Wir pendeln viel und teilweise lang. Wegzeit ist auch Lebenszeit – und diese können wir im Auto oder Zug nutzen, um uns zu entspannen. Anbei die Tipps einer Yoga-Expertin.
Fast jede zehnte Person in der Schweiz macht sich am Morgen auf, um zur Arbeit in einen anderen Kanton zu fahren – das entspricht 780 000 Menschen.
Zählt man wie das Bundesamt für Statistik auch diejenigen zu den Pendlern, die für die Arbeit ihr Wohnhaus verlassen, steigt die Anzahl der Pendler auf 3,9 Millionen. Von diesen arbeiten 70 Prozent ausserhalb der Wohngemeinde. 52 Prozent setzen sich ins Auto, um das Büro zu erreichen. 30 Prozent benutzen den öffentlichen Verkehr und 16 Prozent gehen zu Fuss oder schwingen sich aufs Fahrrad. Längere Arbeitswege gehören also für viele zum Alltag. (Bundesamt für Statistik: Pendlermobilität)
Ob kurz oder lang, Wegzeit ist auch ein Stück Lebenszeit. Und die kann man für sich nutzen. «Bewusst gestaltete kleine Pausen sind die einfachste und wirkungsvollste Methode für Regeneration und Entspannung», schreibt Ulrike Reiche im Buch «Meine Yoga-Pause für unterwegs». Die Atmung, so die Yoga-Expertin, diene im Yoga als Bindeglied zwischen Körper, Geist und Seele. Die Entfaltung des Atems sei eine gute Voraussetzung dafür, um sich im Alltag wohlzufühlen. Atemübungen und Mantras sind geeignet für Menschen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind und nicht auffallen wollen. Lautes Singen hingegen ist den Autofahrern vorbehalten. Und alle, die zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs sind, machen ohnehin schon vieles richtig. (Fortsetzung weiter unten...)
Singen: Es macht nicht nur gute Laune, sondern vertieft die Atmung und kurbelt die Sauerstoffversorgung an. Am besten einen Song auswählen, dessen Melodie und Text du kennst. Aufrecht sitzen, Brustbein anheben und einige Male tief ein- und ausatmen. Und dann los! Dabei die Konzentration auf dem Verkehr beibehalten.
Tiefes Ein- und Ausatmen: Durch den leicht geöffneten Mund tief einatmen, bis die Lungen gefüllt sind. Dann kontrolliert durch die Nase ausatmen, bis du das Gefühl hast, die Lungen seien leer. Während drei bis vier Minuten wiederholen.
Entspannung mit Mantra: Die Gedanken kreisen deinem im Kopf, du kannst nicht abschalten? Dann hilft ein Mantra wie SAT NAM. Weil dir sein Inhalt unbekannt ist, verleitet es dich nicht zu einem Strom an Gedanken. Ein Mantra ist ein Konzentrationswort für den Geist. Du kannst dafür auch Zahlen benutzen und für jede Silbe wiederholend von eins bis vier zählen. Augen schliessen, Aufmerksamkeit auf den Atemfluss richten. Wenn du einatmest, denke an ein langgezogenes SAT. Beim Ausatmen an NAM. Während drei bis zehn Minuten wiederholen.
Balance bei voller Fahrt: Das Zugfahren hat den Vorteil, dass du immer mal wieder aufstehen kannst. Die Fliehkräfte trainieren Gleichgewicht und Reaktionsvermögen. Stehe in den Gang oder in den Raum bei den Türen, Füsse leicht versetzt aufstellen, nirgends festhalten. Den Rest besorgt der Zug.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass das gezielte Drücken der Fingerkuppen Auswirkungen aufs Gehirn hat. Denn an unseren Händen und in den Fingern enden zahlreiche Nervenstränge. Fingerkuppen-Übungen werden unter anderem im Gedächtnistraining eingesetzt, um die Hirnplastizität und Merkfähigkeit zu erhöhen. Diese Erkenntnis veranlasst wohl auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrer berühmten Rautenhaltung.
Übung: Gleichmässig ein- und ausatmen, Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger fest aneinanderdrücken. Lösen. Dann auf gleiche Weise Daumen und Mittelfinger, Ringfinger und den kleinen Finger mit dem Daumen drücken. Mit beiden Händen gleichzeitig. Während drei bis zehn Minuten wiederholen.