Auf ihre letzte Saison hat sich Laurien van der Graaff höchst gewissenhaft vorbereitet – trotz Rückschlägen. Ein wichtiger Baustein für den Erfolg ist für die Langläuferin die Leistungsdiagnostik, die Medbase anbietet.
Sie startet zum Schlussfurioso: Laurien van der Graaff (34) bestreitet ihre letzte Langlauf-Saison, wie sie Anfang November bekannt gab. Sie freue sich darauf, künftig bei Regen und Kälte mit gutem Gewissen sagen zu können: «Nein, heute bleiben ich einfach schön zu Hause und bewege mich nicht», so die Bündnerin mit holländischen Wurzeln lachend.
Der letzte Winter auf höchster Stufe hält für die Spitzenathletin aber nochmal ein besonderes Highlight parat: die Olympischen Spiele in Peking im Februar. Diesem Ziel ordnet van der Graaff alles unter. «Darauf fokussiere ich mich», sagt sie. «Aber natürlich will ich mich auch bei den Heimwettkämpfen in Davos und auf der Lenzerheide von meiner besten Seite zeigen.»
Die Vorbereitung darauf sei so weit gut verlaufen, fügt sie an. «Ich konnte, was immer mein Anspruch an mich selber ist, Fortschritte machen – auch wenn diese nur ganz klein sind und für eine aussenstehende Person kaum ersichtlich.» Und der Aufbau für die nunmehr angelaufene Abschlusssaison begann schon früh. Ab Mai trainierte van der Graaff zweimal täglich. «Zum Teil sehr intensiv. Man probiert in jedem Bereich, seine Grenzen auszuloten.» Neben der körperlichen Anstrengung erfordere dies auch viel Konzentration. Die mentale Komponente sei nicht zu unterschätzen. «Eigentlich ist man das ganze Sommertraining über müde», erzählt sie. Erst in den Wochen vor den ersten Wettkämpfen reduziere man dann das Training und probiere sich zu erholen – um frisch in die Saison zu starten.
Im August erlitt die Sportlerin einen Rückschlag – Diagnose Corona. «Natürlich hätte ich gerne darauf verzichtet, krank zu sein, doch als die Infektion Tatsache war, habe ich es schnell akzeptiert, mich so gut wie möglich erholt und dann in Absprache mit meinem Arzt das Training wieder aufgenommen», sagt die Sportlerin. Da sie die verpasste Trainingszeit nicht mehr aufholen könne, sei sie ab und zu etwas unsicher über ihren Formstand. Ob sie unter diesen Vorzeichen wieder so erfolgreich unterwegs sein wird wie vergangene Saison? Laurien van der Graaff errang WM-Silber im Teamsprint, holte im Duo mit Nadine Fähndrich (26) ihren ersten Weltcupsieg. Zur aktuellen Saison sagt sie: «Ich versuche, nach vorne zu schauen und das Kapitel Corona aus meiner Sicht abzuhaken.»
An der perfekten Vorbereitung soll es trotz Corona jedenfalls nicht liegen. Nebst dem eingangs erwähnten sportlichen Aufbau legt die Athletin auch grossen Wert auf die Leistungsdiagnostik.
Van der Graaff absolviert ihre Checks in Magglingen, wo sie von Dr. med. Patrik Noack, Leiter des Gesundheitszentrums Medbase Abtwil und unter anderem Leistungsdiagnostik Verbandsarzt von Swiss-Ski Nordisch, betreut wird (lesen Sie unten ein Interview mit dem Sportmediziner). (Fortsetzung weiter unten…)
1. Nicht aufgeben
Grundsätzlich möchte ich alle motivieren, Langlauf auszuprobieren – und nicht schon nach dem ersten Versuch aufzugeben. Ich sage immer: «Die ersten zwei bis drei Mal sind unheimlich anstrengend, aber sobald man das Gleitgefühl auf den Ski entdeckt, ist es wunderschön.»
2. Unterricht nehmen
Anfänger sollten zu Beginn ein bis zwei Unterrichtsstunden nehmen. So erhalten sie eine grundlegende Einführung in den Sport.
3. Stürze zulassen
Keine Angst vor einem Sturz. Fast jeder fällt am Anfang ein paar Mal in den Schnee. Das ist normal und praktisch immer schmerzfrei.
