber auch steiler werden.
Rucksackgewicht: Grundsätzlich gilt: So leicht wie möglich, so schwer wie nötig. Mit fünf bis sechs Kilogramm sollte man an einem schönen und warmen Sommertag ohne Schauerrisiko durchkommen. Klar ist: Wanderungen im Spätherbst oder Winter benötigen immer mehr Reservegepäck im Rucksack, da Wechselwäsche, zusätzliche Jacken, Handschuhe, Mützen etc. schwerer sind als im Sommer, wenn man lediglich eine gute Trekkingjacke in den Rucksack packen muss.
Schuhe: Für diese Arten von Wanderungen bieten sich Outdoorschuhe mit Index A und A/B – evtl. sogar B an.
Outfit: Mit funktioneller Bekleidung nach dem Schichtenprinzip, guten Wandersocken und einem gut eingestellten Rucksack machen auch Gelegenheitswanderer nichts falsch.
Das ist im Rucksack: Genügend Snacks und Getränke, dazu je nach Bedürfnis Utensilien wie Fernglas oder Wanderführer.
Beste Wanderungen: Genusswanderungen führen unter anderem durchs Appenzell, durch die Lavaux-Terrassen am Genfersee oder durch den Fricktaler Chriesiweg. Naturgenuss pur bieten acht schöne Frühlingswanderungen in landschaftlich besonders reizvollen Gegenden der Schweiz.
Wanderziel: Diese Wanderer bevorzugen Routen, die durchaus etwas sportlicher, anspruchsvoller und länger sind. Dehnübungen helfen beim Aufwärmen vor dem Loslaufen.
Streckenlänge: Aktive Wanderer mit einer guten Grundkondition meistern problemlos Wanderungen von drei bis sechs Stunden mit 1000 Höhenmetern oder mehr. Um bezüglich Fitnesslevel auf Nummer sicher zu gehen, bietet sich die Leistungsdiagnostik bei Medbase an.
Schwierigkeitsgrad: Für diese Gruppe sind Wanderungen im Schwierigkeitsgrad T2 bis T3 geeignet. T3 bedeutet, dass der Weg nicht mehr zwingend durchgehend sichtbar ist und dass die Route auch exponierte Stellen wie Geröllflächen oder weglose Schrofen beinhalten kann.
Rucksackgewicht: Auch hier gilt: So leicht wie möglich, so schwer wie nötig. Grundsätzlich sollten Wanderer laut den Empfehlungen von Bergschulen und Bergführern nicht mehr als 10 Kilo mit sich rumtragen. Meistens ist der Rucksack aber deutlich leichter, besonders in den Wanderkategorien T1 bis T3.
(Fortsetzung weiter unten ...)
Schuhe: Für Wanderungen im T3-Bereich bieten sich Outdoorschuhe mit Index B oder B/C an. Der Schaft des Schuhs sollte hochgezogen sein, tiefe Schuhe sind in diesem Gelände nicht mehr unbedingt zu empfehlen.
Outfit: T3-Wanderungen können schon ziemlich alpin, abgeschieden und technisch sein. Hier sind deshalb nebst der Funktionskleidung etwas mehr Sicherheitsreserven punkto Kleidung angezeigt, sprich etwas Warmes, eine wasserdichte Trekkingjacke, evtl. sogar Handschuhe.
Das ist im Rucksack: Nebst Reservekleidung sind Wanderstöcke sicherlich eine grosse Hilfe, wenn die Strecken länger und steiler werden. Ausserdem ist immer auf den entsprechenden Sonnenschutz zu achten, sprich: Sonnencreme, Mütze und eine gute Sonnenbrille, da die Sonneneinstrahlung zunimmt, je höher man wandert.
Beste Wanderungen: Mittlere bis anspruchsvollere Strecken führen zum Beispiel über die Sefinenfurgge oder auf den Grossen Mythen sowie über einige der vielen Höhenwege der Schweiz. Inspirationen liefert zudem die Grafik der schönsten SAC-Hütten sowie diese umfassende Übersicht von iMpuls.
Wanderziel: Mal eine mehrtägige Trekkingtour, mal eine lange, anspruchsvolle Tagestour: Entsprechende Erfahrung und gute körperliche Kondition ist bei Sportwanderern unabdingbar. Je nach Tour sollte man die Höhe nicht unterschätzen, unter Umständen lohnt sich eine Akklimatisation an die Höhe mit Anreise am Vortag, Zustieg zur Hütte inklusive Übernachtung – und dem Aufstieg zum Gipfel erst am Folgetag.
Streckenlänge: Bergtouren von fünf bis zehn Stunden mit bis zu 2000 Höhenmetern sind durchaus keine Seltenheit für diese Gruppe.
Schwierigkeitsgrad: Die sportlichen Touren bewegen sich im Schwierigkeitsgrad T4 bis T6, die für anspruchsvolles, oftmals wegloses und zum Teil heikles Gelände stehen und bei zunehmender Schwierigkeit vermehrt Kletterstellen beinhalten.
Rucksackgewicht: Der Rucksack kann durch zusätzliche Ausrüstung schnell zehn bis zwölf Kilo wiegen.
Schuhe: Schuhe mit Index B/C bis Index D.
Outfit: Je höher am Berg, desto mehr Sicherheitsreserven braucht es. Ein Wetterumschwung kann sich viel dramatischer auswirken und auch mehr Zeit erfordern. Die Bekleidung sollte für den intensiven Einsatz hoch am Berg entsprechend robust und verlässlich sein, genauso beim Schuhwerk.
Das ist im Rucksack: Bei einer mehrtägigen Tour ist verschiedenes Trekkingzubehör wie ein Schlafsack und eine Iso-Matte angesagt. Bei alpinen Touren sind eventuell ein Klettergurt und ein Seil nötig, ein Bergsporthelm und ein Klettersteigset. Bei Routen, die über den Gletscher führen, auch Steigeisen und ein Eispickel. Hier ist wichtig, dass man sich mit dem Material, dem korrekten Einsatz und dem Handling entsprechend auskennt und erfahren ist. Ansonsten lieber einen Bergführer engagieren und selber entsprechende Ausbildungskurse bei einer Bergschule oder direkt beim SAC besuchen.
Beste Wanderungen: Touren aus der SAC-Skala mit Schwierigkeitsgrad T4 bis T6 sind zum Beispiel die Sustenjoch-Nordflanke, der Niesengrat und der Vorder Glärnisch.