Jedes Jahr das Gleiche: Die Frühlingsmüdigkeit hat viele von uns im Griff. Doch das muss nicht sein. Mit der richtigen Strategie können wir Energiemangel und Antriebslosigkeit bekämpfen.
Die Frühlingsmüdigkeit erscheint vielen Menschen als etwas Rätselhaftes: Die Natur um uns erwacht zu neuem Leben, alles blüht auf – und dennoch fühlen wir uns müde. Leider ist das Thema noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht, wodurch einige Aspekte unklar bleiben. Zunächst muss jedoch betont werden, dass Frühlingsmüdigkeit keine Krankheit ist und es keine eigenständige Diagnose dafür gibt.
Frühlingsmüdigkeit tritt auf, wenn die Tage länger und wärmer werden. Die sich ändernden Licht- und Temperaturverhältnisse spielen dabei also eine Rolle. Das hellere Frühlingslicht regt die Ausschüttung der Hormone Dopamin und Serotonin an, die für gute Laune sorgen. Insbesondere für die Produktion des Dunkelhormons Melatonin, welches uns müde macht und den Schlaf fördert, spielt die Tageslänge eine Rolle. Das Licht hemmt die Bildung des Melatonins, das heisst, je länger der Tag, desto kürzer die Zeit der Dunkelheit und somit die Zeit, in der das Melatonin produziert wird. Diese Umstellung macht uns müde.
Die steigenden Temperaturen bewirken, dass sich unsere Blutgefässe erweitern und unser Blutdruck sinkt, was wiederum zu Müdigkeit führt. Man kann also sagen, dass zwei Faktoren eine Rolle spielen: eine hormonelle Komponente, die durch das Tageslicht gesteuert wird, und eine kreislaufbedingte Komponente, die durch die Temperatur reguliert wird. (Fortsetzung weiter unten)
Neben der bekannten Müdigkeit und Antriebslosigkeit können auch Schwindel, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwäche, verminderte Leistungsfähigkeit und Gereiztheit auftreten. Man kann Frühlingsmüdigkeit mit einem Mini-Jetlag vergleichen, bei dem die Abläufe des Körpers durch die Zeitverschiebung ebenfalls durcheinanderkommen. Übrigens tritt Frühlingsmüdigkeit nicht bei beiden Geschlechtern gleichermassen auf. Laut neusten Studien sind nur 22 Prozent der Männer, aber 49 Prozent der Frauen davon betroffen. Menschen mit von Natur aus niedrigerem Blutdruck – tendenziell Frauen – spüren die Frühlingsmüdigkeit tendenziell stärker.
In der Regel zeigen sich die Beschwerden etwa zwei bis vier Wochen lang. Wenn sie jedoch länger als einen Monat anhalten und es der betroffenen Person nicht gelingt, wieder in Schwung zu kommen, empfiehlt es sich, medizinischen Rat einzuholen. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann überprüfen, ob nicht eine andere Erkrankung oder eine Mangelerscheinung die wahre Ursache für die anhaltende Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind. Oft wird ein Eisenmangel, ein Mangel an Vitamin D oder B12 diagnostiziert, der einfach zu beheben ist.
Es wird empfohlen, möglichst regelmässig draussen zu sein und sich an der frischen Luft zu bewegen. Sport in der Natur ist hilfreich, aber auch gemässigte Bewegung tut gut – beides kurbelt den Kreislauf an und fördert die Produktion von Serotonin. Auch Wechselduschen, also der Wechsel von kaltem zu warmem Wasser, helfen unserem Kreislauf auf die Sprünge, stärken Herz und Blutgefässe und regen unser Immunsystem an. Ausreichend zu trinken und eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, also u.a. viele Früchte, Gemüse und Vollkornprodukte enthält, machen uns ebenfalls fit für den Frühlingsanfang. Ebenfalls ist eine gute Schlafhygiene enorm wichtig, nicht nur bei Frühlingsmüdigkeit, sondern für unser allgemeines Wohlbefinden. (Fortsetzung weiter unten)
Leider ist heute Schlafmangel für viele Menschen ein Dauerzustand. Dabei ist ausreichender Schlaf eine Grundvoraussetzung für Gesundheit und Vitalität. Im Frühling, wenn die Tage länger werden, bleiben viele von uns länger auf und gehen später zu Bett. Wir sollten darauf achten, dass wir genügend schlafen und allenfalls einen Schlafmangel mit Ruhephasen kompensieren. Hier ist es wichtig, in sich hineinzuhören und sich zu fragen: Was brauche ich jetzt? Brauche ich Bewegung oder sollte ich mir Ruhe gönnen? Wer bereits schon sehr aktiv ist, muss bei Frühlingsbeginn nicht noch aktiver werden, sondern sollte sich im Gegenteil kleine Pausen gönnen, um sich zu regenerieren. Kurze Nickerchen von etwa 15 und 20 Minuten können viel zur Erholung beitragen. Wichtig ist, einen Wecker zu stellen, um nicht zu lange zu schlafen und nicht in die Tiefschlafphase zu gelangen. Sonst erreicht man genau das Gegenteil und wacht müde und schlecht gelaunt auf. Zu einer guten Schlafhygiene gehört übrigens auch, dass die Temperatur im Schlafzimmer nicht über 18 Grad Celsius liegt.
Sogenannte Lichttherapielampen können hilfreich sein, wenn sie richtig eingesetzt werden und ausreichend stark sind – 10'000 Lux sind empfehlenswert. Sie sollten jeden Tag zur gleichen Zeit, möglichst direkt nach dem Aufstehen, z.B. während des Frühstücks, für eine Dauer von 30 Minuten verwendet werden. Solche Lampen fungieren als Zeitgeber und wirken auf unseren zirkadianen Rhythmus, also auf unsere „innere Uhr“. Durch das helle Licht der Lampe wird die Produktion von Melatonin gehemmt und die Serotoninproduktion angekurbelt, was sich positiv auf Symptome wie Müdigkeit und Stimmungsschwankungen auswirken kann.