Erhöhte Laborwerte, mehr Infekte – eine weitere Studie liefert Hinweise, dass Extremsport nicht nur gesund ist.
Keine Woche vergeht, ohne dass von den positiven Wirkungen des Sports zu lesen ist. Jogger etwa haben eine rund zwei bis vier Jahre höhere Lebenserwartung, verglichen mit Nicht-Sporttreibenden, Ruderer holen gar sechs zusätzliche Lebensjahre heraus. Cholesterin, Blutdruck, Blutzucker, Krebsrisiko – alles wird günstig beeinflusst. Je mehr Bewegung, umso besser, predigen die Präventivmediziner. Und jetzt das.
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Seit 25 Jahren beobachten US-Forscher eine Gruppe von mehreren Tausend Erwachsenen. Acht Mal wurden die Frauen und Männer, zu Beginn zwischen 18 und 30 Jahre alt, bisher untersucht, zuletzt nun mit einem speziellen Herz-Computertomogramm, das Verkalkungen in den Herzarterien zeigt. Erwartet hatten die Ärzte, dass die extrem Sportlichen jungfräuliche Arterien haben – doch das Gegenteil war der Fall.
Bei 268 Studienteilnehmern, die seit vielen Jahren drei Mal mehr Sport treiben als die empfohlenen 150 Minuten pro Woche, fanden die Ärzte sogar mehr Ablagerungen in den Herzarterien als bei solchen, die nicht sportelten. Bereits vor rund zehn Jahren stellten deutsche Forscher Ähnliches fest bei älteren Marathonläufern.
Immer wieder berichten Mediziner auch von erhöhten Troponinwerten bei Extremsportlern. Dieser Laborwert zeigt an einen Schaden an den Herzmuskelzellen an. Die Werte der Sportler sind teils so hoch, dass man einen Herzinfarkt vermuten könnte. (lesen Sie unten weiter...)
Manche Amateur-Spitzenathleten fördern einen Herzschaden überdies durch entzündungshemmende Schmerzmittel. Eine Umfrage ergab, dass jeder Zweite vor dem Rennen welche schluckte, oft zu hoch dosiert und oft schon während des Trainings. Das kann nicht nur dem Herzen schaden, es führte bei einigen zu passagerem Nierenversagen, Blutungen in Magen oder zu Darm- und Bauchkrämpfen – wobei Letzteres auch bloss durch intensives Training verursacht wird. Ein Grund ist die geringere Durchblutung der Verdauungsorgane beim Extremsport.
Das Immunsystem wird dabei ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem am ersten und am fünften Tag nach einem Marathon steigt die Infektrate. Während des Laufs trocknen die Schleimhäute aus, was Erregern Vorschub leistet.
Trotzdem lassen sich die Präventivmediziner durch solche Studien nicht umstimmen. Erstens sind die Beweise für die gute Wirkung körperlicher Aktivität erdrückend. Zweitens erholen sich Sportlerherzen binnen 24 Stunden vom Troponinanstieg. Und drittens könnte es sein, dass Extremsportler zwar verkalktere Herzarterien haben, diese Verkalkungen aber stabil sind und keinen Herzinfarkt verursachen.