4. Kleidung beachten
Keine zu warmen Kleider anziehen. Man bewegt sich zwar draussen und auf Ski, doch Skihose und -jacke sind hier fehl am Platz.
«Für uns Spitzensportler sind zwei Leistungstests pro Jahr fester Bestandteil der Saisonvorbereitung», sagt Laurien van der Graaff. Zunächst wird ein Laktatstufentest durchgeführt. «Dieser dient zur Bestimmung unserer aktuellen Ausdauer mithilfe der Puls- und Laktatwerte. Das ermöglicht uns ein zielorientiertes und individuelles Training.»
Später folgt die sogenannte Spiroergometrie. «Dort werden die Leistungsfähigkeit von Herz und Lunge sowie die maximale Sauerstoffaufnahme gemessen», erklärt van der Graaff. «Aufgrund der Atemanalyse können die Intensitäts- und Trainingszonen genau festgelegt werden, damit man in der richtigen Geschwindigkeit, also mit den optimalen Pulswerten, trainiert.»
Für sie als Leistungsathletin sei dies ein Muss. «Ich empfehle es aber auch meinem Umfeld. Jede Sportlerin und jeder Sportler, vom Einsteiger bis zum Profi, erhält durch eine Spiroergometrie wichtige Informationen – egal ob das Ziel lautet, ein besseres Fitnesslevel zu erreichen, überhaupt mit dem Sport anzufangen, sich gesünder zu fühlen oder für einen Wettkampf zu trainieren.» Eine Standortanalyse mit einer Auswertung der individuellen Trainingszonen helfe, «richtig» zu trainieren – und schneller Fortschritte zu machen.
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg ist nebst der minutiösen Trainingsvorbereitung auch ausreichend Erholung. Ihre Hobbys seien aber unspektakulär, sagt van der Graaff: «Ich schlafe viel, esse gut und bin gern mit Freunden zusammen. Mittlerweile kann ich gut abschalten und entspannen, ich gewöhne mich auch schnell ans Nichtstun.»
Aber auch beim Training kann Laurien van der Graaff manchmal geniessen – zum Beispiel die Schönheit der Landschaft. Denn wie alle Spitzensportler trainiert sie in verschiedenen Pulsbereichen. «Es ist ein grosser Mythos, dass wir immer Vollgas geben. Das würde der Körper nicht durchhalten», erklärt van der Graaff. «Ich werde regelmässig von Laien überholt.»
Und nach dem Rücktritt? «Ich mache mir momentan noch die Illusion, dass ich dann mehr Zeit habe, um Freunde und Familie zu besuchen und gut Essen zu gehen», sagt sie dazu. «Doch wie ich mich kenne, wird mich schnell wieder etwas anderes packen, und ich gebe meine Energie dort hinein.»
Van der Graaffs Plan ist es allerdings, nach ihrem letzten Rennen für kurze Zeit noch etwas «planlos» zu sein. «Im Hinterkopf habe ich schon viele Ideen, doch keine ist spruchreif.» Und wie oft wird man die sie noch beim Sporttreiben antreffen? «Ich liebe Sport», sagt sie dazu. «Schon seit ich jung war. Und dies wird auch so bleiben, daher wahrscheinlich noch so oft wie möglich!»
Classic oder Skating? Je nach Stil unterscheidet sich eine Langlaufausrüstung deutlich. Die Ski-Modelle differenzieren sich hauptsächlich durch verschiedene Kern- und Belagsmaterialien, die massgeblich die Eigenschaften des Skis beeinflussen.
Langlaufstöcke gibt es in einer grossen Vielfalt an Ausführungen, um optimal auf die Bedürfnisse des Läufers einzugehen. Unterschieden werden die vier Elemente Stockschaft, Stockgriff, Stockschlaufe und Stockteller. Eine grosse Rolle spielt die Stocklänge.
Entsprechend zum Langlaufstil unterscheiden sich auch die Schuhtypen, die wie die Ski in Classic oder Skating unterteilt werden. Ein Schuh für die klassische Technik verfügt beispielsweise über eine biegsame Sohle und einen tiefen Schaft, während die Sohle beim Skating-Schuh steif und der Schaft höher ist. Aufbewahrt werden die Schuhe in dieser praktischen Tasche.
In Sachen Kleidung bietet sich am besten das Zwiebelprinzip an. Dieses besteht aus wärmender Funktionskleidung und einer Softshelljacke sowie einer Softshellhose. Warme Skisocken machen das Wintersport-Outfit perfekt.
