Was Eltern und Grosseltern beachten sollten, damit die Knirpse vom Fernsehen profitieren.
Fernsehen ist schlecht für Kinder, sagen die Einen. Nein, sie können beim Fernsehen etwas lernen, sagen die Anderen. Wissenschaftler wollten es jetzt genau wissen.
Denn es gibt zwar Empfehlungen, wie viel Zeit kleine Kinder maximal am Bildschirm verbringen sollen, aber wissenschaftlich gestützt sind sie kaum.
In der Schweiz raten Fachleute, Kinder unter drei Jahren gar nicht vor einen Bildschirm zu setzen (auch nicht für Videospiele), Kinder ab drei Jahren sollten nicht länger als 30 bis 60 Minuten täglich davor verbringen, eine eigene Spielkonsole gibts frühestens mit sechs Jahren und ab zehn Jahren liegt wöchentlich für jedes Lebensjahr eine Stunde Bildschirmzeit drin.
Die US-Kinderärzte-Vereinigung zum Beispiel rät: Kinder unter 18 Monaten sollten weder fernsehen noch Filme an Bildschirmen oder Smartphones schauen. Für Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren wird höchstens eine Stunde Bildschirmzeit pro Tag empfohlen und das nur, wenn es sich um gute Kindersendungen wie «Sesamstrasse» handelt.
Ausserdem sollte, wenn immer möglich, eine Bezugsperson mitschauen. Und bei Kindern ab sechs Jahren sollten Eltern festlegen, was das Kind wie lange und wie oft schauen darf.
Diese Empfehlungen wurden weltweit von vielen Organisationen übernommen, ohne dass so recht bekannt war, wie sinnvoll sie sind. Nun schafft eine aktuelle Studie etwas mehr Klarheit.
Dort fassten die Wissenschaftler 42 Untersuchungen zusammen, bei denen getestet wurde, wie gut Kinder sprechen. Gleichzeitig wurde gezählt, wie viel Zeit sie am Bildschirm verbracht hatten. Insgesamt hatten fast 19’000 Kinder an diesen Studien teilgenommen.
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Der Verdacht: Kinder, die viel TV schauen, lernen schlechter sprechen. Das ist tatsächlich so, bestätigt die aktuelle Studie: Je mehr TV-Konsum, desto schlechter die Sprachfertigkeit der Knirpse – aber es kommt entscheidend darauf an, welche Sendungen sie sehen und ob sie alleine vor der Glotze sitzen.
Denn die Kinder, die gute Kinderprogramme verfolgen durften, hatten sogar ein etwas besseres Sprachvermögen. Das galt auch für Kinder, bei denen ein Elternteil mitschaute. Insbesondere Knaben scheinen von dieser gemeinsamen Bildschirmzeit zu profitieren.
Die Kinder, bei denen der Fernseher im Hintergrund lief, lernten dagegen schlechter sprechen. Damit bestätigt die Studie im Prinzip die Empfehlungen der Kinderärzte.
Das grosse «Aber» an dieser Auswertung ist jedoch, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen könnten. So ist zum Beispiel denkbar, dass gut behütete Kinder weniger fernsehen als solche, die den ganzen Tag sich selbst überlassen sind und niemanden zum Reden haben.
Am Rat der Wissenschaftler ändert das aber nichts: Begrenzen Sie die Bildschirmzeit, wählen Sie gute Kinderprogramme aus, schauen Sie mit, sprechen Sie dabei mit dem Kind und stellen Sie ihm Fragen zur Sendung. So hat es das TV-Vergnügen und lernt erst noch besser sprechen.
Quelle: «Jama Pediatrics»