Wer an der Ski-WM um Gold mitfahren will, muss topfit sein. Welche Rolle spielt dabei die Ernährung?
Entscheidet an der Ski-WM in St. Moritz der Menüplan über Gold und Silber? Kaum, sagt Corinne Spahr. Die ehemalige Skirennfahrerin arbeitet heute als Ernährungsberaterin und betreut auch Fahrer. «Skirennfahrer und -fahrerinnen essen ganz normal», erklärt Spahr. Sie sind unkomplizierte Allesesser.
Ein Blick ins Mannschaftshotel der Schweizer Nationalmannschaft bestätigt dies. Zum Mittagessen gab es Ende Januar während einer Trainingssession Salat vom Buffet und Lachsravioli an einer mastigen Sauce.
Und auch auf dem Frühstückstisch der Schweizer Skistars findet sich in St. Moritz Alltägliches: Brötli, Butter, Honig, Müesli, Schinken und Käse. Zum Trinken gibt’s kalte oder warme Schoggi und Kaffee mit Milch. Der eine oder andere hat zwar spezielle Vorlieben. Carlo Janka isst beispielsweise extrem gerne Fleisch, auch am frühen Morgen.
Und dann geht’s auf die Piste. Da sei wichtig, dass die Athleten genügend trinken würden, vor allem in der Höhe, sagt Spahr. Wasser, Tee mit Zucker oder Sportgetränke kommen zum Einsatz. «Das ist sehr individuell», so Spahr.
Fahrer und Fahrerinnen, die zwei Läufe bestreiten, essen dazwischen nicht viel. Sie greifen zu kleinen Snacks wie Riegel oder sogenannten Regenerationsshakes. Diese liefern neben Kohlenhydraten auch Proteine. «Einen ähnlichen Effekt hätte eine Schoggimilch», erläutert Spahr.
Ist das Rennen vorbei, geht es zurück ins Hotel. Dort wartet das Mittagessen: Pasta, Salat, Fleisch oder Fisch. Grundnahrungsmittel wie Getreideprodukte, Obst und Gemüse, Eiweisslieferanten wie Fleisch, Fisch Eier und Milchprodukte, hochwertige Öle wie zum Beispiel Rapsöl und Nüsse sind die Grundlagen der Sporternährung, erklärt die Ernährungsspezialistin. Süssigkeiten, salzige Knabbereien und energiereiche Getränke sollten genussvoll und in einer geringen Menge konsumiert werden. Kein Wunder also, dass der Menüplan am Abend ähnlich aussieht wie am Mittag. (Fortsetzung weiter unten...)
Die Ernährungsempfehlungen für Sportler und Sportlerinnen unterscheiden sich kaum von dem was für uns alle gilt. Der Unterschied: Sportler und Sportlerinnen sollten gemäss der Swiss Sports Nutrition Society (SSNS) mehr gesunde Öle, Fette und Nüsse (eine halbe Portion pro Stunde Sport) sowie mehr Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte (eine Portion pro Stunde Sport) zu sich zu nehmen. Zudem sollten sie mehr trinken, pro tägliche Stunde Sport zusätzlich 0,4 bis 0,8 Liter eines Sportgetränks.
Es gibt auch Spitzenfahrer, die bei der Ernährung eigene Wege gehen. Einer ist Jungtalent Justin Murisier. Er ernährt sich von September bis April glutenfrei. Grund der Massnahme: Der Slalom- und Riesenslalom-Spezialist fühlte sich oft müde, gerade vor zweiten Läufen. Im Internet fand er dann die Erklärung: Gluten.
Den Anstoss zum Verzicht gab ihm 2013 die Lektüre des Buches «Siegernahrung – Glutenfreie Ernährung für Höchstleistung» von Tennis-Champion Novak Djokovic. Dieser ernährt sich wegen einer Unverträglichkeit seit Jahren glutenfrei.
Die Fahrer ernährten sich heute bewusster als vor 10 oder 15 Jahren. Bratwurst und Pommes frites stünden heute bei einem Rennen nicht mehr auf dem Menüplan, sagt Spahr.