Das Warmhalten des Kopfes inklusive Ohren ist deshalb nötig, weil über unseren Kopf besonders viel Wärme verloren geht.
Wichtig sind auch die Handschuhe. Gute Langlauf-Handschuhe sollten über eine ausgezeichnete Griffigkeit verfügen (Stichwort: Kraftübertragung) sowie winddicht sein.
Universal Flüssigwachs für Langlaufski ist für alle Schneearten und Temperaturen geeignet, verbessert die Gleiteigenschaften und pflegt den Belag. Dank der Verwendung natürlicher Rohstoffe ist er biologisch abbaubar.
Wer auf der Loipe länger der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, sollte besonders gut auf ausreichenden Schutz achten. Die Strahlung wird durch den reflektierenden Schnee sogar noch verstärkt. Zu empfehlen sind eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 und ein Stift für die Lippen. Dieser schützt sie nicht nur vor der Sonne, sondern auch vor dem Austrocknen an der kalten Luft.
Dr. med. Patrik Noack leitet das Medical Center Medbase Abtwil und betreut als Chief Medical Officer Swiss Athletics und Swiss Cycling. Bei Swiss Triathlon, Swiss Taekwondo und Swiss-Ski Nordisch ist er Verbandsarzt. Seit 2018 ist er zudem Chief Medical Officer des Swiss Olympic Team und medizinischer Leiter der Schweizer Delegation an Olympischen Spielen. Wir sprachen mit ihm über den Leistungscheck – und warum sich dieser nicht nur für Spitzensportlerinnen und -sportler lohnt.
Leistungstests sind einer der Mosaiksteine zum Erfolg und geben Sportlerinnen und Sportlern eine Standortbestimmung, wo sie im Vergleich zu den Vorjahren stehen. Des Weiteren erhält man damit Empfehlungen zur Optimierung des eigenen Trainings.
Ein Leistungstest kann auch für Hobbysportler interessant sein, zum Beispiel für Personen, die mit Ausdauersport wie Laufen oder Velofahren beginnen und nicht wissen, in welchem Intensitätsbereich sie trainieren sollen oder eventuell auch dürfen. (Fortsetzung weiter unten…)
Man sollte sich im Sommer auf der einen Seite eine gute Grundlagenausdauer mit langen Trainingseinheiten holen und ausserdem auch Zeit in ein Kraft- und Stabilitätstraining investieren.
Das kommt auf die eigenen Vorstellungen und Ziele an. Wenn ich ganz gemütlich klassisch langlaufen gehe, ist das wie wandern und benötigt kein grosses Vorbereitungstraining. Wenn ich jedoch klassisch etwas zügiger laufen oder skaten möchte, dann lohnt sich im Sommer ein entsprechendes Training von Ausdauer, Kraft und Stabilität.
Spitzensportler können zweiphasig, also mit zwei Trainings pro Tag, trainieren, da dies ihr Beruf ist und sie auch die entsprechende Zeit für die Regeneration haben. Breitensportlern als auch Anfängern empfehle ich drei Trainings pro Woche.
Ein Trainingszyklus besteht aus einem Trainingsreiz, einer entsprechenden Ermüdung danach sowie der Erholung am Schluss. Das Training alleine ist also nur die halbe Miete, und die Regeneration nach dem Training sollte auch gut geplant werden. (Fortsetzung weiter unten…)
Diverse Sportarten arbeiten mit Leistungsdiagnostik. Beim Taekwondo werden Ende November Leistungstests in Form von Sprungkraftmessungen und eines Physio-Checks gemacht.
Das medizinische Material befindet sich bereits auf einem Containerschiff auf dem Weg nach Peking. Die anhaltende Corona-Pandemie erschwert die Vorbereitungen aber erheblich.
Meine grösste Sorge ist eine Durchbruchsinfektion mit Covid-19 mit einem positiven Testresultat beim Abflug nach Peking oder in Peking selbst mit anschliessender Quarantäne.
Natürlich freue ich mich wie in Tokio, die Schweizer Athleten live vor Ort im Wettkampf betreuen und sehen zu dürfen. Wie sagt man so schön in der Sportmedizin: «Der Lohn ist, live dabei zu sein.»
Die fünf Tipps von Dr. med. Patrik Noack: